Minden. Immer mehr Menschen geben ihre Mitgliedschaft in der Kirche auf, immer knapper werden die Ressourcen und immer schwieriger wird es, freie Pfarrstellen neu zu besetzen. Wie kann es unter solchen Umständen gelingen, Kirche im Mindener Land zukunftsweisend neu aufzustellen? Über Fragen wie diese hat am Samstag im Gemeindehaus in Bergkirchen die Synode des Evangelischen Kirchenkreises intensiv diskutiert und nachgedacht.
Aktuell hat der Kirchenkreis Minden 66.200 Mitglieder (Stand 20. April 2023) und auf dieser Basis Anspruch auf 25,75 (Vollzeit-)Pfarrstellen; auf eine Pfarrstelle kommen somit rechnerisch 2.546 Gemeindeglieder. Gemessen an den Vorgaben der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) sind das rund 400 Personen zu wenig. Denn die Landeskirche schreibt vor, dass Vollzeit-Pfarrstellen bis Ende 2025 nur noch in Gemeinden möglich sind, die mindestens 3.000 Gemeindeglieder haben.
Im Kirchenkreis Minden müssten also im Prinzip Pfarrstellen abgebaut werden, um sicherzustellen, dass die Landeskirche die Wiederbesetzung gegebenenfalls frei werdender Pfarrstellen genehmigt. Zugleich weiß man schon jetzt, dass in den nächsten drei bis vier Jahren allein im Kirchenkreis Minden 13 Pfarrer*innen in den Ruhestand gehen werden. Westfalen-weit legen jedoch derzeit pro Jahrgang lediglich sieben bis neun Vikar*innen ihr zweites Examen ab, so dass sie sich danach um eine Pfarrstelle bewerben könnten. „Mit dieser Situation umzugehen gleicht der Quadratur des Kreises“, sagte dazu Superintendent Michael Mertins und machte im Anschluss daran deutlich, warum zwei andere Vorgaben der EKvW reelle Möglichkeiten bieten, aus der Not eine Tugend zu machen.
Um dem Pfarrer*innen-Mangel zu begegnen, soll erstens künftig verstärkt mit „Interprofessionellen Pastoralteams“ gearbeitet werden. Zweitens sollen „Personalplanungsräume“ gebildet werden, die unabhängig sind von althergebrachten Gemeindegrenzen. D. h., Gemeinden können sich zu Personalplanungsräumen zusammenschließen, die groß genug sind, dass Vollzeitstellen – oder auch Teilzeitstellen mit attraktivem Umfang – ausgeschrieben werden. „Durch Kooperation und Schwerpunktsetzung der Gemeinden in einem Planungsraum kann letztlich Vieles möglich werden, wofür bislang die Ressourcen fehlten“, erklärte Mertins. Es müssten dann nicht mehr alle Gemeinden „das ganze Programm“ vorhalten, sondern es könnten Schwerpunkte je nach den jeweiligen Gaben und personellen Möglichkeiten gebildet werden.
Voraussetzung dafür, in diese Richtung zu gehen, ist eine Änderung der Finanzsatzung, der die Synodalen mit großer Mehrheit zustimmten. Über die Bildung der Personalplanungsräume selbst wird auf der Synode im November entschieden. Angedacht ist zurzeit eine Lösung mit vier Planungsräumen (Petershagen, Minden-West, Hille und Minden-Ost / Porta Nord).
Um das Thema Kooperation ging es auch bei einem weiteren wichtigen Beschluss der Synode. Zum 1. Januar 2026 soll aus den bislang eigenständigen Kreiskirchenämtern der Kirchenkreise Minden, Vlotho, Herford und Lübbecke ein gemeinsames Kreiskirchenamt gebildet werden. An den vier Standorten sollen Schwerpunktbereiche beziehungsweise Kompetenzzentren entstehen. In jedem der vier Kirchenkreise bleiben jedoch die Superintendenturen erhalten. Ob es letztlich einen gemeinsamen Standort geben soll, wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.
Außerdem stellte sich auf der Synode der Geschäftsführer des Verbandes der Kindertageseinrichtungen vor, den der Kirchenkreis zum 1. Januar gegründet hat. Dirk Mußmann verfügt über langjährige Erfahrungen u. a. als Verwaltungsleiter der damaligen Diakonissenanstalt Salem-Köslin-Minden und der Evangelischen Gotteshütte in Porta Westfalica.
Weiterhin befasste sich die Synode mit einem von der Evangelischen Erwachsenenbildung und dem Umweltausschuss des Kirchenkreises entwickelten Schulungskonzept zum Thema Klimaschutz. Nach und nach sollen in allen Gemeinden Workshops stattfinden, die für den Klima- und Umweltschutz-gemäßen Umgang mit Wasser, Strom und Heizenergie, Müll, Mobilität und Grünflächen sensibilisieren.