Minden. Die Kirche bleibt im Dorf, doch die Landkarte verändert sich. Der Evangelische Kirchenkreis Minden startet mit einer neuen Geografie in die Zukunft: Die Gemeinden rücken in vier Räumen Hille, Minden-West, Minden-Ost und Porta sowie Petershagen zusammen. Bei der Kreissynode im November soll der wegweisende Entscheid getroffen werden. In diesen Wochen setzen sich die Gemeinden und Arbeitsbereiche zusammen, um den Weg vorzubereiten und die Gemeindeglieder mit auf die Reise zu nehmen. Den Anfang machten die Gemeinden in und um die Mindener Innenstadt auf dem linken Weserufer.

Das Moderationsteam um Superintendent Michael Mertins und Friedrich Kasten hatte einen ambitionierten Diskussionsabend geplant. Nicht zuletzt repräsentierten die Anwesenden im Saal des Marienstifts eine ernstzunehmende Größe: 27000 Gemeindeglieder waren durch ihre Pfarrerinnen und Pfarrer, Mitglieder der Presbyterien und andere Haupt- und Ehrenamtliche vertreten. Dazu kamen kreiskirchliche und andere Arbeitsbereiche von der Offenen Kirche St. Simeonis bis zur Diakonie Stiftung Salem. Schon eine erste Stimmungsabfrage zeigte die Dynamik in der Gruppe: Neben Frustration mit dem alten System motivierte die Teilnehmer der Wunsch, sich offen auszutauschen, aber mehr noch, nach langer Planung Fakten zu schaffen.

Die auf dem Zukunftstag im März angesprochene und auf der Kreissynode vorgeschlagene Lösung heißt: Personalplanungsräume. Hinter dem amtsdeutsch klingenden Begriff versteckt sich eine neue Art, in und zwischen Gemeinden zusammenzuarbeiten. Die 23 Gemeinden des Kirchenkreises organisieren sich in vier Räumen, in denen Pfarrstellen und Interprofessionelle Pastoralteams zusammen besetzt und gemeindliche Angebote gemeinsam getragen werden. Das erleichtert die Besetzung bei dem von der Landeskirche geplanten Schlüssel von 3000 Gemeindegliedern pro Vollzeit-Pfarrstelle. Dieser liege nicht zuerst an fehlenden Ressourcen, sondern am mangelnden Pfarrnachwuchs, erklärte Superintendent Mertins. Interessierten Kandidaten müssten attraktive Stellen angeboten werden, die in einzelnen Gemeinden oft nicht mehr abgebildet werden können. Es würde in den Räumen auch möglich, neue Kompetenzzentren zu bilden, wenn nicht jede Gemeinde alle Angebote alleine vorhalten muss, sondern sich auf das konzentriert, was sie besonders gut kann.

Da die Gemeinden in den Planungsräumen erhalten bleiben, bleibt bei deren Presbyterien auch die Verantwortung nicht nur für die Pfarrstellen, sondern auch für den Weg in die neue Kirchenlandschaft. Und so ging es an diesem Abend um die praktischen Fragen: Welches Potenzial kann gehoben werden, und was wird für den weiteren Weg benötigt? Die Antworten der Teilnehmenden waren so vielfältig wie die Gemeinden, die sie vertraten, doch zeigte sich ein geteilter Wunsch nach transparenter Kommunikation, um die Menschen in die neuen Räume mitzunehmen, und nach gemeinsamen Aktionen, um die neue Gemeinschaft erlebbar zu machen.

Viele Ideen wurden mitgenommen, viel blieb zu besprechen. Besonders die von den Teilnehmern ausgesprochene Sorge, dass die Presbyterien übergangen würden, konnte Superintendent Mertins entkräften: Es ginge gerade darum, Haupt- und Ehrenamtliche aus den Presbyterien in einen Zukunftsrat zu entsenden, damit sie den Prozess gestalten. „Das ist doch der Mindener Weg“, schloss der Superintendent: „Gemeinsam machen.“

Auf den Abend im Marienstift folgen weitere Aussprachen in Petershagen, Hille und den Mindener und Portaner Gemeinden rechts der Weser.