
Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
Glaubst Du an Gott?
„Ich glaube nicht an Gott. Gott kann man nicht beweisen. Es gibt keinen Gott.“ Ernsthaft guckt mich die 10-jährige an. Völlig überzeugt davon, dass sie die Wahrheit schon längst erkannt hat.
Sie lässt nicht gelten, dass ich von Erfahrung spreche. Von Gewissheit. Von Gebetserhörungen. Gott gibt es nicht. Punkt.
Sie fragt ein anderes Kind: „Glaubst du etwa an Gott?“ „Ja, manchmal. Aber den Weihnachtsmann gibt es nicht. Und den Osterhasen auch nicht“, schiebt das hinterher.
Ich glaube, dass es einen Gott gibt. Das Mädchen kann es kaum fassen: Eine erwachsene Frau glaubt noch an Märchen?
Das tue ich nun nicht, aber ich glaube an Gott. Ich glaube, nein, ich bin sicher, dass es einen Unterschied macht, wenn ich bete. Weil Gott zuhört. Weil er sich bitten lässt. Weil Gott Menschen, Situationen verändern kann.
In dieser und der nächsten Woche bete ich gemeinsam mit vielen Christen unterschiedlichster Kirchen: Evangelische Allianz und die Ökumene laden zum Gebet ein.
Wir bringen Gott unsere Sorgen: Dass heute in Deutschland Menschen wieder über Deportationen nachdenken, die Sorge um die Zukunft unserer Kinder, wird die Erde lebenswert bleiben? Soziale Ungerechtigkeit ist ein Thema. Und die Hoffnung, dass mehr Menschen ein Interesse an Gott haben.
Das Gebet entbindet mich aber nicht aller Verantwortung. Also bete ich und setze mich ein gegen Rechts, achte auf meinen ökologischen Fußabdruck und versuche durch soziales Engagement, Menschen die Tür zu Gott öffnen. Denn Beten und Handeln gehören zusammen.
Und ich staune über den Wochenspruch: Ist das Gottes Antwort auf die letzte Woche?
„Aus der ganzen Welt, aus Ost und West, aus Nord und Süd, werden die Menschen kommen und in Gottes Reich das Freudenfest feiern.“
Gott macht keine Unterschiede zwischen Herkunft und Geschlecht. Er achtet vielmehr darauf, wie wir miteinander umgehen, wie wir miteinander leben, wie wir mit ihm leben. Dafür bete ich, dass uns das gut gelingt: Ihnen und mir und den Menschen in unserer Stadt.
Ein gesegnetes Wochenende!

Nicole Bernardy
Pastorin der Evangelisch-methodistischen Kirche
Wann ist Weihnachten zu Ende?
Baum raus, Lichterketten abgehängt, Gestecke entsorgt, Geschenke umgetauscht, Plätzchen aufgegessen, Lauftraining wieder aufgenommen – zurück zur Tagesordnung. Mag sein, dass uns der Abschied von den Weihnachtsgegebenheiten diesmal sogar leichter gefallen ist als sonst. Die schrecklichen Bilder aus der Ukraine und aus Israel haben die Festlaune ja ohnehin ziemlich getrübt. Jedenfalls ist Weihnachten für diesmal abgehakt. Wirklich?
Der biblische Spruch für den morgigen 2. Sonntag nach Epiphanias legt uns eine andere Sichtweise nahe:
Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade (Johannes 1,16).
So deutet der Evangelist Johannes die Geburt des Gottessohnes: In ihm zeigt sich die unendliche, unerschöpfliche Liebe Gottes und seine immerwährende Gnade über uns Menschen. Denn Jesus Christus kommt nicht als Saisonerscheinung in diese Welt, sondern als der, der mein ganzes Leben erfüllen, erneuern, bestimmen, erhellen will! Der große, erhabene Gott wird Mensch wie wir. Er, der alles und jeden geschaffen hat, bindet sich an Raum und Zeit und geht so den Weg seiner Menschen mit. Vom ersten Schrei im Stall zu Bethlehem bis zum letzten Stöhnen am Kreuz von Golgatha teilt er unsere Wirklichkeit.
Das kann mein Leben verändern, wenn ich diese Botschaft wirklich annehme und sie nicht wie den Baum entsorge. Und es kann mich trösten und mir Zuversicht geben, wenn ich an dieser Welt mit ihren Schrecknissen verzweifle.
Die Festdekoration mag wieder für zehn Monate im Keller verschwinden. Doch die Weihnachtsbotschaft von der Mensch gewordenen Liebe Gottes begleitet uns – immer, in aller Fülle und gegen alle Widrigkeiten des Weltgeschehens.
„Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und –schuld. Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld“. So drückt es der Liederdichter Jochen Klepper in einem Adventslied aus, und er beschreibt damit die Spannung zwischen dem Neuen, das ein für alle Male geschehen ist, und seiner stetigen Erneuerung in uns.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ganzjährig frohe Weihnachten!

Christoph Ruffer
Pfarrer, Evangelisch-Lutherische St.-Martini-Kirchengemeinde
Guter Vorsatz
Ich wehre mich ja dagegen, mit guten sportlichen Vorsätzen in ein neues Jahr zu gehen. Erstens, weil ich nicht alles nachmachen will, und zweitens, weil ich es ja sowieso nicht mache. Irgendwie müsste ich doch mal was tun. Also doch Sport? Könnte man mal machen. Aber draußen ist es nass und kalt und drinnen habe ich keine Lust. Ich glaube, ich nehme mir etwas anderes vor.
Der für dieses Jahr als Jahreslosung ausgesuchte Bibelspruch könnte etwas sein. „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Das hilft nicht gegen Weihnachtsbauch, ist aber viel besser. Das könnte mir und anderen gut tun. Vielleicht ist das keine Lösung für die großen Krisen dieser Welt. Aber ein bisschen schon. Geht das, die Dinge nicht nur zu tun, sondern in ihnen die Liebe mitzunehmen? Ich glaube, dass ich von Gott geliebt werde. Dann kann ich das wenigstens auch versuchen. Werde ich das schaffen? Bestimmt nicht immer. Aber so ist das ja mit den Vorsätzen. Wie geht das konkret? Mal sehen. Ich habe ja 366 Tage Zeit das auszuprobieren.
Also trotz allem Krisenmodus, der sich wohl auch 2024 fortsetzen wird: Auf in ein gutes neues Jahr. Und das mit Liebe. Alles, was ihr tut…

Hendrik Rethemeier
Pfarrer, z. Zt. Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinden Kleinenbremen und Petershagen