Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

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Es ist ein ganz normaler Morgen an der Gesamtschule Porta.  Es ist 8.19 Uhr. Ich gehe die Treppen in den zweiten Stock des Haupthauses unserer Schule – natürlich coronakonform auf der rechten Seite des Treppenhauses und mit Maske. Ich bin auf dem Weg in eine unserer 6. Klassen – quirlig, lebendig, aufgedreht. Die üblichen Verdächtigen blicken um die Ecke , hinter der Klassentür sehe ich ein Paar Augen, alle rasen irgendwie auf ihre Plätze. Ich höre den  Ruf „Er kommt!“ und betrete dann die Klasse.  28 wuselige junge Menschen fordern ab diesem Moment meine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Er kommt – mit diesem Ruf wird deutlich: jetzt geht’s los. Da geschieht etwas und wir hören etwas, was uns bis jetzt nicht bekannt ist. Neues kommt, Leben heißt Lernen. Manchen interessiert es nicht, was wir heute besprechen;  andere sagen: Das haben wir  schon gehabt Wieder andere sind mit anderen Dingen beschäftigt – gerade noch eine Nachricht schicken ( und zu riskieren, dass man den Vormittag ohne Handy auskommt, wenn man erwischt wird ) …

Ähnlich sind wir Menschen ja auch, wenn wir den Ruf ER Kommt! In der Adventszeit hören. Für den einen ist es der Start zum Deko- und Backmarathon, für die Anderen beginnt eine Zeit der frohen Erwartung. Wieder andere freuen sich über Kerzenschein und besinnliche Musik, können aber mit dem Inhalt dieser Zeit wenig anfangen. Neugierig warten, auf der Lauer liegen, erwartungsvoll durch den Schlitz in der Tür blicken – das tun die wenigsten. Dabei lohnt es sich definitiv mehr auf Jesus zu warten als auf mich.

Er kommt – wer wird da eigentlich angekündigt? Jesus, der Helfer, der Frohmacher, der Tröster. Auch ein Lehrer, der uns die komplizierten Dinge des Reiches Gottes beibringen möchte. Denn von Gott wüssten wir nichts, wenn er es uns nicht selber sagen würde. Es wird der angekündigt, auf den seit Jahrtausenden Menschen warten, weil unser Leben hier ziemlich kompliziert ist und wir einen benötigen, der uns einlädt, mit ihm den Weg durch das Leben zu finden. Ein Heiler, der das in uns reparieren möchte, was zerbrochen und kaputt ist. Gerade jetzt in diesen Tagen, in denen unser Leben von vielen Unwägbarkeiten und Unsicherheiten geprägt ist, in denen wir merken: Wir sind dünnhäutiger geworden, unsere Nerven liegen schneller blank, da merken wir: wir schaffen das alles nicht allein. Da brauchen wir Hilfe. Und Hilfe naht. Es gibt einen Namen, der zugleich ein Programm ist. Wer kommt? Jesus, Jeshua auf aramäisch. Und das heißt übersetzt: Gott ist mein Helfer, mein Retter, mein Erlöser. Und so einen haben wir jetzt bitter nötig.

Aus meiner 6. Klasse gehe ich nach 1 Stunde wieder heraus. Bis zum nächsten Mal. Wenn Jesus kommt , dann kommt er um zu bleiben. Bei dir, in dir, neben dir, vor dir, hinter dir – von allen Seiten will er dich umgeben.

Wir sind nicht allein – Gott sei Dank.

