Minden. Mit Personen zu sprechen, die um einen nahen Angehörigen trauern, fällt den meisten Menschen schwer. Wenn es sich bei der trauernden Person um ein Kind handelt, gilt das umso mehr.

Eine Organisation, die in solchen Situationen helfen will, ist der Trauerbegleitungsverein „Traube“ für Kinder aus Köln. Als Botschafter für die Anliegen des Vereins suchte sich der Verein keinen Geringeren als Ralph Caspers. Zweifellos ist das eine gute Wahl. Viele Kinder und viele Eltern kennen Caspers als coolen und sympathischen Moderator oder Reporter aus der „Sendung mit der Maus“, „Wissen macht Ah“ und „Quarks“. Außerdem hat er einen persönlichen Bezug zum Thema, weil er selbst erst 15 Jahre alt war, als sein Vater starb.

Caspers nahm die Herausforderung an, führte zahlreiche Gespräche mit Trauerbegleiter*innen sowie mit trauernden Kindern und Jugendlichen, recherchierte in einer Pathologie und schrieb ein Buch. Dieses Buch mit dem schönen Titel „Wenn Papa jetzt tot ist, muss er dann sterben?“ stellte er jetzt auf Einladung der Evangelischen Erwachsenenbildung in der Offenen Kirche St. Simeonis vor.

Mehr als hundert Zuhörer*innen kamen in die Kirche, weitere 30 verfolgten die Veranstaltung online per Zoom – und stellten fest, dass Caspers „in echt“ genauso entspannt, gut gelaunt, kompetent und sympathisch rüberkommt wie im Fernsehen.

Ein „Notfallplan“ solle sein Buch sein, erläuterte er zu Beginn der Lesung – und in der Tat gibt das Buch offenbar eine Vielzahl sehr konkreter, handfester Tipps, die im Ernstfall gut zu gebrauchen sind. Caspers wichtigste Botschaft ist, dass man im Gespräch mit trauernden Kindern auf keinen Fall um den heißen Brei herumreden sollte. So sei es nicht ratsam, einem Kind zu sagen, dass sein Vater „eingeschlafen“ sei. Denn das Kind könnte denken, dass der Vater wieder aufwachen werde – oder könnte künftig Angst davor haben, einzuschlafen und nicht wieder aufzuwachen. Wenn man einem Kind sage, dass sein Großvater nun „an einem besseren Ort“ sei, könnte das Kind denken, dass dann vielleicht die ganze Familie diesen besseren Ort aufsuchen sollte. Und wenn es heiße, jemand sei im Krieg „gefallen“, könnten Kinder darunter verstehen, dass diese Person ja früher oder später wieder aufstehen werde.

Darüber hinaus empfiehlt Caspers zum Beispiel, Kindern nur die nötigsten Informationen über die Umstände eines Todesfalls zu geben, um sie nicht mit zu vielen Details zu überfordern, beziehungsweise nur das zu berichten, was die Kinder wirklich wissen wollen. Die eigene Betroffenheit und Trauer sollten Erwachsene artikulieren und es unbedingt zugeben, wenn sie selbst überfordert oder sprachlos sind. Entscheidend sei, dem Kind zu signalisieren, dass man im Prinzip gesprächsbereit sei immer dann, wenn das Kind das wünsche.

Viele Fragen und Redebeiträge von Zuhörer*innen während der Lesung sowie lange anhaltender Applaus und großes Interesse an handsignierten Büchern danach machten deutlich, dass Caspers „Notfallpan“ beim Publikum in St. Simeonis willkommen war und sehr gut angekommen ist.