
Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
Was Ermutigendes. Frieden. Hoffnung.
Paul hat eine Idee
Ich schreibe das Wort zum Sonntag. Sobald mir was einfällt. Was Ermutigendes. Über Frieden. Mit Hoffnung. Brauchen wir doch alle gerade.
Eine Stunde später ist mein Blatt immer noch leer. Ich geh erstmal in den Garten. Hock mich in’s Beet. Zupfe ein bisschen vorwitzigen Löwenzahn. Und wundere mich, wo diese unglaublich prächtigen Tulpen herkommen. Scheinbar hab‘ ich letztes Jahr noch Tulpenzwiebeln verbuddelt. Wow. So schön.
Zack hab‘ ich einen Ohrwurm: Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerszeit an deines Gottes Gaben. Und: Narzissen und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide. Paul Gerhard hat das Lied gedichtet. Ist schon ein paar Jahrhunderte her. Da brauchten die Leute auch was Ermutigendes. Hoffnung. Frieden.
Denen hat Paul Gerhard damals empfohlen: Geh mal raus. Guck dir alles an, was schön ist. Stell dir vor, dass Gott dir das Schöne zum Geschenk macht. Damit du weißt, dass du nicht vergessen bist. Sondern geliebt. Damit du weißt, dass der himmlische Gärtner dich mit allem was lebt und atmet in seiner Hand hält. Trotz allem, was das Leben bedroht. Du kannst an deinem Platz wachsen und blühen und das Deine tun, um dem Leben zu helfen. Einfach genau hingucken. Und dann mitmachen. Danke, Paul, sage ich. Gutes Wort zum Sonntag. Und schön, dass du uns in deinem Lied (das findet sich unter der Nummer 503 im Evangelischen Gesangbuch und unter der Nummer 826 im Gotteslob) in der 14. Strophe auch noch ein Gebet aufgeschrieben hast:
Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum und lass mich Wurzel treiben. Verleihe, dass zu deinem Ruhm ich deines Gartens schöne Blum und Pflanze möge bleiben. Amen dazu.

Catharina Bluhm
Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische St.-Simeonis-Kirchengemeinde
Wetterfest glauben
Die wirkliche Temperatur ist das eine, die gefühlte das andere. Im warmen Juni sagte mir mal eine Nachbarin, wir hätten mit Sicherheit 36 Grad. Ich war neugierig und hab’s kurz überprüft: es waren „nur“ 29 Grad. Aber klar: Habe ich eine fiese Erkältung, klappern mir schon bei 20 Grad die Zähne. Bekommen Menschen Hitzewallungen, reißen sie manchmal schon bei 10 Grad die Fenster auf.
Im Glauben ist es ähnlich: Es gibt eine „gefühlte Glaubenstemperatur“. Dem einen gibt der Glaube an Gott Stabilität und Kraft, der Glaube fühlt sich wohlig und warm an. Der anderen dreht sich beim Thema „Glaube“ der Magen um, weil das Leben sie schon zu oft geschüttelt und gerührt hat, als dass sie einfach so weiterglauben könnte. Die gefühlte Glaubenstemperatur ist völlig unterkühlt.
In einer Zeile aus dem alten Kirchenlied „So nimm denn meine Hände“ haben Menschen schon häufig Trost gefunden: „Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht – du bringst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht.“ Vielleicht ist das Lied auch deshalb so berühmt geworden, weil es Menschen aus dem Herzen spricht, die beides durchleben: Glauben und Zweifeln. Gewissheit und Verzagtheit. Wohltemperierte und unterkühlte Glaubensphasen.
Echter Glaube hängt aber weder vom Wetter ab, noch von unserer gefühlten Glaubenstemperatur.
Unser Glaube soll sich auf feste Zusagen gründen. Denn Gott geht mit uns durch die bitterkalte Nacht ebenso wie durch die heiße Mittagssonne.
„Sind wir untreu, so bleibt er doch treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen“, schreibt Paulus im Neuen Testament (2. Timotheus 2,13).
Darauf will ich mich verlassen. Und darauf kann ich mich verlassen. Besonders dann, „wenn ich auch gleich nichts fühle …“

Thomas Berneburg
Pfarrer der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Lerbeck, Pfarrbezirk II (Meißen und Neesen)
Gedanken zum Sonntag
Sicherlich ist es nicht im christlichen Sinne, bei uns vor Ort wegen des Krieges in der Ukraine Menschen vom gemeinsamen Sport auszuschließen. Und sicherlich werden Sportgruppen und Vereine in der Regel niemanden jetzt ausschließen, weil sie Russin oder er Russe ist, oder russische Wurzeln hat.
Es tut ganz gut, hier etwas Gelassenheit an den Tag zu legen, auch wenn es einzelne Anfeindungen gibt, weil mit dem Thema auch Stimmung gemacht wird, die übliche Spalter-Taktik. Man kann nur dazu aufrufen, möglichst die Kontakte auch mit den russischstämmigen Mitbürgerinnen und Mitbürgern weiter zu pflegen, auch wenn sie ein Herz für die russische Heimat haben, so lange sie nicht aktiv für den Krieg Stimmung machen. Viele sind ja auch in den Kirchengemeinden und Freikirchen aktiv.
Anders sieht es aus, wenn jemand als Profisportler als Repräsentant Russlands zu verstehen ist. Dann muss er wohl oder übel auch diese politische Seite bedenken. So tut es zum Beispiel die Tennisspielerin Anastasia Pavlyuchenkova über Twitter: „Ich spiele Tennis seit meiner Kindheit und repräsentiere seither Russland. Aber ich bin ganz klar gegen Krieg und Gewalt. Persönliche Ambitionen oder politische Motive rechtfertigen niemals Gewaltanwendung!“
Wer so verantwortungsvoll denkt und spricht, wird auch akzeptieren, dass er für die Zeit des Krieges von Wettbewerben ausgeschlossen wird. Denn auch die sportlichen Erfolge durch Athletinnen, Athleten oder Vereine haben eine Wirkung.
Sportliche Siege haben in diesem Konflikt auf symbolischer Ebene eine ganz große Bedeutung. Erfolge machen Eindruck auf die Bürger. Sie zeigen, dass ein Land auch auf sportlicher Ebene mithalten kann, dass die Weltgemeinschaft den Staat respektiert und Russland fördert damit den inneren Zusammenhalt. Deshalb ist es gut und wichtig in Folge des Krieges, Putin dieses Mittel nach Möglichkeit zu nehmen und auch hier die Solidarität mit den Opfern in der Ukraine zu zeigen.
Doch zurück zu uns vor Ort. Bei allen Maßnahmen, die wir als Bevölkerung mittragen, das Ziel muss sein: Nicht gegen Russland sondern für den Frieden. Denn wir in Deutschland können schon daran denken, dass es auf dem Weg zum Frieden der Versöhnung bedarf und nicht der Feindbilder. Das haben wir nach dem 2. Weltkrieg gelernt und in den Kirchen gelebt, z.B. durch die Versöhnungs-Bewegung aus Coventry und die Nagelkreuz-Gemeinschaft. In der Ukraine kann daran noch niemand denken, so lange Menschen getötet werden.

Clemens Becht
Pfarrer, Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien, Pfarrbezirk St. Lukas