Bilderverbot? Für den Muslim Mohamed Aziz El Khiar ist das kein Thema. Das sogenannte „Bilderverbot“ in der biblisch-koranischen Tradition bezieht sich nach ihm auf die Verehrung von Geschaffenem anstelle Gottes (Götzen), nicht auf Bilder als Ausdrucksmittel der Kunst, die zum Denken anregen. Verheiratet mit einer evangelischen Religionslehrerin, führt der aus Marokko stammende Künstler eine interreligiöse Ehe. Ihm ist es wichtig, dass in der Erziehung ihrer Kinder die Kenntnis beider religiösen Traditionen vermittelt wurden. Dabei entdeckte er seine Begabung, Geschichten über Propheten aus der Bibel und dem Koran zu malen und so das interreligiöse Gespräch anzustoßen. Obwohl er nie eine Kunstschule besucht hat, sind seine Bilder sehr ausdrucksstark. Seine Sammlung „Wege zum Dialog“ vereint 22 Bilder mit Gestalten und Szenen aus Bibel und Koran. Zusammen mit seiner Frau hat er für jedes Bild jeweils die passenden Stellen aus Koran und Bibel im vollen Wortlaut beigefügt, so dass eine beeindruckende und informative Zusammenschau biblisch-koranischer Überlieferungen entstanden ist.
Wirkungsvoll integriert in den 806 Jahre alten Kirchraum von St. Simeonis, laden die vom Format her sehr unterschiedlichen Bilder die Betrachtenden ein, sich mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden in den Überlieferungen von Juden, Christen und Muslimen auseinanderzusetzen. Aus trialogischem Blickwinkel heraus gestaltet, fördern die Bilder nicht nur den Dialog zwischen Christ*innen und Muslim*innen, sondern sind auch eine faszinierende Gelegenheit für den jüdisch-islamischen Dialog. Besonders interessant ist die Ausstellung für Schüler*innen und Jugendliche und für alle, die beruflich oder ehrenamtlich in Erziehung, Ausbildung und Unterricht zu tun haben.
Die Eröffnung der Ausstellung fand im Beisein des Künstlers Mohamed Aziz El Khiar und der Koordinatorin Rita Tscherpel, die die Ausstellung nach Minden gebracht hat, statt. Mit dabei war auch Cuma Yücel vom Vorstand der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu Minden, der in seinem Grußwort die Bedeutung der Kunst für Bildung und Verständigung unter den Menschen hervorhob.
Die Ausstellung in St. Simeonis ist bis zum 18. Juli dienstags bis samstags von 11 bis 13 und von 15 bis 17 Uhr zu besichtigen. Beim Besuch gelten die üblichen Schutzmaßnahmen der Corona-Prävention. Auch Gruppenbesuche (bis zu zwölf Personen) sind möglich, allerdings nur nach vorheriger Anmeldung unter Telefon 0571 9341968 oder Mail an andreasbruegmann@gmx.de.
(Text von Pfarrer Andreas Brügmann, Foto von Alfred Loschen / Offene Kirche St. Simeonis)