Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Audienz beim allmächtigen Gott

Angesichts der Situation in dieser Welt, mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, den Entwicklungen in China und den Konflikten zwischen Nord- und Südkorea, kommt mir der Gedanke: Hoffentlich klagen wir nicht irgendwann einmal und sagen: Hätten wir doch mutiger und anhaltender gebetet.

Ich freue mich über die Menschen, die Woche für Woche bei uns in der Kirche zum Friedensgebet zusammenkommen, um für Frieden nicht nur in der Ukraine zu beten. Ich freue mich über die Menschen, von denen ich höre, dass sie sich an anderen Stellen zum Friedensgebet treffen.

Wir stehen vor dem Reformationsfest. Das Gebet ist für Luther ganz wichtig gewesen. Er sagt: „Man kann keinen Christen finden ohne Gebet – so wenig wie man einen lebendigen Menschen ohne Puls finden kann, den Puls, der nimmer stehen bleibt.“ Beten ist der Pulsschlag des Glaubens. Luther weiter: „Gott braucht mein Gebet nicht, aber mein Leben braucht das Gebet.“

Gebet ist Audienz bei dem allmächtigen Gott, ist ganz persönliche Begegnung mit Jesus, und nur aus diesem persönlichen Umgang mit Jesus im Gebet erwächst Vertrauen und wächst Glaube.

Wahrscheinlich kennt jeder, genauso wie ich, auch die Fragen im Blick auf das Gebet. Wie wird mein Gebet erhört? Warum erhört Gott manchmal Gebete anders oder erst viel später, als ich es mir wünsche.

Und doch will ich immer wieder zu Gott kommen, alleine oder in der Gemeinschaft mit anderen, und neben Lob und Dank alle meine Bitten und Fürbitten vor IHN bringen. Und neben dem, was mich persönlich privat bewegt, will ich die Politik im Großen und Kleinen, die Fragen und Nöte in unserem Land und in dieser ganzen Welt nicht vergessen.

Somit möchte ich Sie einladen, am Ende dieser kurzen Andacht, Stille zu werden und gerade die weltweiten Probleme von Krieg bis Klimakatastrophe vor Gott zu bringen.

„In allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!“ Philipperbrief, Kapitel 4, Vers 6.

Peter Fischer

Peter Fischer

Pfarrer, Evangelisch - Lutherische Kirchengemeinde Hille

Kennen Sie John Wesley?

Diese Frage hat jemanden aus meiner Gemeinde völlig aus dem Konzept gebracht. Der Name ist ihr nicht geläufig. Mit Martin Luther kann sie etwas anfangen. Die Pastoren der letzten Jahre sind ihr bekannt. Aber wer ist dieser John Wesley?

Leider war dies eine entscheidende Frage, um zu beurteilen, ob sie aus religiöser Überzeugung in die Kirche geht. Der Verdacht liegt nahe, dass der Glaube nur vorgeschoben ist. Die Abschiebung ins Heimatland droht.

Und ich habe nicht über John Wesley gepredigt. Einer der Gründerväter meiner Kirche. Kein Heiliger. Aber ein bedeutender Mann. Doch wer in meine Gottesdienste geht, erfährt in der Regel nichts über ihn. Es gibt wichtigere Fragen in meinem Leben als Christ.

Für mich ist die entscheidende Frage: Wer ist Jesus Christus für dich? Darüber komme ich gern mit anderen ins Gespräch.

Als Methodistin weiß ich, dass keine Kirche die allein seligmachende ist. Ich schätze die Vielfalt der Kirchen. Mit allen Unterschieden gehören wir doch alle zu Gott. Letztlich kommt es nicht darauf an, zu welcher Kirche ich gehöre. Es kommt darauf an, dass das, was ich in der Bibel lese, in der Kirche höre, mein Herz erreicht. „Kennen Sie John Wesley?“ ist deshalb nicht die entscheidende Frage.

Ich finde Wesley übrigens wirklich klasse, denn er verbindet soziales Engagement mit dem Glauben an Gott. Ich kann kein Christ sein, wenn ich andere ausbeute und versklave. Und ich muss mich fragen lassen, wie ich mein Leben gestalte. Ob mir dabei ein Luther, Wesley oder vielleicht auch Bonhoeffer hilft, spielt keine Rolle.

Mich haben alle drei geprägt. Und daneben noch viele andere. Sie haben mir gezeigt, dass die Großen der Kirchengeschichte keineswegs nur die strahlenden, erfolgreichen Christen sind. Gott hat sie trotzdem gebrauchen können.

John Wesley hat lebensverändernd gepredigt. Er hat von der Liebe Gottes zu uns Menschen erzählt.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch heute noch diese Liebe erfahren.

Nicole Bernardy

Nicole Bernardy

Pastorin der Evangelisch – methodistischen Gemeinde Minden

Gott ist gütig und gnädig

Lieben Sie die See oder die Berge? Letztere ziehen den Blick nach oben. Schon aus der Ferne wirken sie majestätisch, aus der Nähe lassen sie uns respektvoll staunen. Kein Wunder, dass sie zu den beliebtesten Reisezielen gehören. Berge stehen fest über Jahrmillionen. Sie stehen für Beständigkeit. „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.“, nimmt der Prophet Jesaja das Bild der Berge auf. Diese Beständigkeit will der Propheten ins Bild setzen, wenn er die Güte und Freundlichkeit als Wesen Gottes bedenkt. Gottes Freundlichkeit, Güte und Gnade sind beständig und dauerhaft wie eine ganze Bergkette.

In unserer Welt und in unserem Leben verändert sich gerade vieles. Das, was bisher sicher und beständig erschien, bröckelt oder bricht ab. Wir sind müde geworden, Pläne platzen und Hoffnungen verfliegen. Was so sicher und stabil schien, worauf wir uns fest verlassen haben, klappt zusammen wie das sprichwörtliche Kartenhaus. Im Bild gesprochen: Berge sind gewichen und Hügel hingefallen. So ähnlich fühlten sich auch die Gefangenen in Babylon, an die die Verse ursprünglich gerichtet waren. Sie hatten die Heimat verloren. Ihre Zukunft sah düster aus. Keine Chance, aus dem Elend wieder herauszukommen. Wo ist Gott? Wo ist er gewesen, als die feindlichen Heere in Israel eingefallen sind? Wo ist Gott heute angesichts von persönlichen Leiderfahrungen und der herausfordernden Weltlage? Da kann man verzweifeln. Der Prophet findet auch dafür Worte: „Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen.“ So spricht Gott auch. Aber nur für einen Augenblick wendet Gott sein Angesicht ab. Dauerhaft ist er gütig und gnädig. Auch in allen Lebensveränderungen. Gerade deshalb führt uns der Prophet das Bild der beständigen Berge vor Augen. Denn das ist das Versprechen Gottes an uns, das in Gottes Liebe und Bund gründet, und uns Mut macht.

Pfarrerin Ulrike Lipke

Pfarrerin Ulrike Lipke

Schulreferentin der Ev. Kirchenkreise Minden, Lübbecke und Vlotho