Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Anführer oder Zehn Gebote wählen?

Es ist eine biblische Geschichte. Aus dem alten Israel. Nachzulesen im 1. Buch der Könige, Kapitel 21: König Ahab will den Garten von Naboth. Besser: seinen Weinberg. Aber Naboth will diesen Deal nicht. Das ist Familienerbe. „Den Weinberg gebe ich nicht her.“ Kurzum: Königin Isebel ermutigt den König Ahab, das ‚zu erledigen‘. Besser: Naboth zu erledigen, indem beauftragte falsche Zeugen bei einer öffentlichen Veranstaltung gegen ihn aussagen, „Naboth hat Gott und den König gelästert!“ Naboth wird getötet. Isebel und Ahab wollen nun den Weinberg in Besitz nehmen. Aber da tritt der Prophet Elia auf. Er kündigt dem König kompromisslos an, nun würden die Hunde bald sein Blut lecken.
Die Geschichte geht auf die Zeit des neunten vorchristlichen Jahrhunderts zurück und lehrt doch bis heute: Kein König steht über dem Gesetz. Oder sollten wir nicht lieber mit der Hebräischen Bibel im Rücken sagen: Kein Mensch steht über den Zehn Geboten. Wir könnten uns sogar aus dem Fenster der Religions- und Wertegeschichte lehnen: Niemand steht über wahrem Recht und Gesetz. Und die Menschenrechte gelten für alle.
In der vorletzten Woche ist der ehemalige US-amerikanische Präsident und jetzige Präsidentschaftsbewerber Donald Trump in allen 34 Punkten eines Prozesses um die Zahlung von Schweigegeld an eine Porno-Darstellerin verurteilt worden. Seine gewaltbereiten Unterstützer drohten daraufhin auf verschiedenen Web-Seiten, wie Patriots.win: „1.000.000 (bewaffnete) Männer müssen nach Washington gehen und alle aufhängen. Das ist die einzige Lösung.“ Ähnliche Versuche, unsere Demokratie zu stürzen, erleben wir in Deutschland aus der Reichsbürger- und rechtsextremistischen Szene, auf andere Weise bei Salafisten, die in Deutschland die Scharia einführen wollen.
Die Europa-Wahl am 9. Juni sollte allen demokratie- und menschenrechtsfeindlichen Kräften eine deutliche Abfuhr erteilen. Europa ist eine Gemeinschaft hoffentlich friedlicher Völker und Menschen. Und seine Feinde sollte niemand in die eigene Regierung wählen.

Dr. Jörg Bade

Dr. Jörg Bade

Berufsschulpfarrer/Religionspädagoge am Leo-Sympher-Berufskolleg

Glitzer…

… ist ein Sauzeugs. Umweltschädlich sowieso. Und: man wird ihn einfach nicht mehr los. Seit dem Krippenspiel mit den Glitzerengelsflügeln vor 5 Jahren funkeln in unserer Kirche Buchablagen und Sitzkissen. Auch bei grauem Himmel, in den Gottesdiensten mit ernsten Liedern und an Tagen, an denen meiner bescheidenen Meinung nach nichts glitzert. Hm.
„Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“, steht im Psalm 103, Vers 2.
Wenn ich den Satz lese, muss ich immer an Glitzer denken. Ich glaube: Gott hat jede Menge Glitzer in die Welt und in unser Leben gestreut. So viel Gutes. So viel Liebe und Freundschaft. So viel Schönheit und Lachen. Musik. Wunderbare Worte. Begeisterung. Solidarität.
Manchmal sehe ich nur das Grau, den Ernst, das was zum Ärgern, Fürchten und Sorgenmachen ist. Und davon gibt es jede Menge.
Ich möchte üben, was im Psalm 103 steht. Ich möchte das Gute entdecken und mich darüber freuen. Und ich möchte dabei mitmachen, dass es mehr Gutes gibt. „Auf dem Boden der Tatsachen liegt eindeutig zu wenig Glitzer“, habe ich neulich auf einer Postkarte gelesen. Und gedacht: Aber da liegt welcher. Und wenn ich genau hingucke, dann ist das gar nicht so wenig…

Catharina Bluhm

Catharina Bluhm

Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische St.-Simeonis-Kirchengemeinde

Blick nach vorn, Blick zurück, Blick auf‘s Jetzt bzw. Gegenwart

Für uns fallen in diesen Tagen viele große Ereignisse zusammen. In der zu Ende gehenden Woche haben wir am Pfingstmontag im Dom eine Primiz gefeiert. Die erste Heilige Messe, die ein neugeweihter Priester i. d. R. mit seiner Heimatgemeinde feiert, ist ein seltenes Ereignis. In Minden geschah dieses zuletzt vor elf Jahren, ein kurzer Zeitraum, wenn man bedenkt, dass im ganzen Erzbistum Paderborn in diesem Jahr nur in drei Gemeinden eine Primiz gefeiert werden konnte.
An diesem Sonntag feiern Christen, über die Grenzen der Konfessionen hinweg, das Hochfest Dreifaltigkeit. Für die evangelische Gottesdienstordnung ist dieses Ereignis so prägend, dass von jetzt an bis zum ersten Advent alle Sonntage nach diesem Fest durchnummeriert werden, sprich der nächste Sonntag ist der erste Sonntag nach Trinitatis. Inhaltlich erinnert dieses Fest an das Glaubensgeheimnis des einen Gottes in drei Personen, die sich bei der Unterschiedlichkeit der Personen in der göttlichen Einheit befinden. Aus diesem Grund beginnen wir Gottesdienste, wie privates Gebet mit „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
Nach vorne schauend bringt uns die kommende Woche einen arbeitsfreien Feiertag mit dem Hochfest des Leibes und Blutes unseres Herrn Jesus Christus, volkstümlich als Fronleichnam bekannt. An diesem Tag feiern katholische Christen in Dankbarkeit und Verehrung die Hingabe Jesu Christi am Kreuz und die Gegenwärtigsetzung dieses Glaubensgeheimnisses in jeder Feier der Heiligen Messe.
Innerhalb dieser zehn Tage, vom letzten Montag bis zum kommenden Donnerstag, werden die Essentials des Glaubens erfahrbar: Die innere Beziehung von Vater, Sohn und Heiligem Geist, Menschwerdung und Hingabe des Sohnes zu unserem Heil und die Weitergabe der Botschaft und Feier der Geheimnisse des Glaubens aus Vergangenheit und Gegenwart in die Zukunft.
Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen einen guten Start in die neue Woche!

Roland Falkenhahn

Roland Falkenhahn

Probst am Dom zu Minden