Du stellst meine Füße auf weiten Raum – Psalm 31,9

„Für mich wird der Raum immer enger“, entgegnet mir die ältere Dame, „erst bin ich aus dem Haus in die Mietwohnung gezogen und jetzt wohne ich in einem Zimmerchen im Pflegeheim. Mein Lebensraum wird immer kleiner“.

„Eigentlich wollte ich diesen Sommer nach dem Abi reisen. Ich weiß noch nicht genau. Vielleicht mache ich auch ein Jahr was Soziales. Ein Studium online aus dem alten Kinderzimmer heraus kann ich mir nicht vorstellen. Aber so richtig viele Möglichkeiten habe ich ja nicht“.

„Ich faste schon das ganze Jahr Veranstaltungen“ sagt mir der Veranstaltungstechniker „viel weniger geht kaum. Jetzt ist es richtig eng.

Wer Psalm 31 mitbetet, der bewegt darin Erfahrungen von Krankheit, Einsamkeit, Verzweiflung und Verleumdung. Wir werden mitgenommen in ein Auf und Ab der Gefühle, zwischen Ausweglosigkeit und Zuversicht. Aus der Enge der Angst werden wir in die Weite der Hoffnung und des Vertrauens geführt. Gott stellt unsere Füße auf weiten Raum.
In der Passionszeit versuchen wir das Leiden Jesu nachzuempfinden:  Immer enger wird es um ihn, bis er stirbt. Mit Jesu Leiden stellen sich die großen Fragen des Lebens: Lohnt sich das Vertrauen in Gott? Was bleibt von meinem Leben und Glauben? Geht es gut aus?

 

Gott stellt meine Füße auf weiten Raum. An der Auferstehung Jesu Christi hat Gott gezeigt, dass ihm Neuanfänge immer möglich sind. Er schafft es, dass ich in meinen begrenzten Räumen trotzdem Weite und Hoffnung habe. Er schafft es, dass ich glauben kann, dass ER immer noch eine Möglichkeit mehr hat.

Indem ich ein Gebet spreche, kann ich mich für Gottes Wirklichkeit öffnen. Ich kann eine Zeit der Besinnung in einer der offenen Kirchen nutzen.

Ich wünsche ihnen in der Passionszeit einen lohnenden Blickwechsel.

Olaf Mohring

Olaf Mohring

Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Minden