Kennen Sie das auch? Wir wünschen uns sehnlichst, dass etwas gelingt: die OP der Mutter, das x-te Vorstellungsgespräch, der ersehnte Anruf. Und wenn es gut ausgeht, fällt der Druck ab, der Kalender füllt sich – und wir rennen weiter. Das Danke bleibt irgendwo zwischen Supermarkt und nächstem Termin liegen.
Vom Umkehren erzählt das heutige Evangelium: Zehn schwer Erkrankte werden heil. Nur einer hält inne, dreht um – und dankt. Nicht „der Medizin“, nicht „dem Glück“, sondern Gott. Er fällt vor Jesus nieder und lobt Gott mit lauter Stimme. Jesu Frage brennt: „Wo sind die neun?“
Warum diese Schärfe? Weil Dankbarkeit hier mehr ist als gute Manieren. Sie ist Gottesbeziehung. Wer dankt, erkennt an: ich verdanke mein Leben nicht nur meinem Können, sondern einem größeren Du. Dank heißt: Ich bin gehalten. Ich werde gesehen. Ich muss die Welt nicht allein stemmen. Aus Anspruch wird Anbetung, aus Selbstverständlichkeit wird Staunen.
Natürlich gehört die zwischenmenschliche Dankbarkeit dazu – sie macht uns feinfühlig und fair. Aber das Evangelium geht einen Schritt weiter: Es ruft uns, den Blick zu heben. Nicht nur „Danke, dass es gut gegangen ist“, sondern „Danke, Gott, dass Du mich getragen hast“. Dieses Danke ist nicht naiv, ignoriert Schmerzen und Brüche nicht. Es ist die Entscheidung, Gott mitten im Unvollkommenen zu ehren.
Vielleicht ist dieser Sonntag eine Einladung, es dem einen Geheilten gleichzutun: Umdrehen, für einen kurzen Augenblick. Anhalten. Atmen. Und sagen: „Gott, danke für das Gelungene. Danke für die Kraft, die ich nicht aus mir hatte. Danke für die Menschen an meiner Seite. Danke, dass Du nicht fern bist.“ Eine solche Dankbarkeit macht weit. Sie erdet und richtet auf. Wer so dankt, wird nicht kleiner, sondern freier. Vielleicht probieren wir’s diese Woche aus: ein kleines Umkehren – und ein bewusstes „Danke, Gott“. Es verändert mehr, als man denkt.

Michaela Langner
Gemeindereferentin des Pastoralverbundes Mindener Land