Vor kurzem habe ich unseren Konfirmanden eine Interview-Aufgabe gegeben. Sie sollten Menschen fragen, welche Bedeutung Jesus für sie hat. Eine Antwort hat uns beschäftigt. Da hat jemand gesagt, dass er angesichts von viel Leid und Gewalt, die er im beruflichen Kontext erlebt hat, mit dem Glauben an Jesus nur wenig anfangen kann.
Nun ist die Frage nach Gott und dem Leid eine sehr grundlegende und es gibt da keine befriedigende Antwort, die man hier in wenigen Zeilen anführen könnte. Dass Menschen im Angesicht eigener Leiderfahrung in Zweifel geraten, kann ich verstehen. Ich muss allerdings sagen, dass ich angesichts vieler leidvoller Situationen, die ich als Gemeindepastor und noch mehr bei Notfallseelsorge-Einsätzen erlebt habe, eher zu einem umgekehrten Schluss komme, als der Interviewte.
Für mich ist Jesus gerade hier von entscheidender Bedeutung, weil er selbst ins Leid geht, Gewalt, Schmerzen und Tod freiwillig auf sich nimmt. So setzt Gott in ihm das Zeichen, dass ihm diese schweren menschlichen und oft unmenschlichen Erfahrungen nicht egal sind. Er nimmt im Kreuz das Leid auf sich und die Schuld, die oft damit verbunden ist. Daran denken wir in der Kirche in dieser Passionszeit besonders. Zum Beispiel, dass Jesus im Garten Gethsemane seine eigene Todesangst zum Ausdruck bringt. Aber er stimmt diesem schweren Weg zu: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe“ und erlebt einen Engel an seiner Seite. So können auch wir wissen, dass wir in solch schweren und schmerzhaften Situationen nicht allein sind, sondern wir in Jesus jemand an unserer Seite haben, der mit uns fühlt. Dies ist keine Erklärung für das Leid. Aber ich durfte oft erleben, wie es mir die Kraft gegeben hat, anderen beizustehen und wie Menschen auch im tiefsten Leid in einem Gebet Halt und Trost bei diesem Gott gefunden haben, der uns in Jesus so nahekommt. Darum hoffe ich zwar, dass keiner von Ihnen in nächster Zeit durch schmerzhafte Erfahrungen gehen muss. Doch wenn es so ist, wünsche ich Ihnen, dass Gott Ihnen Engel an die Seite stellt, auch in Form anderer Menschen, und selbst spürbar bei Ihnen ist.

Andreas Wilmsmeier
Pfarrer der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Hartum-Holzhausen und Koordinator der Notfallseelsorge im Kirchenkreis Minden