Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Gott ist gütig und gnädig

Lieben Sie die See oder die Berge? Letztere ziehen den Blick nach oben. Schon aus der Ferne wirken sie majestätisch, aus der Nähe lassen sie uns respektvoll staunen. Kein Wunder, dass sie zu den beliebtesten Reisezielen gehören. Berge stehen fest über Jahrmillionen. Sie stehen für Beständigkeit. „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.“, nimmt der Prophet Jesaja das Bild der Berge auf. Diese Beständigkeit will der Propheten ins Bild setzen, wenn er die Güte und Freundlichkeit als Wesen Gottes bedenkt. Gottes Freundlichkeit, Güte und Gnade sind beständig und dauerhaft wie eine ganze Bergkette.

In unserer Welt und in unserem Leben verändert sich gerade vieles. Das, was bisher sicher und beständig erschien, bröckelt oder bricht ab. Wir sind müde geworden, Pläne platzen und Hoffnungen verfliegen. Was so sicher und stabil schien, worauf wir uns fest verlassen haben, klappt zusammen wie das sprichwörtliche Kartenhaus. Im Bild gesprochen: Berge sind gewichen und Hügel hingefallen. So ähnlich fühlten sich auch die Gefangenen in Babylon, an die die Verse ursprünglich gerichtet waren. Sie hatten die Heimat verloren. Ihre Zukunft sah düster aus. Keine Chance, aus dem Elend wieder herauszukommen. Wo ist Gott? Wo ist er gewesen, als die feindlichen Heere in Israel eingefallen sind? Wo ist Gott heute angesichts von persönlichen Leiderfahrungen und der herausfordernden Weltlage? Da kann man verzweifeln. Der Prophet findet auch dafür Worte: „Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen.“ So spricht Gott auch. Aber nur für einen Augenblick wendet Gott sein Angesicht ab. Dauerhaft ist er gütig und gnädig. Auch in allen Lebensveränderungen. Gerade deshalb führt uns der Prophet das Bild der beständigen Berge vor Augen. Denn das ist das Versprechen Gottes an uns, das in Gottes Liebe und Bund gründet, und uns Mut macht.

Pfarrerin Ulrike Lipke

Pfarrerin Ulrike Lipke

Schulreferentin der Ev. Kirchenkreise Minden, Lübbecke und Vlotho

Glaube versetzt Berge

Lukas 17, 5-6

Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und glaubst in deinem Herzen, so wirst du gerettet. Der, wer mit dem Herzen glaubt, wird gerecht; und wer mit dem Munde bekennt, wird selig.

Der Glaube steht im Mittelpunkt.
Im Gottesdienst sprechen wir das Glaubensbekenntnis. Sind es nur aneinandergereihte Worte, zu denen wir uns bekennen? Nein, es sind Tatsachen, auf die ich mein Leben baue, die mir Kraft und Orientierung schenken und die mich glücklich machen. Der Glaube kann so vieles bewegen.

Auch Jesu Jünger wussten von der Wirksamkeit des Glaubens. Sie hinterfragten sich oft, waren der Meinung, sie hätten einfach zu wenig Glaube in sich vereint. Sie verglichen sich mit Jesus, der für sie überschwänglichen Glauben besaß. Ich glaube, sie haben sich oft gewünscht, Jesu legte ihnen die Hände auf, und sie fühlten Gottes Kraft durch ihre Körper strömen. Sie hätten plötzlich Superkräfte, wären mutiger und stärker, könnten Bäume ausreißen und Berge versetzen.

Aber auch Jesus hat nicht wirklich Berge versetzt, weder den Ölberg noch andere Gebirge. Er wollte nur begreiflich machen, was wir bewegen können, wenn wir nur glauben. Er hat oft gesagt, bei seinen Heilungen: Dein Glaube hat dir geholfen!

Einige Menschen haben große Dinge vollbringen können, weil sie fest im Glauben standen. Ich denke da an Mutter Teresa oder Nelson Mandela, oder die Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai. Sie hat trotz erheblichen Widerstandes in ihrem Land, Kenia, Bäume gepflanzt. Sie galt als Vorreiterin zur Entwicklung von Demokratie, Frauenrecht und Umweltschutz und ihr Handeln wird auch über ihren Tod im Jahr 2011 noch heute weitergeführt.

Jeder von uns hat seine Aufgaben im Leben. Mögen sie sich im Alltäglichen erschöpfen oder Herkulesaufgaben sein. Wir müssen sie nur angehen im Vertrauen auf den lebendigen Gott. Ob uns dann Kraft wächst, Bäume rauszureißen oder neue zu pflanzen, das wird sich dann erweisen.

Schwester Andrea Brewitt

Schwester Andrea Brewitt

Oberin der Diakonissengemeinschaft der Diakonie Stiftung Salem

Überhebe dich nicht!

Ernte-Dank: Die Zeiten, in denen wir uns vorbehaltlos über die vor Erntegaben überquellenden Altarräume freuen konnten, sind lange vorbei.

Viele der Gemüsegärten, aus denen früher die schönsten Äpfel und die dicksten Kürbisse ausgesucht und zur Kirche gebracht wurden, sind unter Rasenflächen verschwunden. Was wir essen, bauen wir nicht mehr selber an, sondern kaufen es im Laden. Gleichzeitig wird uns dadurch bewusst, dass wir nicht nur für Pflanzen, Erde und Regen dankbar sein müssten, sondern auch für all die Menschen, durch deren Arbeit Lebensmittel von den Feldern in die Läden kommen, wo wir sie kaufen können.

Kaufen: Aus Lebensmitteln werden Produkte, an denen Menschen verdienen, an denen manche viel verdienen wollen. Das führt zum Sterben kleiner Bauernhöfe, zum Einsatz von Chemie, zu Massentierhaltung und Verklappung von Gülle auf den Feldern. Können wir dafür noch dankbar sein?

Ist es nicht heute schon ein Grund zur Dankbarkeit, dass wir noch leben und nicht (wie in anderen Gegenden) Waldbrand oder Sturzfluten die Lebensgrundlage zerstört haben?

Nach 1945 wurde dieses Land nach den Zerstörungen des Krieges wieder aufgebaut und die Menschen waren stolz darauf. Jetzt fällt den Enkeln und Urenkeln das Wirtschaftswunder auf die Füße, weil es nur ein Wunder für die Menschen war, aber nicht für die Welt, in der und von der sie leben.

Mose ermahnt sein Volk, nicht zu stolz zu sein auf das, was ihm geschenkt worden ist (5. Mose 8, 12-14):

Wenn du nun gegessen hast und satt bist und schöne Häuser erbaust und darin wohnst und deine Rinder und Schafe und Silber und Gold und alles, was du hast, sich mehrt, dann hüte dich, dass dein Herz sich nicht überhebt und du den Herrn, deinen Gott, vergisst, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft.

Das verheißene Land nach Sklaverei und Wüstenwanderung ist kein Lotteriegewinn, den ich im Tresor verwahren kann, sondern enthält den Auftrag, immer wieder Mittel zum Leben zu sein.

People, not profit!

Armin Backer

Armin Backer

Pfarrer der St.-Marien-Kirchengemeinde Minden