Vor ein paar Tagen war ich im Urlaub in Spanien und hatte das Glück, genau die richtige Woche zu erwischen. Bei angenehmen 25 bis 28 Grad konnte ich es mir am Strand so richtig gemütlich machen. Der Sand schmiegte sich weich unter meine Füße und die sanften Wellen rollten im immer gleichen Rhythmus an die Küste. Die Sonne schien warm vom Himmel und hüllte alles in ein helles goldenes Licht– ein kleines Paradies auf Zeit.
Dabei war die Sorge vor dem Urlaub noch groß. Eine Woche vor unserer Abreise überschlugen sich die Nachrichten: Spanien stöhnte unter einer Hitzewelle. Temperaturen von bis zu 46 Grad in El Granado – ein neuer Juni-Rekord. Bilder von ausgetrockneten Landschaften, erschöpften Menschen und überfüllten Notfallstationen gingen durch die Medien.
Eine Woche später war diese Hitze zwar verschwunden, ihre Auswirkungen waren es aber nicht. Zivile Organisationen standen an Straßenecken und verteilten kostenlos Wasserflaschen. Ihre Vorratskisten sorgsam im Schatten geparkt. Menschen achteten aufeinander, fragten nach, ob alles in Ordnung sei. Vor allem auf Jung und Alt gab man acht – gezielt wurde nach Schattenplätzen für sie gesucht, oft begleitet von einem freundlichen Wort oder einer helfenden Hand.
Es hat mich bewegt, das zu beobachten. In diesen Handlungen erahnte ich, was Jesus gemeint haben könnte, als er sagte: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers.“ Jesus spricht von einer Quelle innerer Lebenskraft, die uns mit Gott und miteinander verbindet. Dieses Wasser steht für mehr als das, was wir trinken können – es steht für gelebte Nächstenliebe, für Mitgefühl und für eine wache Aufmerksamkeit füreinander. Wenn Menschen mitten in der Hitze des Alltags einander Wasser reichen, Hilfe leisten oder einfach da sind, dann fließt dieses lebendige Wasser bereits durch unsere Welt. Dann wird erfahrbar, was das Reich Gottes bedeutet: nicht fern und unerreichbar, sondern mitten unter uns, konkret und erfahrbar.

Alexander Möller

Alexander Möller

Pfarrer in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Lahde