
Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
Der Frühling bringt mich immer wieder zum Staunen!
Augenscheinlich tote Pflanzen zeigen, dass in ihnen doch so viel Leben steckt: Knospen sprießen, erste Blumen stecken ihre Köpfe aus der Erde und blühen in leuchtenden Farben. In diesen Tagen stelle ich immer wieder neu fest, wie sehr mir die bunte Schönheit der Natur, die Helligkeit und die Wärme der Sonne in den vergangenen Monaten gefehlt hat. Ich genieße den Anblick der frischen Natur. Und die Vögel, die voller Inbrunst ihre Lieder anstimmen, zaubern mir schon am frühen Morgen ein erstes Lächeln ins Gesicht. Die Schöpfung ist faszinierend und geheimnisvoll. Es ist einfach wunderbar zu beobachten, dass alles so funktioniert, wie es funktioniert! Und wie viel Kraft die Natur doch hat, alles aufblühen zu lassen! Aber nicht nur die Pflanzenwelt und die Tiere erwachen in diesen Tagen. Wie viel Schwung und Freude die Veränderungen der Natur zugleich auch in das Leben der Menschen bringen!
Letztens erhielt ich von einem guten Freund einen WhatsApp-Bildergruß aus dem Franziskanerkloster in Wiedenbrück. Auf dem Foto war der Heilige Franziskus zu sehen, der zwei Äste so in den Händen hielt, als würde er Geige spielen. Der Heilige aus dem 13. Jahrhundert lebte eng mit Gott und seiner Schöpfung verbunden. Tiere, die Natur, die Gestirne – sie alle waren ihm Bruder und Schwester. Immer wieder dankte und lobte er Gott für seine wunderbare Schöpfung und sang ihm Lobeslieder.
Vielleicht klingt es für den ein oder anderen heute im 21. Jahrhundert sehr speziell, dass ein erwachsener Mann aus voller Überzeugung mit zwei Ästen in den Händen musiziert und Lobeslieder singt. So aber brachte er auf seine ihm eigene Art und Weise seine Lebensfreude, seine Dankbarkeit für die von Gott geschenkte Schöpfung zum Ausdruck. Vielleicht kann uns der Heilige Franziskus ein Vorbild in seiner Verbundenheit zu Gott und seiner Schöpfung sein. Wir sollten nicht müde werden, Gott für seine Schöpfung zu danken und ihn zu loben.
P.S.: Es muss ja nicht unbedingt mit zwei Ästen in den Händen sein…

Michaela Langner
Gemeindereferentin im Pastoralverbund Mindener Land
Mündigkeit
In diesen Wochen findet in vielen Kirchengemeinden die Konfirmation statt. Eltern verbinden mit diesem Fest einen oft emotionalen Schritt der Jugendlichen in Richtung erwachsen werden. Ich möchte es mit einem alten Wort ausdrücken: Mündig werden. Und tatsächlich kommen wir damit auch dem ursprünglichen Gedanken der Konfirmation sehr nahe, wie er in der Reformation entwickelt wurde. Der besteht darin, dass heranwachsende Menschen angesichts dessen, dass sie zumeist als Kleinkinder getauft wurden, nun ihr eigenes Ja zu ihrer Taufe und zum Glauben finden. Und dies ist sogar gesetzlich verankert. Religionsmündigkeit ist das Erste, was Menschen zugestanden wird, mit 12 Jahren (alle anderen gesetzlichen Rechte gelten erst mit 16 oder 18).
Es ist stark, diese Religionsmündigkeit mit einem Fest zu begehen, weil es so etwas Wichtiges ist. Aber es soll sich nicht auf einen solchen Akt beschränken. Es kann uns anregen, dass wir alle immer wieder unser Ja zu diesem Gott, der uns mit unserem Leben und seiner Liebe beschenkt hat, finden und ausdrücken. Religionsmündigkeit besteht eben nicht nur darin, dass wir einmal unser Ja oder durch Austritt aus der Kirche ein Nein sagen, sondern dass wir Verantwortung wahrnehmen für unsere Gemeinde und unsere Gesellschaft. Dass wir im Sinne von Jesus Christus diese Welt gestalten und umgestalten.
Dies kann im Einzelfall ganz unterschiedlich aussehen. Das geht in der Gemeinde von Besuchen über musikalisches Mitwirken bis zu Leitungsverantwortung. Es kann ehrenamtliches Engagement in vielen Bereichen sein, in denen ich mich für andere einsetze und so im Sinne Jesu handle.
Das Gute ist: Wir können ein solches Ja zu Gott und seiner Welt zum Ausdruck bringen, trotz aller Widrigkeiten, weil er längst Ja zu uns gesagt hat. Sein Ja zu dieser Welt hat er in Jesus Christus zum Ausdruck gebracht. Sein Ja gilt unabhängig von dem, was wir tun und es gilt auch dann noch, wenn wir versagen.

Andreas Wilmsmeier
Pfarrer, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Hartum-Holzhausen, Pfarrbezirk Hahlen
Was, wenn die Zukunft gut wird?
Ich liebe diese Frage vom Insterkanal des WDR „kugelzwei“, die auch gleichzeitig eine Botschaft transportiert: „Was, wenn die Zukunft gut wird?“ Beides inspiriert mich immer wieder, den Blick anders in die Gegenwart und Zukunft zu lenken. Zu sehr sind wir von momentanen Krisen negativ programmiert. Dabei vergessen wir all das Gute, was um uns herum geschieht. Schlechte Nachrichten ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich als gute. Angst ist ein starkes Gefühl, stärker als Hoffnung und Glück. Angst war über tausende von Jahren lebensnotwendiger als Glück. Angst hat uns gelehrt, gefährliche Situationen zu meiden.
Im neuen Testament der Bibel steht im ersten Petrusbrief: „Gelobt sei Gott… In seiner großen Barmherzigkeit hat er uns neu geboren, denn er hat uns seine lebendige Hoffnung geschenkt, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist.“
Hoffnung ist nicht das Gegenteil von Angst. Hoffnung schafft die Angst auch nicht ab. Hoffnung ergänzt aber die Angst mit einer sehr wichtigen Emotion und Grundlage. Angst, die uns vorsichtig sein lässt und Hoffnung, die uns mutig macht. So können wir klug und voller Perspektive in die Zukunft gehen.
Die Osterdekoration ist bei vielen schon wieder eingepackt, die Schokolade vernichtet und nach zwei Wochen Schulferien startet am Montag der ganz normale Alltagswahnsinn. ABER: Ostern ist weit mehr als ein Termin im Kalender. Gottes Tat an Ostern strahlt aus. Es ist Gottes Geschenk gegen Krisen, Angst und Hoffnungslosigkeit.
Die Pop-Rock-Band Silbermond singt in einem Lied: „In Zeiten wie diesen, ist es Zeit neu anzufangen, denn in Zeiten wie diesen, gibt es keinen Notausgang.“
Die vielen Versprechen und so scheinbar einfachen Lösungen, scheinen mir eher wie „Notausgänge“, die schnell hergezaubert werden und beruhigen sollen.
Neuanfang, das ist der Kern von Ostern. Neuanfang bedeutet allerdings auch, Altes und vielleicht auch Wichtiges hinter uns zu lassen, damit Neues entstehen kann.
Aber, HEY: „Was, wenn die Zukunft gut wird?“

Friedrich Kasten
Leiter von juenger unterwegs im Evangelischen Kirchenkreis Minden