
Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
Sommerferien!
Sommerferien! Sofort sind Erinnerungen da, Gerüche und Geschmack: in der Hängematte liegen und unter dem grünen Blätterdach träumen, Kirschen essen bis der Bauch wehtut, baden mit dem Geruch nach Chlor, Rasen und Sonnencreme, abends noch Federball spielen…vor allem unendlich viel Zeit haben! Ich wünsche allen Kindern und Jugendlichen, dass sie sechs Wochen Freiheit haben, spielen, faulenzen und genießen, und Eltern, die das tolerieren.
In der Bibel lesen wir, dass Gott Freude hat an Spiel und Musik. Gott freut sich auch über zufriedene Menschen und über ihr Loben und Danken. Gott selbst ruht sich nach der Schöpfungsarbeit aus: „So vollendete Gott den siebten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen hatte.“ (1. Mose 2, 3) Gott hat Freude an Fülle und Genuss. Psalm 23 lobt Gott mit den Worten „Du bereitest vor mir einen Tisch… du schenkst mir voll ein…, Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen ein Leben lang. (Verse 5+6). Gott hat das Gute und das gelingende Leben für seine Menschen im Blick.
Im Alltag geht uns manchmal das Vertrauen darauf verloren. In den Ferien ahnen wir vielleicht eher, was unsere gottgewollte Bestimmung ist. Versuchen Sie diese Übung der Dankbarkeit doch einmal:
jeden Tag einmal sich dem Himmel entgegenstrecken,
und danke sagen für alles, was gut war, für alles, was ich geerntet habe,
lachen und wissen: Ich bin nicht allein.
Schöne Ferien!

Imke Reinhardt-Winteler
Pfarrerin im Referat für gesellschaftliche Verantwortung im Kirchenkreis Minden
Ab in die Kirche!
Ich fürchte, dass mindestens 99 Prozent der Leser dieser Zeilen morgen nicht zum Gottesdienst gehen. Bei den meisten Menschen, die ich kenne, habe ich den Eindruck, dass sie die Kirche meiden wie der Teufel das Weihwasser. Wir haben für jeden Quatsch Zeit, bloß für Gott sich Zeit zu nehmen, das scheint zu schwer zu sein.
Als Gedankenanstoß zur Lösung des Problems habe ich eine Geschichte von Axel Kühner gefunden (in seinem Buch „Die gute Minute“).
„Dem Pfarrer einer Gemeinde fiel ein alter, ärmlich wirkender Mann auf, der jeden Mittag um 12 Uhr die Kirche betrat und sie schon nach kurzer Zeit wieder verließ. Eines Tages wartete der Pastor auf den Mann und fragte ihn, was er denn in der Kirche tue. Der Alte antwortete: ‚Ich gehe hinein, um zu beten!‘ Auf die verwunderte Feststellung: ‚Aber du bist niemals lange genug in der Kirche, um wirklich beten zu können!‘, erklärte der alte Mann: ‚Ich kann kein langes Gebet sprechen, aber ich komme jeden Tag um 12 Uhr vorbei und sage: Jesus, hier ist Jim! Dann warte ich eine Minute, und er hört mich‘. Nach einiger Zeit kam der alte Jim mit einer Verletzung seines Beines in das Krankenhaus. Die Schwestern stellten fest, dass er auf alle anderen Patienten einen heilsamen Einfluss halte. Die Nörgler wurden zufrieden, die Ängstlichen gewannen neue Zuversicht, die Traurigen wurden fröhlich. Und es wurde viel gelacht in Jims Zimmer. ‚Jim‘, sagte die Stationsschwester eines Tages zu ihm, ‚die anderen Männer sagen, dass du diese Veränderung herbeigeführt hast. Du bist immer glücklich!‘ – ‚Ja, Schwester, ich kann nichts dafür, dass ich immer so fröhlich bin. Das kommt durch meinen Besucher.‘ Die Schwester hatte bei Jim noch nie Besuch gesehen. Denn er hatte keine Verwandten und auch keine näheren Freunde hier. ‚Dein Besucher?‘, fragte sie, ‚wann kommt der denn?‘ – ‚Jeden Tag um 12 Uhr mittags‘, antwortete Jim fröhlich. ‚Er kommt herein, steht für eine Minute am Fußende meines Bettes und sagt: Jim, hier ist Jesus!‘“

Daniel Brüll
Pfarrer in der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Petershagen
Gott begegnen auf viele Weisen
Juden und Muslime finden es lästerlich, rational denkende Menschen lächerlich: das christliche Bekenntnis der „Dreieinigkeit Gottes“ (Trinität). Als Teil des christlichen Kirchenjahres wird es am morgigen Sonntag als Abschluss der Pfingstwoche in den Kirchen gefeiert.
Ist für heutige Menschen schon der Gedanke, dass (!) es einen Gott gibt, befremdlich, um so abstruser der Versuch, Gott aufzuspalten, so wie Physiker*innen ein Atom in seine Bestandteile zerlegen (was böse Folgen haben kann). „Gespaltenes Ich“ ist in der Psychiatrie keine erfreuliche Diagnose – warum dann ein „gespaltener Gott“ in der Theologie?
„Vater, Sohn und Heiliger Geist“: Manchmal geht mir diese Dreierformel holpernd über die Lippen, mal wie geschmiert. Es ist abenteuerlich und bereichernd, den ewigen allumfassenden einen Gott – wenn es ihn denn gibt – zu entdecken in verschiedenen Wirkweisen, in denen er mir begegnet.
Schöpfung und Erhaltung der Natur, bedingungslose Liebe zum Menschen, verwandelnde Kraft zum Guten: Drei fundamentale Rollen, in denen mir ein und derselbe Gott erscheint. So wie der Mond am Himmel verschiedene Gesichter zeigt, und doch immer derselbe bleibt. „Dreieinigkeit“: Kein theologisches Haarespalten, sondern ein Offensein gegenüber dem Unbegreiflichen in meinem Leben. Gott ist vollkommen. Alles was mir begegnet, kommt von ihm: die Luft zum Atmen, die Liebe die mich vor dem Erkalten bewahrt, die Hoffnung die mich im Zweifel nicht verzweifeln lässt.
Gottesbilder sind notwendige Versuche, das Unbeschreibbare erfahrbar zu machen. Sie machen es uns nicht einfach, ohne sie geht es aber auch nicht. Sie haben keine Gültigkeit an sich, sondern wollen immer neu interpretiert werden. Vor allem: Sie wollen gelebt werden, mitten im Alltag. Machen wir die Augen auf! Vielleicht sind „Drei“ ja noch zu wenig. Vielleicht begegnet SIE mir ja noch in ganz anderen Rollen. Wenn ich für IHN offen bin.

Andreas Brügmann
Pfarrer, Offene Kirche St. Simeonis