Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Was treibt dich an?

Was treibt dich an im Leben, in der Familie, bei der Arbeit oder beim Sport?
Fangen wir mit dem Letzten an. Ich frage mich manchmal, wenn ich Sport sehe: „Hey, was treibt dich an, dass du unten auf dem Spielfeld so lustlos hinterher läufst.“ Und dann sieht man andere, die zerreißen sich förmlich.
Aus der Rolle des Betrachters kommen wir heraus, wenn wir uns die Frage stellen im Blick auf unseren Beruf. Ist es die Bezahlung, nicht ganz unwichtig, die Liebe zu der Arbeit und den Menschen, mit denen ich es zu tun habe? Dass ich im Beruf die Erfüllung finde, wenn ich etwas, tue und das gelingt. Dass ich Wertschätzung erfahre. Treibt mich an, dass ich sehe, wie gut ich meine Gaben und Fähigkeiten einsetzen kann?
Im Blick auf Familie und Freunde ist es in aller Regel die Liebe zu den Menschen, die uns antreibt, Dinge zu tun und manchmal auch Dinge zu ertragen. Liebe, die uns ein weites Herz schenkt, wenn es darum geht, kleine und große Macken der Freunde, des Partners und der Kinder zu akzeptieren.

Was treibt mich an in meinem Leben? Gott hat uns gegeben den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit (siehe auch 2. Timotheus-Brief, Kapitel 1, Vers 7).
Gott will uns alles geben, was wir für ein gelingendes Leben brauchen.

  • Kraft für jeden neuen Tag, aber nie Kraft für eine Woche im Voraus, dann hätten wir spätestens nach 3 Tagen alle Kraft verbraucht.
  • Erschrocken hat mich vor einiger Zeit die Aussage: Ich wünsche mir jemanden, der mich liebt. Wir werden von Jesus unendlich geliebt. Er ist derjenige, der auf diese Welt kam, um uns seine Liebe zu bringen.
  • Wie viel Leid und Missverständnisse würden vermieden, wenn wir mit Besonnenheit an alles herangingen. Mal innerlich einen Schritt zurücktreten und die Situation betrachten, uns die Frage stellen, was wäre im Sinne von Jesus die richtige Entscheidung?

Ich wünsche uns, dass uns der Geist Gottes, der Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit antreibe zu allen guten Werken.

Peter Fischer

Peter Fischer

Pfarrer, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Hille

Helfen und sich helfen lassen

„Ich muss mal etwas loswerden“, sagt die junge Frau am Anfang des Gesprächs. Dann packt sie ein ganzes Sorgen-Paket aus: Die Arbeit, die ihr zu viel wird. Das Geld, das immer knapp ist. Der Partner, der zu viel trinkt und dann laut wird. Das Sprechen entlastet sie. Im Gespräch kann sie überlegen, ob sie sich traut, in eine Angehörigengruppe zu gehen. „Es war gut, dass ich das alles erzählen durfte“, sagt sie und bedankt sich. Dann ist das Gespräch zu Ende. Nur im Kopf der Zuhörerin geht es weiter. Die Sorgen der jungen Frau beschäftigen sie auch später noch. Sie berichtet davon in der Supervisionsgruppe. Abschalten geht nicht. „Wie könnte ich helfen? Hätte ich besser reagieren können?“ Das Gespräch ist ihr nachgegangen. Sie merkt, dass das nicht guttut. Abschalten ist notwendig.

Eine Gegengeschichte zu einem solchen „Grübel-Karussell“ findet die Gruppe in der Bibel. Es ist die Geschichte des barmherzigen Samariters. Der Samariter kommt an einem verletzten Mann vorbei. Er fragt nicht lange, er kümmert sich. Hört, was schmerzt. Sieht, was zu tun ist. Er versorgt ihn fürs Erste und bringt ihn in ein Gasthaus. Der Samariter vertraut den Verletzten dem Wirt an und verspricht, wiederzukommen. Mehr geht in diesem Moment nicht.

Es geht ums Helfen, Kümmern, ums Zupacken. Ja! Aber die Geschichte zeigt auch: Der Samariter nimmt den Verletzten nicht mit. Er bleibt auch nicht, bis der andere wieder gesund ist. Er zieht weiter.
Vom Samariter lernen wir: Wenn getan ist, was zu tun ist, darf ich auch loslassen und abgeben, was mir Gedanken macht.
Das hört sich einfach an. Oft geht das nicht. Oft können Probleme nicht einfach so abgegeben werden wie ein Päckchen auf der Post. Aber wir können uns erinnern: Ich darf auch abgeben! Ich habe das Mögliche getan.

Der Mitarbeiterin in der Supervision hilft diese Sicht. „Manchmal hilft mir“, erzählt sie, „was mich beschäftigt, im Gebet auszusprechen. Spätestens wenn ich mich im nächsten „Grübel-Karussell“ drehe, will ich das wieder üben.“

 

Petra Ottensmeyer

Petra Ottensmeyer

Pfarrerin, TelefonSeelsorge Ostwestfalen

Kleine Kinder – kleine Sorgen…

Haben Sie Kinder? Dann kennen Sie sicher den Satz: „Kleine Kinder – kleine Sorgen, große Kinder – große…“. An diesem Sonntag denkt die Kirche an eine Frau und Mutter, die davon ein Lied singen könnte.

Die hl. Monika lebte in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts in Nordafrika und hatte einen Sohn, der außerordentlich klug war, in jungen Jahren schon richtig Karriere machte und als fast noch Jugendlicher ein uneheliches Kind bekam. Man verstand sich offenbar in der Familie gut, nur mit dem Glaubens- und Wertesystem der Mutter konnte der junge Mann nichts anfangen.

Als der Sohn für einen weiteren Karriereschritt nach Italien wechselte, wohin die Mutter ihn begleitete, kam es für beide nacheinander zu einer lebensverändernden Begegnung mit einem Großen der damaligen Zeit. Der hl. Ambrosius, Bischof von Mailand, tröstete die Mutter, die darüber klagte, dass ihr Sohn sich nicht taufen lassen wolle, mit dem Satz: „Ein Kind so vieler Tränen kann nicht verlorengehen!“ Auch der Sohn begegnete diesem Bischof, dem es gelang, ihm den Glauben so überzeugend darzulegen, dass er sich zur Taufe entschloss.

In der Erinnerungskultur der Kirche ist es wohl einmalig, dass Mutter und Sohn an zwei aufeinanderfolgenden Tagen gedacht wird, denn den Sohn feiert die Kirche am kommenden Montag. Ach so – bei dem Sohn handelt es sich um den hl. Augustinus, dem größten der westlichen Kirchenväter, bedeutendstem Theologen der Antike, der als Bischof eine Regel für das Zusammenleben seiner Kleriker schrieb, nach der bis heute viele tausende Ordensleute leben.

Kleine Sorgen… Ich wünsche Ihnen und uns für den Umgang mit der nachwachsenden Generation Hoffnung, Zuversicht, Gottvertrauen und den Rat von weisen Menschen.

Propst Roland Falkenhahn

Propst Roland Falkenhahn

Pastoralverbund Mindener Land