Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Stell dir vor, es ist Kirche und keiner geht hin ….

In meiner Gemeinde ist viel los: die Jugend trifft sich, die Älteren sowieso, der Gebetskreis ist wichtig für uns, der Teeschoppen nach dem Gottesdienst wird gut genutzt. Und so viele Zuhörer bei meinen Predigten hatte ich noch nie. Aber die Kirchentüren sind zu. Alles findet online statt. Eine neue Verordnung? Trifft uns erst mal nicht. Leserbriefe gegen Gottesdienstregelungen? Tun uns weh, denn wir bleiben zu Hause.Begegnungen fehlen uns allen. Ob in der Familie, im Beruf, im Sportverein, in der Kirche, wir würden uns gerne wieder unbeschwert treffen. Die steigenden Impfzahlen lassen mich hoffen, dass unsere Kirchentüren bald wieder offenstehen.

Aber Kirche ist mehr als nur ein Ort, um Gottesdienst zu feiern. Kirche ist auch gelebte Gemeinschaft. Da werden wir kreativ, nutzen Briefe, Telefon, Internet und bringen auch mal was an die Haustür. Ich freue mich immer wieder, wie kreativ da die einzelnen Gemeinden werden. Außerdem schafft Kirche Raum für Begegnungen mit Gott. Dafür muss ich nicht in das Gebäude gehen. Ein Kirchenbesuch erleichtert es mir manchmal, zur Ruhe zu kommen. Mir bewusst Zeit für Gott zu nehmen. Aber zu Hause geht das auch. Die Entdeckung der Menschen in der Bibel war ja gerade, dass Gott an jedem Ort zu finden ist. Gott lässt sich gerade nicht an ein Gebäude binden und ist nur an einem Ort anzubeten. Gott ist ein Gott, der mitgeht. An den Arbeitsplatz. Ins Krankenhaus. Zu mir nach Hause.Das kann mir keiner nehmen: wo auch immer ich gerade bin, kann ich mit Gott reden. Er fordert uns dazu auf: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich retten und du sollst mich ehren!“ (Psalm 50, 15).

Wir sind in Not, weltweit. Aber wir haben einen Gott, der uns sieht, uns zuhört. Gott lässt sich bitten, darauf hat Jesus in vielen Erzählungen hingewiesen. Die Kirchen sind zu. Aber Gottes Türen stehen für uns offen

Nicole Bernardy

Nicole Bernardy

Pfarrerin, Ev. Methodistische Kirche Minden

Lachen ist gesund …

In der vergangenen Woche ist mir eine Karikatur aufgefallen (Johann Mayr „Verzweiflung“), in der dargestellt ist, wie ein kniender Mann mit dem Blick nach oben fragt: „Gott …. ! Was soll ich machen?“ Und in einer Sprechblase, die aus dem Himmel kommt, steht in großer Schrift: „Lachen!“

Worüber soll man lachen, wenn die Infektionszahlen steigen, Menschen auf Intensivstationen liegen, die einen um ihre finanzielle Existenz fürchten, die anderen überlastet sind von Arbeit und Kindererziehung, das Gefühl von Einsamkeit in allen Altersklassen steigt und die Aggression im gesellschaftlichen Miteinander zunimmt.

Zynismus oder Galgenhumor ist der aktuellen Lage ganz gewiss nicht angemessen, sich über die Not und Verzweiflung anderer lustig zu machen, finde ich abscheulich.

Aber trotzdem entlockt der hintergründige Sinn der Karikatur mir ein Schmunzeln.

Wie befreiend kann es sein, sich weniger zu sorgen und weniger zu grübeln, sondern stattdessen mal zu lächeln oder zu lachen!

Eine Empfehlung von Psycholog*innen sagt, dass man, um aus der Sorgen- und Grübelfalle hinauskommen, ganz bewusst einen Zeitrahmen einplanen soll, nur in dem das Sorgen und Grübeln erlaubt sind.

Wie wäre es, wenn wir einen Zeitabschnitt einplanen, der für das Lachen reserviert wäre?

Es muss ja nicht gleich ein Online-Kurs in Lach-Yoga sein, aber mehr Leichtigkeit, mehr Unbeschwertheit, mehr Lachen und Freude könnten uns allen in diesem langen Lock-down guttun.

Lachen ist gesund, sagen der Volksmund und wissenschaftliche Studien.

Und auch die Bibel weiß, was für Menschen in Verzweiflung und Sorgen wichtig ist: „Freut euch, wenn ihr Hoffnung habt. Bleibt standhaft, wenn ihr leiden müsst. Hört nicht auf zu beten.“ (Römer 12, 12)

Und wenn gemäß der Karikatur, die Stimme aus dem Himmel zum Lachen auffordert, dann können wir Gott auch um mehr Leichtigkeit, mehr Freude, mehr Humor bitten. Vielleicht öffnet er uns die Augen für die Absurditäten des Alltags in der Pandemie und lässt uns lachen, notfalls auch über uns selbst

Karin Daniel

Karin Daniel

Pfarrerin, Kirchengemeinde St. Martini, Minden

Ehrensache – Thema Fairness

Der Glaube versetzt Berge. Die Liebe verleiht Flügel. Und Fairness, was macht die?

Die schönsten Geschichten schreibt dazu der Sport.

Tischtennisfans werden sich erinnern: WM-Achtelfinale 2005 in Shanghai. Timo Boll führt gegen den Chinesen Liu 13:12 im entscheidenden Satz. Hat Matchball. Der Ball des Chinesen landet scheinbar hauchdünn hinter der Platte. Aus. Sieg für Boll. Aber was macht Boll? Boll zögert keine Sekunde. Korrigiert die Entscheidung des Unparteiischen. Zeigt Kantenball an. Gibt den Ball gut. Verliert am Ende mit 13:15 Satz und Match. Das gleichzeitige WM-Aus für ihn.

„Schön blöd“, mag mancher denken. Wo im Leistungssport doch nur Siege zählen. Und die Entscheidung des Schiedsrichters eindeutig war. „Darüber muss man nicht nachdenken. Für mich war das Ehrensache“, erklärte Timo Boll später im Interview. „Ich habe das nie bereut. Warum auch? Der Ball war an der Platte, also war es sein Punkt. Ich habe ja nicht etwas verloren, was mir gehört hat, sondern nur etwas zurückgegeben, was nie mein war.“

Fair geht vor! „Sportlichkeit“ ist eben nicht nur das Resultat körperlicher Fitness, sondern auch Zeichen einer aufrechten Haltung: Ehrlichkeit gehört dazu. Aufrichtigkeit. Und die Achtung des Gegners natürlich. Klar bleiben und Charakter zeigen, statt Erfolg um jeden Preis! Für Boll war das „Ehrensache“. Eine Selbstverständlichkeit.

Was man davon hat? Nun, bei Selbstverständlichkeiten fragt man nicht danach. Allerdings bleibt faires Verhalten nicht folgenlos. Neben menschlicher Anerkennung gewinnt man bestimmt einen Freund dazu. Aber was das Entscheidende ist: die Selbstachtung. Ein gutes Gewissen ist bekanntlich ein sanftes Ruhekissen. „Glücklich“ nennt Jesus in der Bergpredigt darum alle, „die ein reines Herz haben“.

Also, der Glaube versetzt Berge. Die Liebe verleiht Flügel. Fairness aber, Fairness macht glücklich. Übrigens nicht nur im Sport. In diesem Sinne – ein schönes Wochenende!

Jens Burgschweiger

Jens Burgschweiger

Pfarrer am Bessel-NRW-Sportgymnasium Minden