Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Sag mir, wo sie hin sind …

Der Januar ist zu mehr als der Hälfte rum und wo sind sie hin: all die guten Vorsätze, die wir uns zum Jahreswechsel gemacht haben? Haben wir sie uns gemacht? Oder gleich gesagt: wird ja doch nichts draus! Weil es uns schon oft so gegangen ist, dass der Alltag vieles von dem eingeebnet hat, was an Neujahr noch ganz frisch war.

In den Kirchen gibt es einen speziellen Vor-Satz für ein neues Jahr: die Jahreslosung, ein Bibelvers als Motto für zwölf Monate. Auch dieser Vorsatz wird oft am Jahresanfang bedacht und gerät dann in Vergessenheit.

In diesem Jahr sollte sie aber mindestens bis zum 23. Februar im Gedächtnis bleiben, denn wenn ich nicht genau wüsste, dass dieser Satz schon vor drei Jahren ausgesucht worden ist, dann würde ich denken: den haben sie speziell für das Wahljahr 2025 ausgesucht!

„Prüft alles und behaltet das Gute!“ So schreibt es Paulus vor fast 2000 Jahren nach Saloniki und es klingt wie das Motto für den Wahl-o-mat. Lest euch genau durch, was die Parteien zu diesem oder jenem Thema sagen, und entscheidet euch dann für das gute Angebot.

Was ist gut? Es ist in diesen Zeiten berechtigt zu fragen: Was ist gut für mich? Was bringt mir mehr Lohn, damit ich mir Essen, Wohnung und ein bisschen Urlaub leisten kann? Was ist gut für die Zukunft der Kinder?

Diese Frage weist schon über mich hinaus auf unser Miteinander in Stadt und Land. Wie gehen wir miteinander um? Dazu sagt Paulus ein paar Sätze vorher: „Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte. Jagt vielmehr alle Zeit dem Guten nach, füreinander und für alle.“

Auch in Zeiten von Social Media sollten wir uns die Zeit zum Prüfen nehmen: Was meint er oder sie? Welchen Hintergrund gibt es?, bevor ich drauf haue, weil mir jemand schräg von der Seite kommt. Und das alles in der Hoffnung, dass es das Gute gibt, was ich behalten kann, wenn ich danach suche. Das ist nicht nur ein Vorsatz, sondern eine Zusage für dieses Jahr, für jedes Jahr.

Armin Backer

Armin Backer

Pfarrer der ev.-luth. Kirchengemeinde St. Marien Minden im Pfarrbezirk Marienkirche/Albert-Schweitzer-Haus

Wort zum Sonntag

Die Weihnachtsbäume sind längst abgeschmückt, die Sternsinger haben den Segen 2025 geschrieben, und die kurze Auszeit der Feiertage scheint vorbei. Der Alltag hat uns wieder – die Krisen der Welt und die Herausforderungen des neuen Jahres sind präsent. Was bleibt also vom Licht der Weihnacht?

Das Licht der Weihnacht ist mehr als ein flüchtiger Moment. Es symbolisiert Hoffnung in unsicheren Zeiten und gibt Orientierung. Weihnachten unterbricht den Lauf der Dinge, zeigt, dass es trotz Dunkelheit ein Weitergehen gibt. Es ist ein Symbol dafür, das selbst in Krisen Zuversicht möglich bleibt.

Auch nach den Feiertagen wird uns dieses Licht begleiten. Es zeigt sich in alltäglichen Gesten: einem offenen Ohr, einer kleinen Unterstützung oder einem Zeichen von Verständnis. Diese Momente tragen dazu bei, dass etwas von der Wärme und Zusage der Weihnacht bestehen bleiben, auch wenn die äußeren Zeichen der Festzeit längst verschwunden sind.

Das Licht der Weihnacht hat keine spektakuläre Erscheinung. Es ist kein grelles Leuchten, sondern ein leiser Schein, der dennoch vieles sichtbar macht. Es erinnert an die stillen Momente, in denen wir innehalten und uns auf das Wesentliche der Botschaft von der Menschwerdung Gottes konzentrieren: auf das Miteinander, auf den Wert von Vertrauen und das Geschenk, nicht alles alleine bewältigen zu müssen.

Das neue Jahr wird vermutlich nicht ohne Herausforderungen bleiben. Die Konflikte und Unsicherheiten der Welt sind weiterhin präsent, ebenso wie persönliche Sorgen und offene Fragen, die uns beschäftigen. Doch das Licht der Weihnacht verweist im ganzen Jahr darauf, dass selbst in schwierigen Zeiten Hoffnung keimt. Die Dunkelheit wird nicht das letzte Wort haben.

Vielleicht liegt darin die bleibende Kraft dieses Symbols: Ein kleines Licht genügt, um Orientierung zu geben – nicht nur in festlichen Zeiten, sondern auch in einem Alltag voller Unsicherheiten. Es ist eine Erinnerung daran, dass Gott uns begleitet und kleine Schritte oder mitmenschliche Gesten in einer großen Welt nicht unbedeutend sind.

Ulrike Lipke

Ulrike Lipke

Pfarrerin, Schulreferat

Wann kommt der Baum raus?

Wann kommt der Baum raus? Ja, natürlich, der Weihnachtsbaum. Bei uns ist das jedes Jahr ein Thema. Ich kenne Leute, die werfen den schon vor Heiligabend wieder raus. Schon irgendwie skurril. Aber wann ist Weihnachten genug vorbei, dass der raus kann? Direkt nach den Feiertagen oder vor dem Jahreswechsel oder traditionell kirchlich nach dem 6. Januar oder sogar erst nach dem 2. Februar? Bei uns ist das meistens kurz vor oder manchmal auch nach der Baumsammelaktion hier im Dorf. Bis dahin ist in der Wohnung noch etwas Weihnachten.
Man mag sich fragen, ob es kein wichtigeres Thema gibt als ausgerechnet dieses. Schließlich gibt es reichlich Krise drumherum und natürlich auch in den Kirchen. 

Trotzdem und vielleicht auch gerade deswegen haben wir Weihnachten gefeiert. Gott wurde für uns Mensch. Auch in unseren Krisen. Mit dem menschgewordenen Jesus kommt Gott in unsere Probleme. Dafür soll der Tannenbaum in der Wohnung bei uns ein Zeichen sein.

Ja, bald muss er auch bei uns raus. Geht nicht anders. Aber erst mal steht er noch.

Also, wer ihn noch nicht raus gebracht hat, dem wünsche ich viel Freude auch jetzt noch an Weihnachten. Gott möchte es menschlich auch ins neue Jahr hinein.

 

Hendrik Rethemeier,

Hendrik Rethemeier,

Vertretungspastor im Evangelischen Kirchenkreis Minden