Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Gedankenlosigkeit

Menschen denken. Das ist wunderbar. Schafft es doch die Möglichkeit, vernünftig zu handeln. Zumindest nach den Maßstäben, Werten und Einstellungen, die dem jeweils vernunftbegabten Menschen gegeben sind.

Die Wissenschaft – und dahinter steckt ja letztlich das vernünftige Denken – hat unsere Welt, so wie sie jetzt ist, geprägt. Zusammenhänge werden begriffen, Neues wird durchdacht und ausprobiert. Altes wird erneuert. Ich liebe es, zu denken, gute Gedanken zu haben und mein Leben denkerisch zu durchdringen.

Menschen denken und das ist beizeiten überhaupt nicht wunderbar. Weil das Denken destruktiv und selbstzerstörerisch sein kann. Schlechte Gedanken führen zu negativen Einstellungen zu sich selbst und zu der Welt. Menschen denken und denken und kommen nicht in den Schlaf, weil sie denken und die Gedanken sie im wahrsten Sinne des Wortes fertig machen.

Auch von Gott wird gesagt, dass er denkt. So heißt es bei Jeremia:

„Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides.“ (Jer 29,11)

Gedankenlosigkeit wird normalerweise im Sinne von Gleichgültigkeit oder Nachlässigkeit, Unachtsamkeit oder Ungenauigkeit gebraucht. Ich meine aber, dass Gedankenlosigkeit in einem anderen Sinn eine Tugend sein kann: Gedankenlosigkeit bedeutet Entspannung, heraus aus dem ewigen Denken hinein in das Vertrauen in einen größeren Zusammenhang.

So heißt es bei Jesaja: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR; sondern so viel der Himmel höher ist denn die Erde, so sind auch meine Wege höher denn eure Wege und meine Gedanken denn eure Gedanken.“ (Jes 55,8.9)

Ich nehme diese Sätze in der Bibel über das Denken Gottes als Ermutigung: Denken ist etwas Wunderbares, Nicht-Denken aber auch, führt es doch zu Gelassenheit, auch zum Loslassen. Gedankenlosigkeit ist auch etwas Wunderbares. Es ist letztlich der jüdisch-christliche Gedanke des Sabbats: nichts tun, nicht das Alltägliche denken, Höheres denken, gedankenlos sein, einen Tag in der Woche.

Eckhard Hagemeier

Eckhard Hagemeier

Pfarrer, Gymnasium Porta Westfalica

Wir haben die Wahl!

Am 14. August 1949 fand die Wahl zum ersten Deutschen Bundestag statt. Damit wurde eine demokratische Kultur begründet, die unserem Land Einigkeit und Recht und Freiheit beschert hat.

Seitdem haben wir die Wahl. Als Bürgerin oder Bürger bestimme ich mit, wie unser Land regiert wird. Auch als Christinnen und Christen können wir uns glücklich schätzen, in einer Demokratie zu leben.

Die freie Religionsausübung ist garantiert. Ungehindert können wir unseren Glauben leben und davon erzählen. Viele Christinnen und Christen in anderen Teilen der Welt erleben das so nicht. Sie müssen mit Benachteiligung oder gar Verfolgung rechnen.

Auch gibt es Länder, in denen die Kirche (freiwillig oder gezwungen) zum Büttel eines autoritären Staates geworden ist. Zurzeit beobachten wir das z.B. in Russland. Auch während der Nazi-Diktatur in Deutschland wurde versucht, die Kirche zum Sprachrohr einer gottlosen Diktatur zu machen. Doch wenn die Kirche nicht mehr die frei machende Botschaft Jesu Christi verkündigt, dann braucht es sie nicht.

Umso mehr sollten wir unsere Demokratie wertschätzen. Bislang war das nicht schwer. Uns wurde nicht viel abverlangt. Inzwischen aber wird uns klar, dass wir unsere Freiheit verteidigen müssen. Und dass wir nicht einfach wegschauen können, wenn die Menschenwürde in Ländern mit Füssen getreten wird, mit denen wir regen Handel treiben.

Wir haben die Wahl. Das gilt im Blick auf das Staatswesen. Das gilt aber auch im Blick auf den Glauben. Jesus hat niemandem vorgeschrieben, was er zu denken oder zu glauben hat. Aber er hat dazu eingeladen, das eigene Leben im Licht Gottes zu sehen. Das hat viele Menschen dazu ermutigt, ihr Leben nicht von anderen bestimmen zu lassen. Auch nicht von Diktatoren, selbst wenn die sich noch so mächtig fühlen. Denn wir haben die Freiheit, als Kinder Gottes zu leben. Da liegt es dann nah, sich auch für die Freiheit, den Frieden und die Gerechtigkeit im gesellschaftlichen Umfeld einzusetzen.

 

Thomas Lunkenheimer

Thomas Lunkenheimer

Theologischer Vorstand der Diakonie Stiftung Salem

Weißes Gold!

„Ein greiser König muss entscheiden, welcher seiner drei Töchter er den Thron vererben soll. Deshalb beschließt er, sie auf die Probe zu stellen, und fragt sie, wie wertvoll er ihnen sei. Diejenige, die ihn am meisten liebt, soll die nächste Königin werden. Die älteste Tochter erklärt, ihr Vater sei ihr so lieb wie Gold. Die zweite Tochter antwortet, ihr Vater sei ihr so lieb wie ihr Brautgeschmeide. Die jüngste sagt, er sei ihr so lieb wie das Salz. Der erzürnte König jagt die jüngste daraufhin fort. Plötzlich verschwinden alle Salzvorräte in seinem Reich. Den Bewohnern des Reiches schmeckt fortan das Essen nicht mehr und schließlich werden sie durch den Salzmangel schwach und krank. Der König erkennt das Unrecht, das er seiner jüngsten Tochter angetan hat, und hofft, dass sie nach Hause zurückkehrt.

Die verstoßene Tochter fand Unterschlupf bei einer alten Frau, die in Wahrheit eine gute Fee ist. Bei ihr lernt sie bäuerliche und handwerkliche Tätigkeiten. Als Lohn für ihren Dienst bittet sie bescheiden nur um ein wenig Salz, um es ihrem Vater zu bringen. Am Ende wird die jüngste Tochter, mit ihrem Vater versöhnt und mit unerschöpflichen Salzvorräten gesegnet, zur Königin gekrönt.“

(Quelle : Wikipedia)

 

„Ihr seid das Salz der Erde“, sagt Jesus (Mt 5, 13-16). Er macht die Jünger, macht uns dazu. Jesus stellt fest: Ihr seid wertvoll. Also macht was draus! Christen sollen die Würze für die Erde sein. Sie sollen nicht langweilig und wenig überzeugend sein. Nicht fade! Dann wird man weggeworfen und zertreten. Seid anders! Bleibt nicht unbemerkt. Seid würzig und geschmackvoll. Geht hinaus in die Welt, seid unverzichtbar! Geht hin und tut Gutes! Was Jesus damit meinte, hat er zuvor in der Bergpredigt gesagt. Er will mit dir und mir die Welt ein Stück besser machen! Wir dürfen der Liebe vertrauen und Liebe schenken, wir sollen aufmerksam und dankbar sein, Gutes bewegen. Wir können uns getragen wissen und gehalten. Wir sollen die Prise Salz sein, für die „SUPPE“ der Nächstenliebe. All das kommt von Gott und das gehört in unser Leben so wichtig wie Salz.

Schwester Andrea Brewitt

Schwester Andrea Brewitt

Oberin der Diakonissengemeinschaft der Diakonie Stiftung Salem