Minden. Eine Ausstellung unter dem Titel „Jeder Mensch hat einen Namen. Stolpersteine in Uchte“ ist ab 20. Februar in der Offenen Kirche St. Simeonis zu sehen.Die Veranstaltung, konzipiert und umgesetzt von der Werbeagentur Eins A-Z in Uchte, stellt ein bedeutendes Zeugnis der Geschichte dar, welches die dunklen Tage der Juden-Deportation im ländlichen Raum, am Beispiel der Samtgemeinde Uchte, in den Fokus rückt. Auf beeindruckenden Tafeln enthüllt sie die bewegenden Schicksale jüdischer Familien während der Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus in der Region. Obwohl sie sich auf eine einzelne Ortschaft konzentriert, gibt sie zugleich einen beklemmenden Einblick in das perfide System zahlreicher Deportationen im ländlichen Raum Deutschlands.

Erstmals im Bürger- und Kulturhaus in Uchte im Jahr 2015 gezeigt, wird die Ausstellung auf Initiative von Wolfgang Battermann, Alte Synagoge Petershagen e.V., nach einer inhaltlichen Revision nun erneut präsentiert. Dabei wurden bis dato unbekannte Details aufgedeckt und korrigiert, um die Öffentlichkeit mit einer präzisen Darstellung zu konfrontieren. Zwei Jahre akribischer Recherche, Aufarbeitung und Dokumentation, hat die „Stolpersteine Uchte“-Initiative gewidmet, um den jüdischen Familien, die einst in der Samtgemeinde Uchte lebten, ihre Namen und Gesichter zurückzugeben. Die Verlegung der Stolpersteine dient dabei als lebendiges Denkmal gegen das Vergessen und als Mahnung für zukünftige Generationen.

Durch das Engagement des Archivs der Samtgemeinde Uchte, unterstützt von Gerd Koczwara, wurden zahlreiche Portraits jüdischer Mitbürger*innen wieder entdeckt. Das jüdische Leben in Uchte führt bis mindestens 1812 zurück. Die Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof dokumentieren Bestattungen ab 1855. Im Zuge dieser Recherchen wurden sämtliche Grabsteine erfasst und vom Hebräischen ins Deutsche übersetzt. Dabei sind unleserliche Buchstaben nach bestem Wissen rekonstruiert, um die Familiengeschichten zu vervollständigen.

Dank persönlicher Kontakte von Shoshanah Fuhrhop zu Yad Vashem und intensiver Spurensuche in deutschen und internationalen Archiven konnten die Schicksale der Verschwundenen rekonstruiert werden. Dabei wurden überlebende Nachkommen in mehreren Ländern gefunden. Von diesen stammen berührende Dokumente wie persönliche Briefe und private Fotografien ihrer ermordeten Familienmitglieder.

In einem separaten, geschlossenen Bereich der Ausstellung ist ein dokumentarischer Film über die Familien zu sehen, der ihre Geschichte eindrucksvoll zum Leben erweckt. Begleitet wird die Ausstellung von einem umfassenden Buch, das vor Ort zu erwerben ist. Es dokumentiert tiefer greifend die bewegenden Geschichten der jüdischen Familien. Diese Ausstellung bleibt somit nicht nur eine Momentaufnahme der Geschichte, sondern ein respektvolles Zeugnis zur Erinnerung und Mahnung.

Eröffnet wird die Ausstellung am Dienstag, 20. Februar, um 18 Uhr mit einem Grußwort von Pfarrer Bernhard Speller. Anschließend führt Shoshanah Fuhrhop durch die Ausstellung. Musikalisch wird der Abend von Susanne Burgschweiger auf der Querflöte einfühlsam begleitet. Die Ausstellung in St. Simeonis ist werktags Dienstag bis Samstag 11-17 Uhr geöffnet. Zugang: Simeonskirchhof / Weingarten (Nähe Königstraße), 32423 Minden. Für Schulklassen und Gruppen sind Führungen nach Vereinbarung möglich. Kontakt: Pfarrer Andreas Brügmann, Tel. 0571 – 93 41 968 oder Mail an andreasbruegmann@gmx.de

(Beitrag von Shoshanah Fuhrhop und Pfarrer Andreas Brügmann / Offene Kirche St. Simeonis)