Bleiben Sie behütet und gesund

Ihr Eckart Zinnke

Eckart Zinnke

Eckart Zinnke

Pfarrer an der Gesamtschule Porta

Geschenk der Weihnacht für alle Christen…

Die am häufigsten gestellte Frage in den letzten Wochen war: Wie wird das an Weihnachten mit den Gottesdiensten sein? Meine Standardantwort war: Ich bin keiner der großen alttestamentlichen Propheten, fragen Sie mich Anfang oder Mitte Dezember noch einmal. Was aber schon lange klar war, ist, dass dieser zweite Adventssonntag für eine Gemeinde ein ganz besonderer sein wird. 65 Jahre nach dem ersten Gottesdienst in der neuerbauten Kirche in Lahde feiern wir an diesem Sonntag zum letzten Mal eine katholische heilige Messe in diesem Gotteshaus. Wir haben uns nach vielen Gesprächen, Überlegungen, Abwägungen und einer offenen Gemeindeversammlung dazu entschieden, die beiden Katholischen Gemeinden im Bereich der Stadt Petershagen zu fusionieren und den Standort Lahde aufzugeben. Das wir dies im Advent tun, hat zum einen den praktischen Grund, dass Veränderungen mit dem Jahreswechsel am Einfachsten sind. Aber der Advent bietet sich auch noch aus einem anderen Grund an, denn der Advent ist in sich eine Zeit der Veränderung und Neuorientierung. Mit dem Advent wird ein altes Kirchenjahr abgeschlossen, damit etwas Neues beginnen kann. Das schlechterdings Neue zeigt uns das nahende Weihnachtsfest. Gott wird Mensch und damit wird die gesamte bisherige Geschichte der Welt neu und anders. Und diese Veränderung ist nicht nur Abschluss des Bisherigen, sondern auch Beginn des Zukünftigen. Für die Kirche in Lahde wird das Neue die Nutzung durch die russisch-orthodoxe Gemeinde sein. Für die katholischen Christen in Petershagen, dass sie alle neu und gemeinsam unterwegs sein werden. Möge das Geschenk der Weihnacht für alle Christen, gleich welcher Konfession, ein vertrauensvoller Neubeginn und Aufbruch sein.

Beate Rethemeier

Beate Rethemeier

Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Dankersen

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Du meine Güte! Was soll bloß werden?

Wie sollen wir in diesem Jahr Weihnachten feiern?

Diese Frage beschäftigt mich immer mehr.

Die anhaltend hohen Infektionszahlen versprechen keine

Entspannung der Lage. Und jetzt haben wir schon den 1. Advent!

Der 24. Dezember kommt mit schnellen Schritten.

Mit sehr schnellen Schritten.

Mehr als in den Jahren zuvor ist meine Haltung im Advent

nun von Anspannung und Erwartung erfüllt.

 

Dabei weiß ich noch genau, wie es im letzten Jahr war.

Anders. Völlig anders.

Mit dem 1. Advent folgte der Startschuss für die

vielen Adventsfeiern in den Gruppen und Kreisen,

das Adventssingen und die Bastelstunden.

In jeder freien Minute stöberte ich in den Geschäften nach passenden Weihnachtsgeschenken

für meine Familie und überhaupt: Ich war mächtig beschäftigt.

 

Und nun?

Nun kommt der 24. Dezember ganz egal, wie die Lage bei uns aussieht,

ob die Infektionszahlen weiter steigen oder (hoffentlich) fallen,

ob wir Familienfeiern organisiert bekommen oder nicht.

Das Fest steht vor der Tür und es wird stattfinden – so oder so.

 

Etwas, finde ich, wird dadurch deutlich, vielleicht deutlicher als früher:

So wie das Kommen des 24. Dezembers nicht aufzuhalten ist,

ist auch das Kommen Gottes nicht aufzuhalten.

Gott kommt in seine Welt.

Er lässt sich in eine Krippe legen und wird der „Immanuel“,

der „Gott mit uns“, der seit Weihnachten unser Leben und unser Sterben teilt.

Und warum lässt er sich davon nicht abbringen?

Weil er ein Gott ist, dem die Liebe zu uns über alles geht und der daher eine

Zukunft für uns möchte, die weit über den Tod hinaus reicht.

 

Diesen Zukunftsplan ändert er nicht. Er lässt ihn sich auch nicht aus der Hand nehmen,

weder durch einen Corona Virus, noch durch unsere Angst, unseren Unfrieden oder unseren Unglauben.

 

Daran muss ich denken, wenn ich die erste Kerze am Adventskranz entzünde.

Dieses Wissen gibt mir Kraft in einer verrückten Zeit.

Und ich hoffe, Ihnen auch.

Beate Rethemeier

Beate Rethemeier

Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Dankersen