
Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
Zur Gemeinschaft berufen
Manchmal wird uns Christen der Vorwurf gemacht, wir würden an drei Götter glauben, wenn wir uns zum Vater, zum Sohn und zum Heiligen Geist bekennen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Christen glauben, dass es (nur) einen Gott gibt. So bezeugt es die Bibel im Alten und im Neuen Testament. Der Sonntag Trinitatis, Hochfest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, gibt diesem Bekenntnis einen gottesdienstlichen Ausdruck.
Jesus hat uns geoffenbart, dass Gott von seinem Wesen her die Liebe ist. Das wiederum bedeutet, dass Gott in sich selbst Gemeinschaft ist. Wen hätte Gott, der ohne Anfang und ohne Ende ist, sonst vor Beginn der Schöpfung lieben sollen, wenn in ihm selbst keine Gemeinschaft wäre? Es gibt ja keine Liebe ohne effektive Beziehung. Gott ist in sich selbst Gemeinschaft. Da ist eine Liebe, die sich verschenkt, und eine Liebe, die empfängt und die damit der Boden für Gemeinschaft ist. Das bedeutet es, dass Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist ist. Alle drei sind Erscheinungsformen des einen Gottes, trotzdem sind sie nicht austauschbar oder identisch. Der Vater ist der Schöpfer. Der Sohn, der konkret in die Welt gekommen ist, offenbart den Schöpfer als liebenden Vater. Der Heilige Geist ist in uns, universalisiert, er möchte spontan, unerwartet und lebensspendend eine göttliche Kraft in uns zur Entfaltung bringen.
Wir Menschen sind als Abbilder Gottes berufen, genauso Gemeinschaft und Liebe zu leben, miteinander und mit diesem Gott.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!

Stephan Berkenkopf
Pastor im katholischen Pastoralverbund Mindener Land
Was gegen die Sorgen hilft!
„Gott hat uns keinen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“, so schreibt es der Apostel Paulus an seinen jungen Schüler Timotheus in seinem zweiten Brief an ihn im ersten Kapitel in Vers sieben. Grund sich Sorgen zu machen und sich zu fürchten scheint es immer schon gegeben zu haben. Gegen diesen Spieler, der immer schon auf dem Platz ist, stellt Gott eine tolle Mannschaft: Drei Spieler, die sich gegenseitig ergänzen. Gegen die Sorgen und die Verzagtheit stellt Gott seine Kraft. Damit die Kraft das Leben fördert und nicht über das Ziel hinausschießt, benötigt es die Liebe. Nicht die Kraft, sondern die Liebe vertreibt die Furcht (1. Joh. 4,17f). Die Liebe, das Spitzenmitglied im Team, verweist auf Gott selbst: „Gott ist Liebe!“ Das ist sein Wesen. Um die Mannschaft weiter zu ergänzen kommt der dritte Spieler auf Feld: Die Besonnenheit oder besser: die maßvolle Selbstbeschränkung. Ich kann mich zurücknehmen und den anderen höher achten als mich selbst.
Zu Pfingsten feiern Christen, dass Gott seinen Geist – mit diesen Qualifikationen (und noch einigen mehr) – auf ängstliche und verzagte Nachfolger Jesu gelegt hat. Die Berührung mit diesem Geist Gottes hat sie ermutigt, erfrischt und ihnen neue Kraft gegeben und diese Erfahrung ist eine Startpunkt einer Weltreligion. Am Anfang des Verses steht die wichtigste Feststellung: Gott gibt! Gott schenkt uns immer wieder seinen Geist, wenn wir ihn darum bitten.
Ich wünsche ihnen und mir immer wieder diese Erfahrung, dass Gott uns seinen Geist gibt, der uns der Angst widerstehen lässt und es bewirkt, dass von uns Kraft, Liebe und Besonnenheit ausgehen.
Ein frohes Pfingstfest

Olaf Mohring
Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Minden
Glaube, Vernunft und Vergebung
Um einem populären Missverständnis vorzubeugen: Glaube und Vernunft schließen sich nicht aus. Verschwörungstheorien wurden mit Glauben verglichen. Das beleidigt m.E. den Glauben. Aus Vernunftgründen oder sog. Gottesbeweisen wird zwar kein Glaube an Gott entstehen, aber wer glaubt, kann durchaus sehr vernünftig denken und handeln. Vernunft, die um ihre Grenzen weiß, wird sogar selbstkritisch die Bedingtheit des Wissens und jeder Wissenschaft erkennen. Deshalb steht die Naturwissenschaft nicht über dem Glauben, auch nicht umgekehrt. Auch erübrigt ein naturwissenschaftliches Weltbild nicht den Glauben an Gott, weil es keinen beweisbaren Grund gegen Gottes Existenz gibt. Vielmehr spricht sogar aus Vernunftgründen einiges für die Grundannahme, dass es Gott gibt, weil dann mehr Sinn im Leben entdeckt werden kann, unter anderem auch die heilsame Wirkung von Vergebung. Alle Aspekte der komplexen Wirklichkeit zu erkennen, wird keinem Menschen allein gelingen. Deshalb ist das Erkennen des Notwendigen auch eine Gratwanderung, ein Prozess.
In der aktuellen Diskussion um die Bewertung von politischen Schutzmaßnahmen mit all ihren unangenehmen Einschränkungen kam ein altes Zitat von Hannah Arendt in Erinnerung: Der „erschreckendste Aspekt der deutschen Realitätsflucht liegt in der Haltung, mit Tatsachen so zu umzugehen, als handle es sich um bloße Meinungen. – Ich finde, umgekehrt gilt das erst recht, die meisten Leute gehen mit ihren Meinungen um, als wären es Tatsachen.“
Momentan tut Besonnenheit, Nachdenklichkeit und Demut gut statt Besserwisserei. Da das Corona-Virus tödlich wirken kann, gerade bei gesundheitlich Schwächeren, wäre es zynisch, die Gefahr billigend in Kauf zu nehmen und fahrlässig zu handeln. Aus christlicher Sicht, nicht aus einer untertänigen Haltung, halte ich es zurzeit für geboten, den politischen Entscheidungsträgern in ihrer Vorsicht den Rücken zu stärken. Wir können es in den USA sehen, wie vielen Zehntausenden es den Tod bringt, wenn die Gefahr des Viruses falsch eingeschätzt wird. Wäre es nicht ein russisches Roulette, wenn wir uns ohne Schutzmaßnahmen in Betrieb, Schule oder öffentlichem Raum bewegen müssten und so den Verlust von Familienmitgliedern, Freunden oder Kollegen in Kauf nehmen sollten?
Der Glaube an Gott schützt vor Selbstbezogenheit und Egoismus, weil er mich in den Rahmen der verantwortungsvollen Beziehung zu Gott und meinen Mitmenschen stellt. Indem ich mich mit meinen Anliegen an Gott wende, beziehe ich den Nächsten mit ein und bitte auch für ihn. „Erhöre mein Gebet“ (Exaudi) heißt der morgige Sonntag.

Jürgen Tiemann
Superintendent des Ev. Kirchenkreises Minden