Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Und Mose sprach: Lass mich deine Herrlichkeit sehen!            2. Mose (Exodus) 33,18

Neugierig sind wir wohl die meisten Menschen. Je geheimnisvoller, desto spannender ist es,  ein Geheimnis zu lüften, etwas Unbekanntes zu entdecken. Die meisten berühmten Entdeckungen sind ja zunächst aus Neugier gemacht worden. Nicht selten auch, weil man sich  davon etwas versprach: für das Allgemeinwohl, für den Fortschritt oder auch nur fürs eigene Portemonnaie, also einen Gewinn für die Menschheit oder für einen selbst. Vermutlich haben vor wenigen Wochen vor Weihnachten so einige neugierig nach versteckten Geschenken gesucht, haben es nicht mehr ausgehalten zu warten, wurden vielleicht sogar enttäuscht oder haben sich über sich selbst geärgert, dass sie sich selbst um die Überraschung gebracht haben.  Aber eigentlich ist es ja gut, dass der Mensch neugierig ist, denn Erfindungen, wie die meisten Impfstoffe gäbe es ohne Neugier wohl nicht. Der für morgen vorgeschlagene Predigttext beginnt mit der Neugier des Mose: Lass mich deine Herrlichkeit sehen! Dabei hat er vorher ganz viel erreicht, hatte erfolgreich mit Gott verhandelt, um sein Volk zu retten. Aber dann überkommt ihn die Neugier und es ist nicht einmal eine höfliche Frage, die er stellt, sondern er fordert das Unmögliche. Wie die Geschichte weitergeht?  Soviel sei verraten: Mose sieht den Glanz Gottes, aber gerade so viel wie einen Schimmer von Gott. Aber das gab ihm neues Vertrauen für seinen weiteren Weg. Ich denke, Glaube ist so etwas, wie einen Schimmer von Gott zu haben und um weiterhin voller Vertrauen neugierig zu bleiben auf das, was kommt.

Bernhard Speller

Bernhard Speller

Pfarrer, Evangelisch-Reformierte Petri-Kirchengemeinde

Stern über Bethlehem

Wie faszinierend ist der Blick in das Sternenmeer eines klaren Nachthimmels! Kennen Sie die Geschichte, in der sich Menschen nach ihren nächtlichen Himmelsstudien auf den Weg machen? Sie haben diesen einen Stern entdeckt. Und sie müssen ihm unbedingt folgen. Was sind das für Menschen? Wir wissen wenig über sie. Als Weise werden sie bezeichnet. Vielleicht, weil sie es verstehen, die Zeichen der Zeit weise zu deuten?  Sie gehören wohl zu den Menschen, die einerseits über ein Wissen verfügen, das man beweisen kann, aber andererseits auch über eine Weisheit, die die Erfahrung lehrt. Für diese Weisen ist klar: Ein weltbewegendes Ereignis ist geschehen. So wollen sie den wahren, den gerechten König finden, der die Welt liebevoller und heiler macht, den „Friedenskönig“, den Gott für alle Menschen in die Welt gesandt hat. Auf ihrem Weg dahin sind sie zugleich Wissende und Suchende. Sie haben teure, kostbare Geschenke mitgenommen für diesen König, den sie schließlich in einer Krippe liegend finden. Sie spüren, sie ahnen, sie glauben: Das Kind, das sie suchen, gibt jedem einzelnen von ihnen, ja der ganzen Welt, viel mehr als man mit Geld bezahlen kann. Vor diesem Kind kann man eigentlich auch nur mit leeren Händen dastehen.

Das Kind, das sie in einer Krippe finden, schenkt Hoffnung, Liebe, Freude und Zuversicht, Vergebung. Und so sind die Gaben, die sie bringen, wohl zugleich Bitten: Gold, Weihrauch, Myrrhe, Bitten um erfülltes Leben, Gottes Nähe, Gesundheit. Vielleicht möchten wir uns ihnen anschließen? Wir können uns auch nach Weihnachten noch – egal ob wir das Fest am 25. Dezember oder am 06. Januar feiern – auf den Weg hin zum Kind in der Krippe, zu Jesus Christus, machen.

Auch für uns ist er da. Auch uns steht der Weg zu ihm offen. Was werden wir bei ihm für uns entdecken?

Ich wünsche allen, die ihn suchen, dass sie auch im Jahr 2023 den Weg zu ihm hin finden.

Übrigens: Die Geschichte finden Sie in der Bibel im Matthäusevangelium.

Beate Rethemeier

Beate Rethemeier

Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Dankersen

Gib mir ein Licht

Vor vielen Jahren machten wir auf einer Mädchenfreizeit eine Nachtwanderung durch den Wald. Als wir im Dunkeln über Baumwurzeln steigen mussten, lernte ich mit den Füßen zu ‚sehen‘. Ein paar der Kinder bekamen Angst im Dunkeln. Sie wünschten sich eine Taschenlampe. Wir hatten aber keine und so sagte ich: „Habt keine Angst! Wir fassen uns jetzt alle an den Händen und helfen einander. Das ist besser als jede Lampe.“ und sofort klammerten sich kleine Hände an meine. Ich hielt sie fest und redete weiter beruhigend auf sie ein. Ich konnte fühlen, wie sie Vertrauen fassten und sich entspannten. Als wir aus dem Wald kamen war die Angst vergessen und sie waren stolz auf das Abenteuer, das wir gemeinsam bestanden hatten.
So wie damals im Wald fühlt sich dieses Jahr der Schritt über die Schwelle des neuen Jahres an. Nach einem Jahr, in dem so viele Sicherheiten ihre Zerbrechlichkeit gezeigt haben – der Angriff auf die Ukraine stellte die lange Friedenszeit in Europa in Frage, die Energiesicherheit und den stetig wachsenden Wohlstand. Mancher fragt sich bange: Was wird das neue Jahr mir bringen? Woher den Mut und den Glauben für die Herausforderungen der Zeit nehmen?
Mich begleitet schon länger die Worte einer unbekannten chinesischen Beterin: „Ich sagte zu dem Engel, der an der Pforte des neuen Jahres stand: Gib mir ein Licht, damit ich sicheren Fußes der Ungewissheit entgegengehen kann! Aber er antwortete: Gehe nur hin in die Dunkelheit und lege deine Hand in die Hand Gottes! Das ist besser als ein Licht und sicherer als ein bekannter Weg!“
Als Christin gibt mir mein Glaube nicht mehr Informationen über die Zukunft als anderen. Er lehrt mich aber Gottes Hand zu ergreifen – d.h. mich in das Vertrauen auf Gott einzuüben – und mit diesem Halt, den Weg durch die Dunkelheit der Zukunft zu ertasten. Und meine Hand anderen zu reichen, die ebenfalls unterwegs sind.  Ich weiß, das ist anspruchsvoll und ich kann alle verstehen, die sagen: Ich hätte aber doch gerne eine Taschenlampe! Deshalb möchte ich Sie alle und auch mich selbst ermutigen an der Schwelle des neuen Jahres die Hand ins Dunkel der Zukunft auszustrecken und Gottes Hand zu ergreifen. Und nach den Händen der anderen zu tasten, die mit uns auf dem Weg sind. Dann können wir erleben, dass das Licht von Weihnachten, das Licht der Liebe Gottes auch unsere Dunkelheit erhellt. Und dann sagen wir vielleicht am nächsten Sylvester: ‚Ja, das war wirklich besser als ein Licht und sicherer als ein bekannter Weg!‘
Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Jahr 2023, bleiben Sie behütet!

Katja Reichling

Katja Reichling

Pfarrerin an der Christuskirche Todtenhausen/Kutenhausen