„17 Millionen Deutsche feiern kein Weihnachten“, habe ich in der Zeitung gelesen. Eigentlich schade, denke ich. Sich so ein schönes Fest entgehen zu lassen. Macht aber nichts.

Wir können ja um alle Weihnachtsmärkte dieser Welt einen Bogen schlagen. Oder sie als Ballermann der Besinnungslosigkeit besuchen. Können sagen: Weihnachtsbäume, Kerzen, Engel, Dominosteine und die Wiener Sängerknaben, die kommen mir nicht ins Haus. Können uns – Greta zum trotz – in den Flieger setzen und auf die Malediven, nach Bora Bora oder sonst wohin reisen. Oder mit Goethes „Faust“ unsere intellektuellen Zweifel hegen: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ Weihnachten macht das alles nichts aus. Denn Weihnachten hängt – Gott sei Dank – nicht von uns ab.

Weihnachten wird’s auch ohne uns. Weil Weihnachten erstmal Gottes Sache ist: die Geburtsstunde seiner Menschlichkeit. Gott verwandelt den Himmel in einen Stall. Seine Allmacht in menschliche Nähe. Wird ein Kind. Ein jüdisches übrigens. Man muss es heute leider wieder so deutlich sagen: Gegen jedweden Antisemitismus wirft Gott dieses Leben in die Waagschale. Gegen Hass und Verblendung gibt Gott der Wahrheit eine Stimme. In Jesus von Nazareth gibt er der Menschlichkeit ein Gesicht.

Was wäre, wenn? Ich meine, wenn wir das zumindest zulassen  könnten, diese Menschlichkeit Gottes. Im Umgang mit all denen, die uns tagtäglich begegnen. Was wäre, wenn? Wenn auch wir einfach ein klitzekleines bisschen mehr Menschlichkeit riskierten?

Wie viele Sonnenfäden des Glücks würden wir weben: Auf Augenhöhe miteinander reden. Stammtischparolen widersprechen. Jemandem die Tränen trocknen, statt ihn zum Weinen zu bringen. Einem, der uns verletzt hat, wieder gut sein. Und Kinder als das ansehen, was sie sind: Ein Geschenk. Überhaupt – jemanden beschenken. Ob wir nun Weihnachten feiern oder nicht. Meist reicht dazu schon ein kleines Lächeln.

In diesem Sinne: Gesegnete Weihnachten!

Jens Burgschweiger

Jens Burgschweiger

Schulpfarrer am Besselgymnasium Minden