Eine der Besonderheiten Mindens ist seine Lage am Fluss. Das sahen die ersten Siedler wohl auch so, als sie sich diesen Ort ausgesucht haben: der Fluss gibt genug Wasser, bietet Schutz und ist zugleich eine bedeutende Verkehrsader. Das Problem der Lage am Fluss ist aber, dass er immer auch „im Weg“ ist, wenn man mal auf die andere Seite will. Er trennt Stadtteile, er zerschneidet Verkehrswege. Und deshalb gab es in Minden immer schon die eine große Aufgabe: Brücken bauen und erhalten! Wenn eine Brücke da ist, dann ist der Fluss keine Trennung mehr. Dann kann man gut an ihm leben und dennoch mit „denen drüben“ verbunden sein!
Im Leben von uns Menschen braucht es aber gar keinen Fluss, um das Gefühl der Trennung zu spüren. Oftmals sind Menschen innerlich ewig weit voneinander entfernt, obwohl sie nah beieinanderstehen; da ist es so, als ob reißende Flüsse und gähnende Abgründe zwischen ihnen wären.
Wollen wir das, dass sich tiefe Täler auftun in Familien, in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Gemeinde, in der Nachbarschaft? Wohl kaum. Also müssen auch hier Brücken gebaut werden: Brücken der Menschlichkeit, des Verständnisses, der Annäherung.
Das hauptsächliche „Baumaterial“ dazu ist: Vertrauen. So wie Brücken über Flüsse aus Holz, Stein oder Stahl sind, so müssen Brücken zwischen Menschen aus Vertrauen gebaut werden. Vertrauen, dass mein gegenüber mich nicht hintergeht; Vertrauen, dass er es ehrlich mit mir meint; Vertrauen auch in mich selbst, dass auch ich mich als zuverlässig – eben vertrauenswürdig – erweise!
Es gibt ein Lied im Evangelischen Gesangbuch, das dieses Thema aufgreift: Nr. 669 „Herr, gib mir Mut zum Brücken bauen, gib mir den Mut zum ersten Schritt. Laß mich auf Deine Brücken trauen, und wenn ich gehe, geh Du mit.“
Dieses Lied weist uns auf eine unserer menschlichen Hauptaufgaben hin, nämlich voller Vertrauen Brücken zueinander bauen in der Gewissheit, dass er, Gott selber, immer der größte Brückenbauer ist und uns dabei hilft! Durch seinen Sohn Jesus Christus macht er es uns vor, wie wir Vertrauen schenken und vertrauensvoll sein können und so zu Brückenbauern unseres eigenen Lebens werden!
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und einen gesegneten Sonntag!

Christoph Ruffer
Pfarrer, Evangelisch-Lutherische St.-Martini-Kirchengemeinde