Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Liebe Leserinnen und Leser!

Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht. Aber ich kann die vielen schrecklichen Nachrichten nicht mehr hören, keine klugen Analysen von Konflikten, keine Halbwahrheiten, keine verbissenen Talkrunden im Fernsehen, will auch keine Bilder mehr sehen.
Als Kinder haben wir uns mit ausgestreckten Armen gedreht, bis uns schwindelig wurde, und wir über die Wiese taumelten. Das war ein Spaß. Gegenwärtig taumeln wir von einer Krise in die nächste, das ist kein Spaß mehr. Terroristen der Hamas überfallen jüdische Dörfer und ermorden Kinder, Frauen, Männer.  Kinder, Frauen und Männer im Gaza-Streifen kommen um, wenn die israelische Armee die Infrastruktur der Hamas zerstört. Im Krieg verlieren alle. Und was ist mit der Ukraine, mit Mali, dem Klima, den Hungernden in Ostafrika und den politischen Süppchenkochern in unserem Land? Da ist so viel Überdruss, Verunsicherung, Erschütterung. Gibt es so etwas wie Gewissheit für die Zukunft? Denn Ohren und Augen zu verschließen, ist natürlich blanker Unfug.
Die Bibel ist ein Hoffnungsbuch. Das Böse wird nicht verschwiegen. Biblische Geschichten erzählen auch von Bosheit und Niedertracht. Aber da gibt es einen Grundton. In den Klageliedern heißt es: Es ist Gottes große Barmherzigkeit, dass wir noch nicht gar aus sind, sie hat noch kein Ende, sondern ist alle Morgen neu (Klagelieder 3,22). Ich bin das Licht der Welt, sagt Jesus. Wer sich an meinen Worten orientiert, wird nicht durch die Welt taumeln. Wir brauchen solche ermutigenden Worte. Aufschreiben, an den Spiegel stecken, damit sie gleich zu Beginn des Tages präsent sind. Wir brauchen diesen Grundton der Hoffnung. Die Nachrichten werden dadurch nicht besser. Aber unser Stand wird sicher, denn: Es ist Gottes große Barmherzigkeit, dass wir noch nicht gar aus sind; sie hat noch kein Ende, sondern ist alle Morgen neu.
Das ist gewiss.

Dieter Maletz

Dieter Maletz

Pfarrer, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Oberlübbe-Rothenuffeln

Nie wieder Krieg!

Es ist Krieg! Niemals haben wir gedacht, dass die Bilderbuchausstellung mit Kinderliteratur zu Krieg und Frieden, die wir gerade in einer Kirchengemeinde vorbereiten, eine noch grausamere Aktualität bekommen würde als sie ohnehin schon durch den Ukrainekrieg hat. Und doch ist es so gekommen! Es ist Krieg! Wieder ein Krieg bei dem es nur Verlierer geben wird. Nur Schmerz. Nur Leid. Nur Verluste. Auf allen Seiten. Nie wieder Krieg!
Meine Eltern haben mir diesen Satz eingehämmert. Es war der letzte Wunsch meines Vaters an seine Enkelsöhne. Nie wieder Krieg! Wenn ich als evangelische Christin Antworten suche auf die unabweisbaren Fragen, die auch dieser Krieg wieder an uns stellt, befrage ich zuerst die Bibel, und ich finde darin keine Antwort. Kein Rezept. Aber ich finde Denkansätze. Viele biblische Texte kennen den Krieg, spiegeln die unbarmherzige Realität, die grausame Seite menschlichen Gegeneinanders. So erschreckend gnadenlos solche Erzählungen vom Sein-wollen-wie-Gott auch sind, so leuchtend stehen uns die biblischen Friedensbotschaften vor Augen: Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten. So lesen wir bei Jesaja.
Der Traum von einer friedlichen Welt wird im Johannesevangelium in folgende Worte gefasst: Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. 
Dieser Friede Gottes ist sein Geschenk. Es hebt nicht die Spannung zwischen der Herrschsucht des Menschen und seiner Sehnsucht nach Frieden auf. Es entbindet uns nicht davon, kleinste Schritte auf dem Weg des Friedens immer wieder zu wagen.
Und dann sind wir zurück bei den Bilderbüchern. Sie unterstützen Kindern darin, ihre Gefühle zu klären und zu ordnen. Sie bieten ihnen Möglichkeiten an, sprachfähig für den Frieden zu werden. Und uns Erwachsenen geben sie zu denken.

Pfarrerin Ulrike Lipke

Pfarrerin Ulrike Lipke

Schulreferentin der Kirchenkreise Minden, Lübbecke und Vlotho

Beziehungskiste

​Da erzählt jemand mit leuchtenden Augen von der neuen Liebe. Die alte ist, naja, alt. Läuft schon seit Jahren, sie kennen sich gut, wissen, was sie aneinander haben, wissen auch um Grenzen. Aber das Feuer der ersten Liebe ist erloschen. Aus Liebe ist Gewohnheit geworden. Doch die neue, die lässt Augen strahlen. Das Leben ist wieder aufregend, spannend, schön.
Daran musste ich heute Morgen denken, als mir eine neue Bibel-App auf meinem Handy eine Nachricht schickte. Ich war neugierig, freute mich über das ungewohnte Layout, die mir neue Form. Ich bin gespannt, was mich in den nächsten Tagen erwartet.
Bibellesen gehört zu meinem Leben dazu. Seit Jahrzehnten lese ich denselben Kalender. Meine Bibelübersetzungen haben sich im Laufe der Jahre geändert. Aber irgendwie bleibe ich doch bei den altvertrauten hängen.
Und dann erlebe ich Menschen, für die ist das alles neu. Die erzählen von der App, die ihnen beim Bibellesen hilft. Sie erzählen davon, wie wichtig ihnen Bibelarbeiten sind. Der Hauskreis. Und ich denke, hatte ich alles schon. Ist auch alles schön. Aber was begeistert mich eigentlich noch?
In meiner Beziehung zu Gott ist ganz schön viel Routine. Die ist auch sinnvoll, sie hilft mir, es kann nicht immer alles aufregend und neu und spannend sein.
Aber wie in anderen Beziehungen auch: irgendwann ist aus Liebe Gewohnheit geworden, die Spannung ist weg. Dafür ist Vertrauen gewachsen, Verlässlichkeit. Das Feuer der ersten Liebe ist nicht mehr da, der Drang, etwas Neues in der Bibel zu entdecken. Dafür ist es schön, die altvertrauten Worte und Geschichten wieder zu entdecken.
Wie in einer zwischenmenschlichen Beziehung gilt auch in meinem Glauben an Gott: sie muss gepflegt werden. Überraschungen sind gut, z. B. meine neue App, aber auch Zeit zum Gebet, zum intensiven Lesen in der Bibel.
Wir Menschen sind nicht immer zuverlässig in unseren Beziehungen, aber eins gilt:
Auf Gott ist Verlass; er hält, was er zugesagt hat. Was für ein Glück!
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche!

Nicole Bernardy

Nicole Bernardy

Pfarrerin, Evangelisch-methodistische Gemeinde Minden