Weiße Weihnachten! Das ist der Wunsch vieler Kinder und natürlich auch vieler Erwachsener.
Aber warum heißt der Tag heute der „Weiße Sonntag“? Mit Schnee hat das natürlich nichts zu tun! In den frühen Jahrhunderten der Kirche wurde vorwiegend am Ostersonntag und vor allem Erwachsene getauft. Wie auch heute noch üblich, bekamen die Täuflinge dazu ein weißes Taufkleid. Am Sonntag nach Ostern trugen sie dieses Taufkleid. So entstand vermutlich der Begriff „Weißer Sonntag“.
Es geht dabei nicht um ein Verkleiden. Die Christen sollen Jesus Christus ähnlich sein, das Leben soll dem Glauben entsprechen. Das heißt nicht „naseweis“ und ständig belehrend, sondern im besten Sinne „vorbildlich“. Jesus als Vorbild für das eigene Leben folgen. Die Taufe an Ostern verbindet darum symbolisch zwei Dinge: Die Taufe als Neubeginn des Lebens aus dem Glauben und Ostern als das Fest der Auferstehung.
So beginnt mit der Taufe das Leben, wie ein unbeschriebenes Blatt neu. Und ein Neubeginn macht doch Mut! Im Evangelium wird heute vom „ungläubigen“ Thomas gesprochen, der sich die Auferstehung nur vorstellen kann, wenn er Jesus selbst sieht und seine Hände in die Wunden legen könnte. Als der Auferstandene ihm dann begegnet, bekennt er schnell „Mein Herr und mein Gott.“ Ein persönlicher Neubeginn und Wendepunkt in seiner „Karriere“ als Apostel.
Ostern ist das Fest des Neubeginns. Aus dem Dunkel des Todes strahlt das Licht des Lebens und dieses Licht, das Hoffnung und Neubeginn widerspiegelt, brachten die weißen Gewänder zum Ausdruck. Viel schöner als weiße Weihnachten ist doch die Aussicht auf etwas ganz Neues, das auch in uns beginnt.
Jakob Jan Küchler
Pastor am Dom zu Minden