Minden. Rikschas sieht man in Ostwestfalen eher selten – und eine Rikscha, die der Superintendent eines Kirchenkreises steuert, eigentlich nie.

Dennoch war Ende Juli eine solche Rikscha in Minden unterwegs. Ulrich Schlomann, der langjährige Verwaltungsleiter des Evangelischen Kirchenkreises Minden, geht zum 31. Juli in den Ruhestand. Für seinen letzten Arbeitstag hatten sich die Kolleginnen und Kollegen einige Überraschungen ausgedacht.

Als Schlomann morgens ins Haus der Kirche kam, musste er zunächst feststellen, dass außer ihm niemand zur Arbeit erschienen war. Stattdessen hatten die Kolleginnen und Kollegen im Martinihaus alles für ein gemeinsames Frühstück vorbereitet und warteten dort auf ihn. Für den Transfer dorthin sorgte Superintendent Michael Mertins mit einer Rikscha. Nach dem Frühstück ging es weiter zu vier Stationen, die für Schlomanns Amtszeit eine besondere Rolle gespielt haben. Welche Station die nächste sein würde, erfuhr Schlomann jeweils erst kurz vor dem Aufbruch.

Vom Martinihaus, das früher Evangelische Familienbildungsstätte in der Trägerschaft der St.-Martini-Gemeinde war und demnächst zum offiziellen Sitz des Kirchenkreises umgebaut werden soll, ging es zur Offenen Kirche St. Simeonis. Die Simeonis-Kirche wurde in Schlomanns Amtszeit von einer Gemeinde-Kirche zur City-Kirche mit vielfältigem kulturellem und spirituellem Programm. Dort hielt Mertins eine Morgenandacht mit vielen Bezügen zu Schlomann, seiner Arbeit als Verwaltungsleiter und seinem bevorstehenden Ruhestand.

Danach ging es in die Kuhlenstraße zum Campus der Diakonie Stiftung Salem. Hier sind die Personal- und die Kindergarten-Abteilung des Kirchenkreises untergebracht. Moderiert von der Leiterin der Personalabteilung, Heike Haake, hatte Schlomann hier einige Aufgaben zu bewältigen wie zum Beispiel, innerhalb von drei Minuten mit Straßenkreide eine Kirche auf den Boden zu malen. Mittlerweile hatte Schlomann die Logik des Abschiedsprogramms durchschaut und erriet souverän, wohin die Reise als Nächstes gehen sollte: ins Wichernhaus. Das Gemeindehaus der St.-Jakobus-Gemeinde in Dützen liegt Schlomann sehr am Herzen, weil er in Dützen aufgewachsen ist und weil er im Wichernhaus geheiratet  hat. Hier gab eine Gruppe von Bläserinnen und Bläsern ein Konzert voller Lieder, die Schlomann besonders schätzt.

Letzte Station war das Privathaus von Ulrich Schlomann in Haddenhausen. Hierhin hatte Birgit Schlomann, seine Frau, den Eiswagen umgeleitet, den Schlomann eigentlich zur Feier des Tages zum Haus der Kirche bestellt hatte. Bei Eis und Erfrischungsgetränken im Garten der Familie Schlomann klang der kurzweilige letzte Arbeitstag des Mannes aus, der insgesamt 47 Jahre lang für den Evangelischen Kirchenkreis Minden gearbeitet hat.

Seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten begann Schlomann am 1. August 1976, 15 Jahre später, am 1. August 1991, wurde er Verwaltungsleiter des Kirchenkreises. 32 Jahre danach, am 1. August 2023, übernimmt nun sein Nachfolger, Dietrich Trölenberg, die Amtsgeschäfte.

Ein Gottesdienst und ein Empfang zur offiziellen Entpflichtung Schlomanns und Einführung Trölenbergs ist für den 11. August vorgesehen. Dann wird auch Superintendent a. D. Jürgen Tiemann erwartet. Tiemann und Schlomann hatten viele Jahre eng zusammengearbeitet; als Tiemann in den Ruhestand ging, mussten aufgrund von Corona-Schutz-Bestimmungen alle geplanten Feierlichkeiten abgesagt werden. „Hier gilt es also, noch etwas nachzuholen“, sagt Mertins.