
Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
Bekenntnisse
Bekenntnis ist nach Wikipedia „… die offene (öffentliche) Äußerung eines Sachverhaltes oder einer Beteuerung“. Die Ostertage sind gerade vergangen, das Pfingstfest steht bevor, wie gehen wir als Christen um mit dem Bekenntnis: „Christus ist auferstanden“? Ist er für uns wahrhaftig auferstanden? Ist Jesus Christus noch Mittelpunkt unseres Christseins? Oft genug ziehen wir uns mit solchen Aussagen oder Bekenntnissen ins Private zurück. Christus bekannte seinen Vater im Himmel, die ersten Christen bekannten Christus und den Heiligen Geist vor den damaligen Mitmenschen. Und heute? In dieser säkularen Zeit erfordert es manchmal Mut seinen Glauben zu bekennen. Gott wird nicht selten nur noch in der Not gesucht. Jesus hat den liebenden Gott gezeigt, er selbst war und ist ein Zeugnis für die Hinwendung zu jedem Menschen und der Geist Gottes möchte erinnern und darauf hinweisen, wie wir miteinander und dem Evangelium umgehen sollen. Der christliche Glaube bezeugt auch die Nähe Gottes über den Tod hinaus, welch ein Trost! Vor 1700 Jahren wurde bei dem Konzil in Nicea ein verbindliches Glaubensbekenntnis geschaffen, das für alle Christen weltweit noch heute gilt und sie verbindet. Das Evangelium zu leben sollte nicht Theorie bleiben, sondern gelebte Praxis sein. Das Gebot der Nächstenliebe gilt dabei nicht nur Christen, es gilt allen Menschen. Von der ersten Gemeinde in Jerusalem ist überliefert:
„Sie aber blieben beständig in der Lehre der Apostel, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und im Gebet“. Daraus zogen sie ihre innere Kraft des Bekennens. Gerade in einer Zeit großer Unsicherheit, aber nicht nur dann, gibt das Bekenntnis zum Evangelium und der Heilsgewissheit in Jesus Christus Sicherheit und innere Ruhe. Ich wünsche dazu jedem von uns großen Mut Christus zu bekennen!

Lothar Ney
Hirte i. R. - Ökumene-Beauftragter des Bezirkes Minden (NAK)
Ein Tag der Freude und des Dankes – der Weiße Sonntag
Ich erinnere mich noch gut an meinen Erstkommuniontag. Ich war gerade neun Jahre alt und trug ein weißes Kleid. Meine Eltern, meine Tanten und Onkels fanden das Kleid großartig und lobten mein Aussehen. Ich muss aber ehrlich zugeben, dass ich als Kind wenig Freude hatte, dieses weiße Kleid zu tragen. Es fühlte sich ein bisschen zu feierlich und zu ungewohnt an.
Auch wenn ich dem Tragen dieses Kleides eher skeptisch gegenüberstand, freute ich mich riesig auf den Tag meiner Erstkommunion. Ich konnte es natürlich kaum abwarten, mich dem Berg von Geschenken endlich widmen zu können. Aber am meisten freute ich mich darauf, endlich mehr dazuzugehören, Jesus in der Heiligen Eucharistie zu empfangen und mich mit ihm zu verbinden.
„Ich will dich loben, Herr, mit ganzem Herzen, ich will deine Wunder verkünden.“ (Ps 9,2)
An diesem Wochenende feiern wir den weißen Sonntag. Der große Tag steht vor der Tür, an dem viele Kinder ihre erste heilige Kommunion empfangen. Es ist ein Tag der Freude und des Dankes, ein Tag, an dem wir Gott für die Gabe des Lebens und der Gnade danken.
Die Heilige Eucharistie macht deutlich, dass unser Glaube von Jesus Christus lebt. In ihm ist die Gegenwart Gottes auf der Erde unüberbietbar sichtbar geworden. Im Leben und in der Botschaft Jesu ist sein Glauben und Vertrauen auf Gottes Liebe zum Ausdruck gekommen.
Ich möchte Ihnen noch von Max erzählen:
Am Ende der Erstkommunionfeier läuft Max strahlend zu seinen Eltern: „Mama, Papa! Jetzt habe ich auch Jesus empfangen.“ Sein Vater antwortet: „Wir freuen uns mit Dir, Max.“ Der Junge antwortete: „Es war ein ganz besonderer Moment als ich Jesus empfing. Und ich habe ihm gesagt, dass ich ihn lieben werde, solange ich lebe.“
Mögen wir alle heute und jeden Tag Jesus lieben und immer wieder seine Liebe und Gnade empfangen. Mögen wir unsere Herzen offenhalten und seine Wunder verkünden.

