Minden. Muss Kunst immer eine „Botschaft“ haben, die Betrachtenden mit tiefsinnigen Andeutungen zur Erkenntnis führen oder ihnen den kritischen Spiegel der Missstände in der Welt entgegenhalten? Oder darf Kunst auch einfach nur „schön“ sein? Aida Gharehkhani beantwortet diese in der Kunsttheorie heftig umstrittene Frage mit einem klaren „ja“. Eine Auswahl ihrer Arbeiten präsentiert sie zurzeit in der Offenen Kirche St. Simeonis.

Gharehkhani ist 2015 mit ihrer Familie aus dem Iran nach Minden geflüchtet. In ihrem Beruf als Friseurin, den die gebürtige Iranerin in Teheran ausübte, hatte sie es mit dem Thema „Schönheit“ ganz sinnlich-praktisch zu tun. Schon immer hatte sie den Traum, sich über ihr kosmetisches Handwerk hinaus künstlerisch zu betätigen, und so belegte sie schon im Iran Kunst-Kurse. Nach der gefahrvollen Flucht von Iran nach Deutschland erhielt sie beim Neuanfang in Minden Hilfe durch die Flüchtlingsberatung des Evangelischen Kirchenkreises Minden; eine Wohnung fand sie gemeinsam mit ihrer Familie in Todtenhausen. Dort entdeckte Pfarrerin Katja Reichling das Talent von Aida Gharehkhani, im Schnittpunkt von Kunst und Design einen eigenen künstlerischen Weg zu finden. Die Pfarrerin ermutigte sie, mit ihren Bildern, die im Freundes- und Bekanntenkreis bereits auf Interesse stießen, jetzt auch in die Öffentlichkeit zu treten – und so kam es zu der Ausstellung in St. Simeonis.

„Blaue Schmetterlinge“, „Schönes Mädchen“, „Sonne“ – schlicht und anschaulich sind die Titel der 16 ausgestellten Bilder. Was die mit sehr unterschiedlichen Materialien und Techniken hergestellten Bilder verbindet, ist das Hervortreten des Ornamentalen und Dekorativen. Zugleich sind Anknüpfungen an stilistische Traditionen des persisch-orientalischen Kulturraums zu erkennen, über die islamische Miniaturmalerei, Kalligraphie und Goldschmiedekunst hinaus bis in die Epochen der altpersischen Kulturen hinein.

Die Ausstellung „Ornament und Form“ mit Bildern von Aida Gharehkhani ist bis zum 30. Juli dienstags bis samstags von 11 bis 17 Uhr in der Offenen Kirche St. Simeonis zu sehen.

(Text von Pfarrer Andreas Brügmann, Bild von Alfred Loschen / Offene Kirche St. Simeonis)