Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

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Was verbinden Sie mit dem morgigen Sonntag?

Zweiter Sonntag in den Sommerferien?

Tag des Endspiels der EM?

In der katholischen Kirche ist dieser Tag der 15. Sonntag im Jahreskreis und vom Datum der 11. Juli, das jährliche Fest des Hl. Benedikt von Nursia. Er wird 480 n. Chr. in Umbrien geboren, geht zum Studium nach Rom, zieht sich als Einsiedler zurück und wird zum Begründer des westlichen Mönchtums. In seiner Regel verbindet er die beste monastische Überlieferung des Ostens und des Westens. Vertrautheit mit der heiligen Schrift und eine reiche geistliche Erfahrung verleihen ihm die Güte und Weisheit, die auch seine Regel auszeichnen. Das Vorwort zu seiner Regel beginnt mit den Worten: „Höre, mein Sohn, auf die Lehren des Meisters, neige das Ohr deines Herzens, nimm die Mahnung des gütigen Vaters willig an und erfülle sie durch die Tat.“

Die benediktinische Ordensfamilie, zu der neben den Benediktinern auch die Zisterzienser und die Camaldulenser gehören, leben nach der Regel, die mit dem Motto zusammengefasst wird „Ora et labora – bete und arbeite“. Bis vor 210 Jahren, also der Säkularisation 1811, gab es über viele Jahrhunderte auch in der Stadt Minden eine Niederlassung der Benediktiner, die nach dieser Regel ihr Leben ausrichtete. Die Klosteranlage in der oberen Altstadt, rund um die St. Mauritiuskirche und dem Pauline-von-Mallinckrodt-Platz, wurde nach der Säkularisation für das Militär genutzt und nach dem 2. Weltkrieg erneut als Kloster für die Schwestern der Christlichen Liebe. Nachdem von diesen Schwestern nur mehr die Leiterin der Wärmestube, Schwester Annette vor Ort ist, gibt es derzeit vielfältige Überlegungen für die zukünftige Nutzung dieser Räumlichkeiten.

Der Hl. Benedikt wird verehrt als einer der Schutzpatrone und Gründungsväter Europas. Sein zeitloses Motto und seine Regel haben auch nach über 1.500 Jahren nichts von ihrer Tiefe und Bedeutung verloren. Die Überzeitlichkeit lässt uns voll Optimismus sein, dass sich Menschen finden, die diesen Ort im Geist des Hl. Benedikt mit Leben füllen.

Roland Falkenhahn

Roland Falkenhahn

Propst am Dom zu Minden, Leiter des Pastoralen Raumes Pastoralverbund Mindener Land

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Die Medien haben das Ende der Pandemie eingeläutet. Die Meldungen über das Virus treten mehr und mehr zurück. Stattdessen Lockerungen, warme und sonnige Tage in Gaststätten und Restaurants, Einkaufen ohne Termin und ohne Test… Bald wird wieder alles so wie früher?! –

Ich erinnere mich an ein Gespräch aus den Tagen, als es immer klarer wurde, dass das Covid-Sars-19-Virus etwas anderes ist als „eine Form von Grippe“, was viele anfangs meinten. Mein Gesprächspartner meinte: >>Diese Pandemie wird uns alle verändern!<< Ich kann ihm nicht einfach beipflichten, antworte vorsichtig: >>Schauen wir mal?!<< – Heute heißt es oft: >>Es wird Zeit, dass wir wieder zur Normalität zurückkommen.<< oder >>Wir wollen unser altes Leben wiederhaben.<< Und so werden die vielen Spaziergängerinnen und Spaziergänger – Menschen, die man sonst nie auf den Straßen gesehen hat – wieder verschwinden. Hunde, die als Begleiter angeschafft wurden, kommen in die Tierheime und so manches Fahrrad bleibt künftig in der Garage, die Luft wird wieder stärker mit Abgasen belastet, wenn die Flugreisen und Ferienfahrten wieder losgehen. Und irgendwann wird „Corona“ eine Krankheit sein, mit der wir leben.

