Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Geschenk der Weihnacht für alle Christen…

Die am häufigsten gestellte Frage in den letzten Wochen war: Wie wird das an Weihnachten mit den Gottesdiensten sein? Meine Standardantwort war: Ich bin keiner der großen alttestamentlichen Propheten, fragen Sie mich Anfang oder Mitte Dezember noch einmal. Was aber schon lange klar war, ist, dass dieser zweite Adventssonntag für eine Gemeinde ein ganz besonderer sein wird. 65 Jahre nach dem ersten Gottesdienst in der neuerbauten Kirche in Lahde feiern wir an diesem Sonntag zum letzten Mal eine katholische heilige Messe in diesem Gotteshaus. Wir haben uns nach vielen Gesprächen, Überlegungen, Abwägungen und einer offenen Gemeindeversammlung dazu entschieden, die beiden Katholischen Gemeinden im Bereich der Stadt Petershagen zu fusionieren und den Standort Lahde aufzugeben. Das wir dies im Advent tun, hat zum einen den praktischen Grund, dass Veränderungen mit dem Jahreswechsel am Einfachsten sind. Aber der Advent bietet sich auch noch aus einem anderen Grund an, denn der Advent ist in sich eine Zeit der Veränderung und Neuorientierung. Mit dem Advent wird ein altes Kirchenjahr abgeschlossen, damit etwas Neues beginnen kann. Das schlechterdings Neue zeigt uns das nahende Weihnachtsfest. Gott wird Mensch und damit wird die gesamte bisherige Geschichte der Welt neu und anders. Und diese Veränderung ist nicht nur Abschluss des Bisherigen, sondern auch Beginn des Zukünftigen. Für die Kirche in Lahde wird das Neue die Nutzung durch die russisch-orthodoxe Gemeinde sein. Für die katholischen Christen in Petershagen, dass sie alle neu und gemeinsam unterwegs sein werden. Möge das Geschenk der Weihnacht für alle Christen, gleich welcher Konfession, ein vertrauensvoller Neubeginn und Aufbruch sein.

Beate Rethemeier

Beate Rethemeier

Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Dankersen

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Du meine Güte! Was soll bloß werden?

Wie sollen wir in diesem Jahr Weihnachten feiern?

Diese Frage beschäftigt mich immer mehr.

Die anhaltend hohen Infektionszahlen versprechen keine

Entspannung der Lage. Und jetzt haben wir schon den 1. Advent!

Der 24. Dezember kommt mit schnellen Schritten.

Mit sehr schnellen Schritten.

Mehr als in den Jahren zuvor ist meine Haltung im Advent

nun von Anspannung und Erwartung erfüllt.

 

Dabei weiß ich noch genau, wie es im letzten Jahr war.

Anders. Völlig anders.

Mit dem 1. Advent folgte der Startschuss für die

vielen Adventsfeiern in den Gruppen und Kreisen,

das Adventssingen und die Bastelstunden.

In jeder freien Minute stöberte ich in den Geschäften nach passenden Weihnachtsgeschenken

für meine Familie und überhaupt: Ich war mächtig beschäftigt.

 

Und nun?

Nun kommt der 24. Dezember ganz egal, wie die Lage bei uns aussieht,

ob die Infektionszahlen weiter steigen oder (hoffentlich) fallen,

ob wir Familienfeiern organisiert bekommen oder nicht.

Das Fest steht vor der Tür und es wird stattfinden – so oder so.

 

Etwas, finde ich, wird dadurch deutlich, vielleicht deutlicher als früher:

So wie das Kommen des 24. Dezembers nicht aufzuhalten ist,

ist auch das Kommen Gottes nicht aufzuhalten.

Gott kommt in seine Welt.

Er lässt sich in eine Krippe legen und wird der „Immanuel“,

der „Gott mit uns“, der seit Weihnachten unser Leben und unser Sterben teilt.

Und warum lässt er sich davon nicht abbringen?

Weil er ein Gott ist, dem die Liebe zu uns über alles geht und der daher eine

Zukunft für uns möchte, die weit über den Tod hinaus reicht.

 

Diesen Zukunftsplan ändert er nicht. Er lässt ihn sich auch nicht aus der Hand nehmen,

weder durch einen Corona Virus, noch durch unsere Angst, unseren Unfrieden oder unseren Unglauben.

 

Daran muss ich denken, wenn ich die erste Kerze am Adventskranz entzünde.

Dieses Wissen gibt mir Kraft in einer verrückten Zeit.

Und ich hoffe, Ihnen auch.

Beate Rethemeier

Beate Rethemeier

Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Dankersen

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Die ersten Anzeichen der Infektion spürt man kaum, schon nistet sich das Virus in den Gedanken ein: „Warum wird bei Straftätern nie die wirkliche Herkunft genannt?“ „Dass die Jungen immer so viel feiern müssen und auf niemanden Rücksicht nehmen!“ „Diese Raser sollten alle mal die Härte des Gesetzes spüren!“ Wie ein Nebel legt sich die Verachtung auf unsere Gedanken und auf unsere Augen, mit denen wir die Welt betrachten: „War ja klar, dass sich das so entwickelt.“ – „Was soll da schon Gutes rauskommen?“ Mit diesen Pauschalierungen stecken wir einander an und das Virus schleicht weiter. Die Menschen, über die wir uns erheben, zählen dann nicht mehr als Person, nicht mehr als Mitglieder der Gesellschaft. Ihr schlechtes Tun, ihr Untergang, ihr Verlust sind schon einkalkuliert und wenn es dann so kommt, dann wussten wir ja schon, dass es so kommen musste.

Schon bei Kain und Abel begann der Streit vor dem ersten Mord mit Verachtung. Seitdem hat dieser Virus die Welt nicht mehr losgelassen. Selbst fromme Menschen sind nicht immun. So erzählt Jesus im Lukasevangelium Kapitel 18 ein Gleichnis von einem Mann, der zum Tempel nach Jerusalem kommt und wie folgt – in seinen Gedanken – betet: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner (neben mir).“ Jesus erzählt dann von einem zweiten Mann, dem Zöllner, der daneben steht und wie folgt betet: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“

Das zweite Gebet wird erhört, sagt Jesus, weil Gott jeden freundlich und ohne Verachtung anschaut und sich über jeden freut, der zu ihm (zurück) kommt und seinen Virus der Verachtung loswerden möchte. Nur die Liebe, die Jesus vorgelebt und ausgestrahlt hat, kann meine Haltungen und Einstellungen überwinden. Jesu Liebe ging so weit, dass er sogar für seine Feinde gestorben ist. Seit er auferstanden ist, ist für alle klar, dass diese Liebe gewonnen hat! Ich hoffe darauf, dass sich diese Liebe immer weiter ansteckend ausbreitet.

Olaf Mohring

Olaf Mohring

Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Minden