Wie wichtig sind doch unsere Ohren. Wir müssen gar nicht viel tun – sie einfach auf Empfang stellen. Zuhören! Aufmerksam sein, wahr- und ernstnehmen was wir hören, was es gerade braucht, was die Menschen um uns herum brauchen. Wie oft sind wir nur mit einem Ohr dabei? Hören gar nicht richtig hin, weil wir gedanklich schon den nächsten Punkt auf unserer To-Do-Liste abhaken oder uns Unerledigtes im Kopf rumschwirrt.
Hören wir richtig hin! So können auch wir in unserem Alltag zu guten Hirten und Hirtinnen werden – ganz ohne Hütehund, Stecken und Stab, ohne Fachkenntnisse, ohne große Herde.
Hören wir, was einander bewegt, welche Sorgen und Nöte den Alltag unserer Mitmenschen belasten. Schenken wir ihnen eine freundliche Stimme, ein zugewandtes, offenes Ohr. Kleine Dinge, die uns nur ein bisschen Zeit und Zuwendung kosten, die aber Großes bewirken können. Sie können helfen, dass ein Mensch nicht verloren geht – weil er sich gehört, vielleicht sogar verstanden fühlt.
Menschenhüten und Menschenführen wie Schäfchen? Kann das denn sein? Hier und da erleben wir das alle. Wir unterstützen Kinder und Enkelkinder beim Großwerden in unserer Welt, mit den Herausforderungen des Alltags. Wir begleiten Familie und Freunde, trauern und leiden gemeinsam und halten Schmerz zusammen aus. Wir übernehmen Verantwortung im Job, in der Schule und Zuhause, bewältigen bürokratische Anforderungen und stehen einander mit Ratschlägen und helfender Hand zur Seite. Überall dort, wo wir uns bemühen einander nicht aus dem Blick zu verlieren, sondern auf uns achten, so dass niemand verloren geht, überall da wird der Geist des Guten Hirten in unserem Alltag auch heute spürbar.
Liebe Schwestern und Brüder, also sein wir ganz Ohr – damit Mangel zu Fülle, Angst zu Vertrauen und Hoffnungslosigkeit zu Mut werden kann!
Nadja-Elena von Storch
Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Barkhausen