Nur diejenigen, die an den Folgen der Erkrankung weiterleiden, oder die gar einen Angehörigen an das brutale Virus verloren haben, werden ihr Leben anders fortsetzen müssen. –

Wir Menschen verändern uns nicht gerne, schon gar nicht, wenn es uns vorgegeben und durch Vorschriften untermauert wird. Gut, für eine Weile mag es gehen, da kommen ungeahnte menschliche Züge zum Vorschein. Da kaufen Nachbarn füreinander ein, da werden Pflegekräfte beklatscht… Doch eine nachhaltige Veränderung? Sie wird auch jetzt ausbleiben oder die Ausnahme?!

Ich erinnere in diesem Zusammenhang eine Erzählung aus den Evangelien. Sie heißt: „Der reiche Jüngling“ und berichtet von der Begegnung eines jungen Mannes mit Jesus. Der junge Mann möchte das ewige Leben. Er hat bereits ein vorbildliches Leben geführt. Allerdings fordert Jesus ihn auf, seinen Reichtum aufzugeben und ein Leben mit ihm zu beginnen. Das ist zu viel. Der junge Mann geht traurig davon. Die Umstehenden, die Zeugen der Begegnung wurden, sind verstört. Nein, ein solch radikaler und nachhaltiger Lebenswandel, das wollen viele nicht. Ein wenig, – okay; aber das Auto ganz aufgeben, um das Klima zu erhalten, die saubere Luft weiter zu genießen…

Eine nüchterne und möglicherweise deprimierende Erkenntnis. – Doch am Ende der Geschichte heißt es, dass noch eine Möglichkeit bleibt. Sie liegt bei Gott und Gott sei Dank lassen sich Menschen immer wieder darauf ein und ändern den Weg zum Besseren ihrer selbst und anderer auch jenseits der Pandemie, der Krise, des gewohnten Lebens.

Christoph Kretschmer

Christoph Kretschmer

Pfarrerin, Freiherr-vom-Stein Berufskolleg

Irische Segenswünsche

Lesen und hören Sie auch so gerne diese altirischen Segenssprüche? Ein ganz bekanntes Schutzgebet aus dem 7. Jahrhundert beginnt so: „Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen. Der Herr sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen. Der Herr sei hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen. Der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen …“ (Evangelisches Gesangbuch 958) Die konnten das wirklich gut, die Iren: segnen oder besser gesagt den Segen Gottes zusprechen. Sie sagten nicht einfach: „Gott segne dich“ oder „Alles Gute“, sondern in bildhaften Worten sprachen sie ihre guten Wünsche aus: „Möge dein Weg dir freundlich entgegenkommen, Wind dir den Rücken stärken. Möge Sonnenschein deinem Gesicht viel Glanz und Wärme geben. Der Regen möge deine Felder tränken. Und bis wir beide, du und ich uns wiedersehen, halte Gott dich schützend in seiner Hand.“ Wer hat wohl wem diese Worte zuerst zugesprochen? Es sieht so aus, als ob jemand auf die Reise geht und ein anderer seinen Segen dazugibt. Und wenn wir einander den Segen Gottes wünschen? Wenn wir ein wenig mehr sagen als „Gute Fahrt“ oder „Schönen Urlaub“? Ein paar Worte mehr finden, um dem anderen Menschen zu zeigen, was wir ihm wünschen? Vielleicht könnte sich das so anhören: Möge die Fahrt dir kurz vorkommen und kein Unglück dich treffen. Gute Laune möge dich begleiten, sogar im Stau auf der Autobahn. Starke Nerven und ein wenig Humor seien in dir, wenn es heiß wird und die anderen nicht so gut Auto fahren wie du. Möge die Erholung in deinem Urlaub früh beginnen. Sonne möge dich empfangen und dir an vielen Tagen scheinen, auch in deinem Herzen, dass dein Körper sich wohl fühlt und deine Seele sich erholt. Es möge immer ein Lächeln übrig sein für dich und deinen Nächsten und für den Fremden, der dir begegnet. Gott schenke dir an Regentagen fröhliche Gedanken, ein gutes Buch, Menschen zum Reden und Zuhören und offene Augen für die Schönheit der Natur. Und wenn es heimwärts geht, dann mit schönen Erinnerungen und mit Freude auf das Wiedersehen des Vertrauten und der Menschen, die auf dich warten und sich auf dich freuen. Gott behüte uns alle, zu Hause und auf Reisen, beim Losfahren, am Urlaubsort und wenn wir zurückkehren!

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Ekkehard Karottki

Ekkehard Karottki

Pfarrer, Kirchengemeinde Kleinenbremen