Minden. Seit 17 Jahren führt Alfred Loschen vom Gastgeberteam der Offenen Kirche St. Simeonis die Besuchsstatistik, aufgeschlüsselt für jeden Tag nach sozialen Kategorien (Männer, Frauen, Kinder) und nach Besuchsanlass (Besuche außerhalb bzw. innerhalb von Veranstaltungen). Mit Spannung und angesichts von Corona mit Sorge erwartet: Die Zahlen für 2020. Das Ergebnis hat ein doppeltes Gesicht.

Die schlechte Nachricht: Mit insgesamt 3939 Besucher*innen hat die Offene Kirche St. Simeonis 2702 Besucher*innen im (1.) Jahr unter den Bedingungen von Corona weniger Gäste als im Vorjahr zu verzeichnen. Im Jahr 2019 waren es – den durchschnittlichen Zahlen vergangener Jahre entsprechend – 6641 gewesen.

Die gute Nachricht: Wenn man die Zahlen weiter aufschlüsselt, steht die Kirche mit ihren 3939 Besucher*innen immer noch gut da. Obwohl die Kirche ab Mitte März infolge des Lock Downs bis Ende April komplett geschlossen war und die Öffnungszeiten im Mai noch eingeschränkt waren, ist die Zahl der sogenannten „Tagesbesucher*innen“ – Menschen, die nicht im Rahmen von Veranstaltungen, sondern „nur so“ die Kirche besuchen – erstaunlich hoch geblieben: Exakt 2500, nur 288 weniger als im Vorjahr, sind aus dieser Besuchergruppe gekommen. Sicher haben dazu auch die beiden Ausstellungen „Ezidi – offene Lebenswelten. Kultur und Geschichte der Ezid*innen“ und „Wege zum Dialog. Bilder von Mohamed Aziz El-Khiar mit Texten aus Koran und Bibel“ beigetragen, die über mehrere Monate zu sehen waren, auch wenn die begleitenden Veranstaltungen großenteils wegen der Pandemie ausfallen mussten.

Deutlich wird: Ohne eigene Gemeinde und ein wenig „versteckt“ am Rand der Altstadt liegend, erfreut sich die Kirche eines erstaunlich hohen kontinuierlichen Besuchs – auch, wenn die sonst üblichen größeren Veranstaltungen (Konzerte, Vorträge, Lesungen usw.) wegen der Pandemie weitgehend ausfielen. In dieser Besucherkategorie – den Besucher*innen innerhalb von Veranstaltungen – waren 1439 Menschen gekommen. Das waren zwar 2448 weniger als im Vorjahr (2019 waren es 3887 in dieser Kategorie), andererseits macht es deutlich, wieviel die kontinuierlichen „kleineren Veranstaltungen“ zum Jahresergebnis beitragen. Dazu gehören das wöchentliche Mittagsgebet „7 Minuten mit Gott“, die 14tägige Reihe im Sommerhalbjahr „MUT – Musik Und Texte“, und die monatliche Orgelvesper. Da dies alles Veranstaltungen gottesdienstlichen Charakters sind, finden sie auch unter den Bedingungen der Pandemie statt.

Zugleich wird deutlich: Dank eines großen Teams von Ehrenamtlichen (den „Gastgeberinnen und Gastgebern“) während der Woche geöffnet, ist die 807 Jahre alte Kirche mit der familiären Ausstrahlung ihres eher „übersichtlich“ dimensionierten Kirchraums in der südlichen Altstadt Mindens ein guter Ort, um auch in der an kulturellen Angeboten ausgedünnten Zeit der Pandemie erfolgreich „Angebote im kleinen Format“ zu machen.

Zurzeit heißt es allerdings wie in den vergangenen Jahren erst einmal: „Tür zu“. Nach einem besonders anstrengenden und belastenden Jahr macht das Team der Gastgeberinnen und Gastgeber, die aufopferungsvoll dafür gesorgt haben, dass die Kirche für Besucher*innen aus Stadt und Land (und aus dem Ausland!) geöffnet war, im Januar erst einmal „Winterpause“. Die Ehrenamtlichen nutzen diese Wochen, um sich von ihrem anspruchsvollen Dienst zu erholen und für die kommende Saison aufzutanken. Die beginnt, wie in jedem Jahr, am ersten Dienstag im Februar.

(Beitrag von Pfarrer Andreas Brügmann, Foto von Alfred Loschen / Offene Kirche St. Simeonis)