Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Nie wieder Krieg!

Es ist Krieg! Niemals haben wir gedacht, dass die Bilderbuchausstellung mit Kinderliteratur zu Krieg und Frieden, die wir gerade in einer Kirchengemeinde vorbereiten, eine noch grausamere Aktualität bekommen würde als sie ohnehin schon durch den Ukrainekrieg hat. Und doch ist es so gekommen! Es ist Krieg! Wieder ein Krieg bei dem es nur Verlierer geben wird. Nur Schmerz. Nur Leid. Nur Verluste. Auf allen Seiten. Nie wieder Krieg!
Meine Eltern haben mir diesen Satz eingehämmert. Es war der letzte Wunsch meines Vaters an seine Enkelsöhne. Nie wieder Krieg! Wenn ich als evangelische Christin Antworten suche auf die unabweisbaren Fragen, die auch dieser Krieg wieder an uns stellt, befrage ich zuerst die Bibel, und ich finde darin keine Antwort. Kein Rezept. Aber ich finde Denkansätze. Viele biblische Texte kennen den Krieg, spiegeln die unbarmherzige Realität, die grausame Seite menschlichen Gegeneinanders. So erschreckend gnadenlos solche Erzählungen vom Sein-wollen-wie-Gott auch sind, so leuchtend stehen uns die biblischen Friedensbotschaften vor Augen: Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten. So lesen wir bei Jesaja.
Der Traum von einer friedlichen Welt wird im Johannesevangelium in folgende Worte gefasst: Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. 
Dieser Friede Gottes ist sein Geschenk. Es hebt nicht die Spannung zwischen der Herrschsucht des Menschen und seiner Sehnsucht nach Frieden auf. Es entbindet uns nicht davon, kleinste Schritte auf dem Weg des Friedens immer wieder zu wagen.
Und dann sind wir zurück bei den Bilderbüchern. Sie unterstützen Kindern darin, ihre Gefühle zu klären und zu ordnen. Sie bieten ihnen Möglichkeiten an, sprachfähig für den Frieden zu werden. Und uns Erwachsenen geben sie zu denken.

Pfarrerin Ulrike Lipke

Pfarrerin Ulrike Lipke

Schulreferentin der Kirchenkreise Minden, Lübbecke und Vlotho

Beziehungskiste

​Da erzählt jemand mit leuchtenden Augen von der neuen Liebe. Die alte ist, naja, alt. Läuft schon seit Jahren, sie kennen sich gut, wissen, was sie aneinander haben, wissen auch um Grenzen. Aber das Feuer der ersten Liebe ist erloschen. Aus Liebe ist Gewohnheit geworden. Doch die neue, die lässt Augen strahlen. Das Leben ist wieder aufregend, spannend, schön.
Daran musste ich heute Morgen denken, als mir eine neue Bibel-App auf meinem Handy eine Nachricht schickte. Ich war neugierig, freute mich über das ungewohnte Layout, die mir neue Form. Ich bin gespannt, was mich in den nächsten Tagen erwartet.
Bibellesen gehört zu meinem Leben dazu. Seit Jahrzehnten lese ich denselben Kalender. Meine Bibelübersetzungen haben sich im Laufe der Jahre geändert. Aber irgendwie bleibe ich doch bei den altvertrauten hängen.
Und dann erlebe ich Menschen, für die ist das alles neu. Die erzählen von der App, die ihnen beim Bibellesen hilft. Sie erzählen davon, wie wichtig ihnen Bibelarbeiten sind. Der Hauskreis. Und ich denke, hatte ich alles schon. Ist auch alles schön. Aber was begeistert mich eigentlich noch?
In meiner Beziehung zu Gott ist ganz schön viel Routine. Die ist auch sinnvoll, sie hilft mir, es kann nicht immer alles aufregend und neu und spannend sein.
Aber wie in anderen Beziehungen auch: irgendwann ist aus Liebe Gewohnheit geworden, die Spannung ist weg. Dafür ist Vertrauen gewachsen, Verlässlichkeit. Das Feuer der ersten Liebe ist nicht mehr da, der Drang, etwas Neues in der Bibel zu entdecken. Dafür ist es schön, die altvertrauten Worte und Geschichten wieder zu entdecken.
Wie in einer zwischenmenschlichen Beziehung gilt auch in meinem Glauben an Gott: sie muss gepflegt werden. Überraschungen sind gut, z. B. meine neue App, aber auch Zeit zum Gebet, zum intensiven Lesen in der Bibel.
Wir Menschen sind nicht immer zuverlässig in unseren Beziehungen, aber eins gilt:
Auf Gott ist Verlass; er hält, was er zugesagt hat. Was für ein Glück!
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche!

Nicole Bernardy

Nicole Bernardy

Pfarrerin, Evangelisch-methodistische Gemeinde Minden

Ernte-Dank!

Mit prachtvollen Kürbissen, duftenden Äpfeln, leckeren Weintrauben und vielem mehr sind die Altäre in den Kirchen morgen festlich geschmückt. Gott erntet unseren Dank dafür, dass er uns mit dem beschenkt, was wir zum Leben brauchen: Nahrung und Kleidung, ein Dach über dem Kopf, Menschen, die uns nahestehen.
Den Landwirtinnen und Landwirten danken wir, dass sie durch ihre harte Arbeit auch in diesem Jahr wieder eine Ernte eingebracht haben. Selbstverständlich ist das nicht. Regen und Hitze folgten sehr ungünstig aufeinander, so dass vor allem die Getreideernte eine Herausforderung wurde.
Ernte-Dank! Als Klinikseelsorgerin begegne ich immer wieder Menschen, die sich fragen: „Was konnte in meinem Leben wachsen und gedeihen?“ Mir steht eine schwer erkrankte Patientin vor Augen. Als sie von ihrer besten Freundin erzählt, beginnt sie zu strahlen: „Wir beide sind sehr unterschiedlich. Ich war unsicher, ob unsere Freundschaft länger hält. Doch die Saat ist aufgegangen. Gerade jetzt, wo es mir so schlecht geht, ist mir meine Freundin eine große Stütze. Dafür bin ich sehr dankbar.“
Dankbarkeit hat viele Gesichter. Sie zeigt sich in Gebeten und Liedern, in Freude und Zufriedenheit. Genauso darin, dass Menschen zum Teilen bereit sind. Die durch den Klimawandel bedingten Extremwetterereignisse haben in diesem Jahr weltweit zu großer Not geführt, zuletzt in Libyen. Spender und Spenderinnen tragen dazu bei, sie zu lindern.  
Patienten und Patientinnen, die auf eine schwierige „Lebensernte“ blicken, sind meist enttäuscht. Wie gut, dass die Ehrenamtlichen der Klinikseelsorge bereit sind, ihre Zeit mit ihnen zu teilen. Einfühlsames Verstehen kann neue Hoffnung wachsen lassen.
Gott zu danken, stimmt zuversichtlich, denn Gott verspricht: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8, 22)
Viele Gründe zur Dankbarkeit wünsche ich Ihnen, nicht nur am Erntedankfest.

Pfarrerin Melanie Drucks

Pfarrerin Melanie Drucks

Ev. Krankenhausseelsorgerin, Johannes Wesling Klinikum Minden