Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Ein Haushalt mit unbegrenzten Mitteln – Weitergeben, was Gott uns schenkt

Nun ist er beschlossen, der Bundeshaushalt. Jede Menge Haushaltslöcher mussten gestopft werden. Es standen eben keine unbegrenzten Mittel zur Verfügung.

Interessant ist, dass in der Bibel Christinnen und Christen auch als „Haushalterinnen und Haushalter“ bezeichnet werden. Nur, dass es da nicht um Geld geht, sondern um Gaben Gottes für uns Menschen, die wir weitergeben können.

Im ersten Brief des Petrus heißt es: „Dient einander mit den Fähigkeiten, die Gott euch geschenkt hat – jeder und jede mit der eigenen, besonderen Gabe! Dann seid ihr gute Haushalter der vielfältigen Gnade Gottes.“ (1. Petrus 4, 10). Da ist von den Gaben die Rede, die Gott uns Menschen geschenkt hat, damit sie anderen dienen. Und da gibt es keine begrenzten Haushaltsmittel. Gottes Gnade ist reichlich vorhanden. Wir können sie mit vollen Händen weitergeben.

Im Internet fand ich folgende Erklärung des Begriffs Gnade: „Gnade (gr. charis) ist gewährte Freundlichkeit, Wohltat, Dankbarkeit, Annahme, Gunst ohne Erwartung von Vergeltung, die ihren einzigen Beweggrund in der Güte und Freimütigkeit des Gebers hat.“

Freundlichkeit, Dankbarkeit, Güte – solche Geschenke können wir alle gebrauchen. Wenn Menschen, die selber von der Gnade Gottes leben, einander freundlich begegnen, anderen selbstlos helfen und Gutes tun – dann wird Gottes Gnade weitergegeben. Wenn Menschen sich nicht von Hass oder Rachegefühlen leiten lassen, sondern von Nachsicht und Vergebung, dann sind sie gute Haushalterinnen und Haushalter der Gnade Gottes. Was dazu nötig wäre, könnten wir jeden Tag neu aus Gottes Hand nehmen – und gern an andere weitergeben. Seine Gnade, Freundlichkeit, Liebe ist für uns da, ohne Wenn und Aber.

Was Gott schenkt – das ist wie ein Haushalt mit unbegrenzten Mitteln. Es ist genug für jeden Menschen da. Wir können es ausprobieren – vielleicht gleich an denen, die uns heute begegnen werden. Mit Freundlichkeit, Dankbarkeit, mit Nachsicht – und damit, dass wir für andere da sind mit den Gaben, die Gott uns geschenkt hat. Eben als gute Haushalterinnen und Haushalter der vielfältigen Gnade Gottes.

Thomas Salberg

Thomas Salberg

Pfarrer, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Petershagen-Friedewalde

Brücken bauen

Christian Bünnigmann

Christian Bünnigmann

Pastor im Pastoralverbund Mindener Land

Die Geister scheiden sich an der Frage, ob unsere Gesellschaft gespalten ist oder nicht. So oder so ist es aber wohl sinnvoll, Brücken zu haben, die einer Spaltung vorbeugen oder sie heilen.

Christen sind in der Nachfolge Jesu in jedem Fall berufen, Brückenbauer zu sein. Denn Jesus Christus ist selbst die Brücke. In seiner Person ist er die Brücke zwischen Gott und Mensch, weil er selbst Gott und Mensch ist. Auf eine andere, aber nicht ganz unähnliche Weise sind seine Nachfolger gerufen, Brücken zu bauen, auch zwischen Menschen.

Das Überbrücken von Gegensätzen ist kein Verwischen der bestehenden Unterschiede. Wie eine Brücke feststehende Pfeiler braucht, so steht auch der Christ fest und unterscheidbar in seiner Überzeugung, seinem Glauben. Nur von diesem festen Fundament aus kann er eine Brücke zu Menschen anderer Überzeugung schlagen. Er kann tolerant sein, das heißt, den bestehenden Gegensatz, auch die gegenteilige Auffassung eines Gegenübers ertragen, ohne den anderen Menschen geringzuschätzen.

Ich glaube, dass die Kultur, der Sport und andere Bereiche der mitmenschlichen Begegnung große Chancen enthalten, Spaltungen zwischen unterschiedlichsten Menschen in unserem Land zu überwinden. Solche Brücken zu schlagen, gehört zum christlichen Selbstverständnis. Es ist ein Auftrag für den Christen. Wenn dabei noch an einer friedlichen Gesellschaft mitgearbeitet wird – umso besser.

Kompass für’s Jahr

Das neue Jahr 2024 nimmt langsam Fahrt auf. Die Kälte, die Dunkelheit und Stürme dieser Jahreszeit mögen umtriebige Unternehmungen noch ein wenig im Winterschlaf schlummern lassen. So motiviert die Zeit um den Jahreswechsel seit jeher dazu, sich innerlich zu justieren:
Welche „alten Gleise“ werde ich weiter befahren müssen und wollen;
welche neuen Weichenstellungen werden sich ergeben können;
auf wen werde ich mich verlassen können;
was werden erhoffte Sternstunden sein können;
woraufhin möchte ich hinwirken;
welche Unwägbarkeiten werden mich ereilen;
welche Widerstände sind zu bewältigen;
welche Oasen der Regeneration werde ich haben?
Einen inneren Kompaß mag sich jede und jeder zugelegt haben – mehr oder weniger ausgelotet –  doch zumindest im Prozeß des Justierens und Ausrichtens begriffen. Unsere Blickrichtung dazu mag der schon in die Jahre gekommenen, zugleich höchst aktuellen Prozeßkampagne des Ökumenischen Rates der Kirchen gelten: Gerechtigkeit – Frieden – Bewahrung der Schöpfung. Schon 1983 hat der weltweite Kirchenverbund diese Zielsetzung ausgerufen und damit ein jahrzehntelanges Arbeiten und Einsetzen dafür ausgelöst. Wird nur einem Teil dieser Trilogie nicht zureichend entsprochen, gerät das ganze Lebens-Gefüge außer Kontrolle. In unserem allernächsten Umfeld, wie in allen denkbaren angrenzenden größeren und kleineren Umfeldern.
Unser privates Suchen und Streben nach persönlicher Integrität und Identität bleibt unweigerlich eingebunden in diese Rahmengebung. Legen wir es in das Psalmgebet dieses Sonntags:
Gast bin ich auf der Erde. Von Deiner Freundlichkeit, GOTT, ist die Erde erfüllt. Ewig, GOTT, hat Dein Wort Bestand. Von Generation zu Generation reicht Deine Treue. (Psalm 119,19.64.89.90)

Iris Rummeling-Becht

Iris Rummeling-Becht

Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Marien/Bezirk St. Lukas