Am Ewigkeitssonntag werden wir uns in den Kirchen treffen,
die, die im letzten Kirchenjahr einen Angehörigen oder Freund verloren haben,
die, die schon länger einen lieben Menschen vermissen.
Uns alle beschäftigt der Verlust und die Frage, wie können wir mit diesem Verlust weiterleben?
Der Tod gehört zum Leben dazu, das wissen wir alle, es zu akzeptieren fällt schwer und darüber zu reden ist oft immer noch ein Tabu.
Mit unseren Konfirmandinnen und Konfirmanden gehen wir im Rahmen eines Projekttages auf den Südfriedhof. Dort begegnen wir Bestattungsarten und den Spuren derer, die uns vorausgegangen sind, deren Namen wir auf Grabsteinen und Grabmalen lesen können. Anschließend kehren wir ins Gemeindehaus zurück, wo Bibeltexte, Lieder und Bücher Raum geben für Gespräch und Nachdenken.
Einen besonders tiefen Eindruck hinterlässt das Buch „Leb wohl lieber Dachs“. Nachdem der alte Dachs gestorben ist, erzählt sich die Tiergemeinschaft, was sie mit ihm erlebt hat, was er ihnen mitgegeben hat für ihren Lebensweg.
Der Fuchs hat gelernt seine Krawatte richtig zu binden, die Häsin Plätzchen zu backen, der Frosch Schlittschuh zu laufen… Und während des Erzählens merken die Tiere, dass die Erinnerung an den alten Dachs leichter werden, weil sie sie miteinander teilen. Mit dem Tod leben lernen heißt für mich: Im Gespräch mit Gott und den Menschen zu sein, die mir wichtig sind und zugleich zuzuhören, wie es der oder dem Anderen geht.
Und so bekomme ich einerseits im Gespräch und Gebet mit Gott und andererseits im Austausch mit anderen neuen Mut, neue Kraft und neue Hoffnung, das Leben neu zu entdecken.
Jesus lädt uns dazu ein: „Kommt her zu mir, wenn ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“ (Mt 11,28) und „Ich bin bei dir alle Tage bis an der Welt Ende“ (Mt 28,20).
Deshalb: „Fürchte dich nicht…., denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“ (Jes 43,1).

Thomas Pfuhl
Pfarrer, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Martini, Bezirk Erlöserkirche