Michaela Langner
Gemeindereferentin im Pastoralverbund Mindener Land
Ostern – mir fällt ein Stein vom Herzen
Viele Kinder haben sie irgendwann, die Phase in der sie Steine sammeln. Offenbar auch ich. Als ich mit Anfang zwanzig mein Kinderzimmer auflöste, fand ich sie wieder: Eine ganze Box voll Steine. Ganz verschiedene Steine: kleine, große, runde, kantige, Feuersteine, Kieselsteine, Sandsteine. Bei keinem davon konnte ich erkennen, was mein Kinder-Ich dazu bewogen hatte ausgerechnet diesen Stein aufzuheben. Ich brachte sie in den Wald. Kippte den Inhalt der Box einfach in das tiefe Laub am Hang eines Hügels. Was für eine Erleichterung.
Auch in unserem Alltag sammeln wir oft Steine, manche bewusst, andere unbewusst. Steine mit Namen wie Einsamkeit, Trauer, Angst, Stress, Sorge, Druck, Anspruch, Schuld. Steine, die uns belasten, die sich wie Mauern vor uns auftürmen, die uns den Weg versperren.
Auch in der Ostergeschichte gibt es sie, die Steine. Mit einem großen Stein hatte man das Höhlengrab, in das man Jesu Leichnam gebracht hatte, verschlossen. Der Stein versperrte den Menschen den Weg zu Jesus. Er markierte die Grenze zwischen Leben und Tod. Die Ereignisse der Karwoche, Jesu Festnahme, Verurteilung und Hinrichtung lasten schwer auf seinen Wegbegleitern. Alle Hoffnungen, die sie mit Jesus Wirken in der Welt schöpften, scheinen hinter diesem Stein begraben. Ein beklemmendes Gefühl hat sich in ihnen ausgebreitet; Steine wie Angst, Trauer, Ratlosigkeit oder Wut sammeln sich in ihren Herzen an.
Das Markusevangelium berichtet von drei Frauen, Wegbegleiterinnen Jesu, die sich gebeugt unter ihrer Last, mit traurigen Gedanken in Herz und Seele auf den Weg zum Grab machen. „Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ (Mk 16,3). Unter die schweren Steine der Trauer, mischt sich noch eine ganz lebenspraktische Sorge.
Aber dann das unglaubliche: der Stein ist weggewälzt, der Weg zu Jesus frei, die Grenze zwischen Leben und Tod mit einem Mal überwindbar. Da fällt den Frauen ein Stein vom Herzen. Erst nur ein kleiner. Doch als ihnen klar wird, dieser weggewälzte Stein bedeutet viel mehr, bedeutet das Grab ist leer, Jesus lebt, da löst sich das Gefühl der Beklemmung, da poltern regelrechte Felsbrocken von ihren Herzen sie können sich aufrichten und es macht sich die österliche Freude breit.
Auch in diesem Jahr lädt das Osterfest uns dazu ein, unsere Steine genauer zu betrachten. Was ist es, das uns gerade belastet? Die Sorge um die Altersvorsorge? Die Angst vor einem Rechtsruck in der Gesellschaft? Die Wut über sinnlose Kriege? Der Druck des Klimawandels?
Die Botschaft der Auferstehung, sie ist das Versprechen Gottes, die Steine, die uns im Leben so oft belasten, wegzurollen, wie den Stein vor Jesu Grab. Damit sind die Steine nicht verschwunden, aber sie versperren uns nicht länger den Weg zueinander und zu Gott. „Mir fällt ein Stein vom Herzen“. Dieses Gefühl, wieder frei atmen zu können, die Erleichterung, eine schwere Last los zu sein, wünscht man das nicht jedem? Wenn einem ein Stein vom Herzen fällt, eine schwere Last abgenommen wird, dann richtet das auf, so wie auch die Frauen am Grab aufgerichtet zurück gehen, die Botschaft vom Auferstandenen weitertragen.
Ostern, das heißt: der Stein ist weg – der Weg ist frei – das Leben siegt.
An Ostern schiebt Gott für mich meine Steine beiseite. Sie sind, genau wie der Stein vor Jesu Grab, nicht das Ende. Die Auferstehung Jesu ermutigt, unsere Steine aus einer anderen Perspektive zu betrachten, sie nicht länger als Hindernis zu sehen. Dann fragt man sich vielleicht, warum man all diese Steine nur so lange mit sich herumgeschleppt hat. Ostern schickt uns los, unsere Box mit Steinen einfach ins tiefe Laub zu kippen, die Mauern abzubauen, die Erleichterung zu spüren, den Weg ins Leben zu wagen.
Möge Ihnen an diesem Ostern ein Stein vom Herzen fallen.
Frohe Ostern!

Luise Klein
Pfarrerin in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Martini, Minden