Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

.. ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin….

Ein älterer Schlager geht mir durch den Kopf: „Ich fahr so gerne Rad.“ Ist mir irgendwie aus Kindheitstagen im Gedächtnis hängen geblieben. Ich mochte ihn damals nicht und heute ist das auch nicht anders. Aber trotzdem, so ähnlich, wie es das Lied singt, geht es mir. Fahrradfahren macht so viel Spaß. Ich habe mir in diesem Frühjahr wie anscheinend viele andere auch ein neues Fahrrad gekauft. Wenn ich damit unterwegs bin, interessieren mich weder die Pandemie noch irgendwelche anderen Sorgen. Das fühlt sich jedes Mal nach großer Freiheit an. Natürlich weiß ich, dass das auch gut für die Umwelt ist und für mich selbst und meine Gesundheit ist es auch nicht schlecht. Aber in erster Linie ist es für mich einfach ein schönes Sommergefühl, in die Pedale zu treten und den Wind zu spüren, solange er nicht zu stark von selbst entgegen bläst. Von meiner Umgebung sehe ich viel mehr als mit dem Auto und ich entdecke Wege, wo ich noch nie war. Ich merke, wie gut mein Gott es mit mir meint. In Psalm 139 lese ich: Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.
Ja, das merke ich im Moment besonders, wenn ich mit meinem Rad unterwegs bin. Hoffentlich gibt es noch viel gutes Wetter in der nächsten Zeit. Dann möchte ich weiter Gottes wunderbare Natur mit dem Fahrrad entdecken und spüren, dass er es gut mit mir meint.

Hendrik Rethemeier

Hendrik Rethemeier

Pfarrer, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Petershagen

Reisen bildet und macht einfach Spaß

Vielleicht schätzt mancher von uns es in diesem Jahr besonders.

Als Gast eine andere Kultur, eine faszinierende Landschaft, ungewöhnliches, köstliches Essen, die Begegnung mit Menschen zu genießen und sich davon bereichern zu lassen, davon kann ich noch lange Zeit nachher zehren.

Aber: Als Gast gehöre ich nicht wirklich dazu. Vielleicht bin ich für eine Zeit willkommen. Aber eigentlich bin ich fremd, ein „Fremdling“, auch wenn man sich am Urlaubsort alle Mühe gibt, mich das nicht spüren zu lassen. Mein Zuhause ist woanders. Und dann: Fertigmachen zum Abreisen! Freue ich mich darauf, nach Hause zu kommen? Ich denke, an die, die auf mich warten, an die Kleinigkeiten, die mir vertraut sind. Ich denke an das Heimelige, an das, was Geborgenheit gibt. So fühlt es sich nur zu Hause an! Gott sagt: „Bei mir hast du ein Zuhause. Bei mir sollst du nicht nur als Gast willkommen sein. Ja, du darfst ruhig erst mal bei mir reinschnuppern, mich entdecken. Lerne mich kennen, vielleicht nimmst du spannende, faszinierende Seiten an mir wahr. Vielleicht fühlst du dich anfangs auch ein bisschen fremd. Für mich bist du aber kein Fremder und viel mehr als ein Gast. Wie schön wäre es, wenn du bei mir bliebest. Wenn du nicht an Abreise dächtest, sondern dein Zuhause bei mir fändest, den Ort, wo du hingehörst. Den Ort, wo du dich unbedingt angenommen und geborgen fühlst und fröhlich und zufrieden lebst. Glaube daran, dass ich für dich da bin. Bei mir gehörst du wirklich dazu.“

Als Überschrift aus der Bibel steht über diesem Sonntag und der kommenden Woche: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ Was für eine einladende Zusage! Vielleicht sind diese Ferien eine Gelegenheit, diese ganz besondere Route einzuschlagen: in Richtung Geborgenheit, Zuversicht, Glücklichsein, Gottvertrauen, in Richtung Heimat im Glauben an Gott. 

Gute Reise und eine behütete Sommerzeit!

Beate Rethemeier

Beate Rethemeier

Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Dankersen

Vor Gott sind alle Menschen gleich und mit Würde versehen.

Vor Gott sind alle Menschen gleich und mit Würde versehen. In der Bibel lesen wir auf den ersten Seiten, dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbild schuf: „Da schuf Gott Adam, die Menschen, als göttliches Bild, als Bild Gottes wurden sie geschaffen, männlich und weiblich hat Gott sie geschaffen.“ (1. Mose 1,27).

In der extremen Rechten haben die Grundüberzeugungen jüdisch-christlicher Tradition keinen Wert. Diese werden ebenso überschritten wie Menschenrechte und Gesetze unseres Landes. Drei Politikerinnen aus der Partei „Die Linke“ stehen im Visier einer Gruppe, die sich „NSU 2.0“ nennt. Die Fraktionschefin der Linken im Hessischen Landtag, Janine Wissler, die neue Fraktionschefin der Linken im Berliner Abgeordnetenhaus, Anne Helm, und die Bundestagsabgeordnete Martina Renner bekamen Emails, in denen sie mit dem Tod bedroht werden.

Die Gefährlichkeit der extremen Rechten ist bekannt. Ich denke an die Ermordung 10 muslimischer Menschen durch den NSU und an die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke vor einem Jahr. Zwei der Drohmails an die Politikerinnen weisen auf einen Computer der Polizei in Wiesbaden hin. Der hessische Innenminister räumte die Möglichkeit eines rechtsextremistischen Netzwerkes innerhalb der Landespolizei ein.

Hetze, Rassismus und Frauenfeindlichkeit sind keine Meinungsäußerungen. Sie zeugen von einer menschenverachtenden Haltung, die nicht tolerierbar ist in einem demokratischen Staat und in den Kirchen. Seien wir wachsam und mutig, wenn wir im Alltag damit in Berührung kommen. Halten wir dagegen, wenn Zeitgenossen Linien der Toleranz überschreiten. Mut dazu macht der Apostel Paulus: „Da ist nicht jüdisch noch griechisch, da ist nicht versklavt noch frei, da ist nicht männlich noch weiblich: denn ihr seid alle eins in Christus Jesus“ (Gal. 3, 28). Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Nationalität und Hautfarbe haben im Angesicht Gottes und in der Nachfolge Jesu keine Bedeutung. Gott schenkt Würde – jeder und jedem Einzelnen.

 

Imke Reinhardt-Winteler

Imke Reinhardt-Winteler

Pfarrerin im Referat für gesellschaftliche Verantwortung des Evangelischen Kirchenkreises Minden