Am vergangenen Sonntag, treue Leserschaft, feierten Christen das Pfingstfest. Mit der Sendung des Heiligen Geistes wandelt sich die Geisteshaltung der Jünger Christi grundlegend. Sie werden von einer Gruppe ängstlicher, zurückgezogener Individuen zu einer großherzigen und begeisternden Schar, die für immer das Gesicht der Welt verändern wird.
Die Geisteshaltung eines Menschen kann man sehr schnell mit einer Frage erkunden: wie gehe ich mit mir selbst, mit meinem Mitmenschen und mit meinem Besitz um? Viele Menschen ähneln heute den Jüngern vor der Geistsendung. Sie ziehen sich in ein scheinbar sicheres Versteck zurück, konzentrieren sich auf sich selbst und versuchen die böse Welt da draußen möglichst auszublenden. Von außen betrachtet nicht sonderlich attraktiv, aber wenigstens wird der Status Quo gewahrt.
Was wird aber bei einer solchen Geisteshaltung aus der steten Sehnsucht des Menschen nach dem MEHR?
Ein reines Anhäufen von Besitz? Ein Blick auf den anderen unter der Prämisse: was nützt er oder sie mir? Ein Verhältnis zur Welt, das geprägt ist von der Annahme, alles sei schlecht?
Christen glauben, dass der Geist, der vor 2000 Jahren die Jünger inspirierte, auch heute noch derselbe und genauso wirksam ist, wie damals. Dieser Geist entfaltet sich siebenfach: in Weisheit, Verstand, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht. In jedem Menschen liegt das Potential, diese Gaben zur Blüte zu bringen.
Die erste Frucht des Geistes bei den Jüngern ist, dass sie ihr Haus verlassen. Sie lassen die Angst zurück und gehen auf die Menschen zu. Sie sprechen auf einmal viele unterschiedliche Sprachen und damit verbunden weitet sich ihr Horizont. Die Jünger verkünden die frohe Botschaft bis an die Enden der Erde.
Und heute? Der geistbewegte Mensch ist sich bewusst, dass er daran gemessen wird, was er verschenkt hat. Er sieht im anderen immer mehr als seinen reinen Nutzen und bleibt davon überzeugt, dass das Gute am Ende siegt.
Lassen sie sich begeistern und entdecken Sie, wessen Geistes Kind sie sind oder werden wollen.

Frederic Kernbach
Pastor am Dom zu Minden