
Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
Es war einmal…
Warum alte Geschichten auch heute noch wichtig sind
„Da fällt mir eine Geschichte ein….“ – wenn mein Großvater so oder so ähnlich begann, wusste ich: Jetzt kommt wieder eine Geschichte von früher. Und ich habe mich manchmal gefragt: Warum erzählt Opa das jetzt? Mittlerweile weiß ich, was mein Opa mir sagen wollte.
Denn in diesen Geschichten ging es um Menschen und ihr Tun. Und ich stelle fest: Wir mögen ja hundert Jahre weiter sein als die Menschen aus Opas Geschichten – aber eigentlich machen sie immer noch das, was sie früher auch gemacht haben. Ob Liebe oder Hass, ob Streit oder Versöhnung – alles das treibt auch heute die Menschen um. Wenn also mein Opa von früher erzählte, wollte er sagen: Das haben Menschen damals gemacht – und so könnten sie sich auch heute verhalten. Es war seine kleine Lektion in Geschichte, die mir helfen sollte, menschliches Verhalten in der Gegenwart besser zu verstehen.
Deshalb ist es auch so spannend, in der Bibel zu lesen. Da begegnen uns Menschen, die vor zwei- oder dreitausend Jahren gelebt haben – und sie verhalten sich auch nicht viel anders als Menschen heute. Da begegnen uns Könige, die einen Krieg anfangen, um ihr Reich zu vergrößern, andere, die eitel und prahlerisch sind – aber auch Menschen, die sich selbstlos für Mitmenschen einsetzen. Menschen, die fröhlich sind oder traurig, hoffnungsvoll oder auch mutlos.
Und mittendrin begegnet uns Gott – der heute derselbe ist, der er gestern war. Wenn ich lese, dass Gott einen Petrus nicht fallen ließ, obwohl er Jesus verleugnete, dann denke ich: Danke, Gott, dass du mich trotz aller meiner Fehler auch nicht fallen lässt. Wenn ich lese, dass Jesus sagte: „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“, dann freue ich mich, dass er auch jetzt bei mir ist, egal, was passiert.
Gut, dass es diese alten Geschichten gibt. Sie machen mir auch heute Mut.

Thomas Salberg
Pfarrer der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Friedewalde
Jetzt aber raus!
Ein Hoch auf den Spaziergang
Drinnen ist dicke Luft. Da rauchen Köpfe. Da wird malocht. Probleme werden gewälzt und Strategien gesucht. Die Stimmung ist schlecht. Und kein guter Plan, keine geniale Lösung in Sicht.
Ich gucke aus dem Fenster. Draußen scheint die Sonne. Bäume recken ihre Zweige in den Himmel. Ein leichter Wind weht. Sieht von hier jedenfalls so aus. Ich wette, man hört draußen Amseln singen. Ich will raus!
Empfiehlt schon Paul Gerhardt: Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerszeit an deines Gottes Gaben.
Nützt Rausgehen eigentlich was? Schließlich müssen die Probleme gelöst werden. Die Arbeit muss gemacht werden. Dabei können Rausgehen und Freude suchen und die liebe Sommerszeit doch nun wirklich nicht helfen. Oder?
Oder Rausgehen und Freude suchen und die liebe Sommerszeit sind dringend nötig. Eine Runde gehen. Sommerluft schnuppern. Bäume bestaunen. Vogelgezwitscher hören. Damit der Kopf wieder frei wird. Damit wir Wichtiges und Unwichtiges wieder unterscheiden können. Und das, was wir tun und das, was wir nicht ändern können.
Möglicherweise können in der lieben Sommerszeit nicht nur Blumen wachsen. Sondern auch unser Vertrauen. Wenn wir das Leben spüren. Das uns Gott geschenkt hat, der uns genau wie Bäume und Amseln und alles, was lebt in seinen liebevollen Händen hält. Vielleicht werden wir gelassener, erfindungsreicher, geduldiger, mutiger und tatkräftiger, wenn wir uns an der lieben Sommerszeit freuen. Und an Gottes Gaben. Weil die uns zeigen, dass da noch mehr ist als das, was wir wissen und können und schaffen.
Jetzt aber raus. Kleiner Spaziergang. Vielleicht gibt es unterwegs sogar ein Eis. Das wäre doch mal was: Einen Spaziergang auf die Tagesordnung setzen und auf jede volle To Do Liste schreiben.
Also: Jetzt aber raus!

Catharina Bluhm
Pfarrerin der Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Simeonis – St. Thomas Kirche
Ja, mit Gottes Hilfe
Zur Trauung gehören diese Worte dazu: „Ja, mit Gottes Hilfe“. Bei der Vereidigung der neuen Bundesregierung war es dem Kanzler und seinem Kabinett freigestellt, ob sie den Eid mit der religiösen Beteuerung sprechen: „So wahr mir Gott helfe.“ Und wenn wir in der Diakonie Stiftung Salem neue Mitarbeitende in einem Gottesdienst einführen, dann segnen wir sie für ihren Dienst. Auch dabei setzen wir „auf Gottes Hilfe“.
Man kann unterschiedlicher Meinung sein, bei welchen Anlässen solch eine „religiöse Beteuerung“ angebracht ist und wo nicht. Jesus war beim Thema Schwören eher zurückhaltend. So empfahl er: „Eure Rede sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“ (Matthäus 5,37)
Doch was das Gottvertrauen angeht, da war Jesus ganz klar: wir kommen ohne gar nicht aus. Ohne Gottes Segen geht es nicht. Wir wären verloren ohne Gott.
In der diakonischen Arbeit werden wir Tag für Tag daran erinnert. Denn trotz aller Professionalität, trotz des großartigen Engagements von über 3.000 Mitarbeitenden haben wir das Leben und die Problemlagen, die sich ergeben, nicht in der Hand. Da kann ein Schicksalsschlag das Leben einer ganzen Familie von heute auf morgen auf den Kopf stellen. Da führt eine Krankheit unversehens zu einer Pflegebedürftigkeit. Und nicht nur die betroffene Person, sondern auch für ihr Umfeld ergeben sich gravierende Veränderungen.
Durch kompetente Beratung, durch gute Pflege, durch menschlichen Zuspruch kann an vielen Stellen geholfen werden. Und doch kommen auch die besten Helfer*innen hier und da an ihre Grenzen. Spätestens dann zeigt sich: ohne Gottes Hilfe geht es nicht.
Wem das einmal bewusst geworden ist, der wird auch in ganz alltäglichen Situationen erkennen, wie hilfreich Gottes Segen ist. Darum ist es uns wichtig, unsere diakonische Arbeit „mit Gottes Hilfe zu tun“. Wir sind auf Gottes Unterstützung angewiesen und wir dürfen seinen Segen weitergeben. Übrigens gilt das nicht nur für Mitarbeitende der Diakonie Stiftung Salem.

Pfarrer Thomas Lunkenheimer
Theologischer Vorstand der Diakonie Stiftung Salem