
Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
Eine harte Nuss?
Jetzt ist wieder Nuss-Zeit – ich versuche jedes Jahr schneller zu sein als die Eichhörnchen und mir einige leckere Walnüsse und Haselnüsse zu sichern. Schließlich lassen sich Nüsse auch für den Winter gut lagern und zu schmackhaftem Gebäck verarbeiten. Dabei haben die Bäume vor den Genuss die Arbeit gesetzt: der leckere Kern ist von einer harten Schale geschützt, dafür brauche ich das passende Werkzeug. Aber die Mühe lohnt sich auch!
So sind Nüsse sprichwörtlich geworden: Eine ‚harte Nuss‘ ist entweder ein schwieriges Problem oder ein Mensch, der es mir in Verhandlungen nicht leicht macht. Für meine Konfirmandinnen und Konfirmanden sind Bibeltexte manchmal auch eine ‚harte Nuss‘. ‚Wie war das damals bei Jesus? Wie hat er das gemeint?‘, für diese Fragen braucht es die richtigen Werkzeuge, wie einen Nussknacker – die habe ich damals im Theologiestudium bekommen.
Und so machen wir uns gemeinsam auf den Weg mit dem Bibeltext. Wenn alles gut geht und der Heilige Geist uns lächelt, dann ist das wie bei ‚Drei Nüsse für Aschenbrödel‘. Dieser magische Moment, wenn die Nuss sich öffnet und uns allen ein Licht aufgeht für unser Leben. Was es bedeutet von Gott geliebt zu sein, was alles Aufregendes in meinem Leben passieren kann, wenn ich diese Liebe in mein Herz hineinlasse. Wie gut zu entdecken, dass Jesus sich auskennt mit dem Leben und auch dann an meiner Seite geht, wenn es bei mir gerade knüppeldick kommt. Diese Erfahrungen zeigen mir, dass die Bibeltexte keine hohlen Nüsse sind, sondern voller Leben und Hoffnung.
Neugierig oder sehnsüchtig geworden? Dann gehen Sie doch mal in eine Bibelgruppe oder fragen Sie den ‚Nussknacker ihres Vertrauens‘, ihre Pfarrerin oder ihren Pfarrer, was Sie schon immer mal fragen wollten. Die Kolleginnen und Kollegen freuen sich bestimmt, denn wofür haben sie sonst so lange studiert?

Katja Reichling
Pfarrerin der Mariengemeine Bezirk 3
Mögen Engel dich begleiten
„Dich schickt der Himmel!“ habe ich schon oft gedacht oder gesagt. Ein netter Mensch steht vor meiner Tür, der mir meinen Schlüsselbund bringt, den ich seit Stunden suche. Offenbar habe ich ihn beim Aussteigen aus dem Auto vor dem Haus verloren. Der freundliche Engel in Menschengestalt hat ihn aufgehoben und zur Haustür gebracht.
Der Himmel schickt Menschen, die auch in kleinen Alltagssituationen plötzlich hilfreich da sind, im richtigen Moment ein gutes Wort finden, helfen, trösten, in Notsituationen einspringen. Man nennt sie auch Engel, der Angelus ist ein Bote Gottes.
In der Bibel wird viel von ihnen erzählt. Sie steigen auf der Himmelsleiter auf und nieder in Jakobs Traum, sie sagen Sarah, dass sie ein Kind bekommen wird, sie sprechen zu Mose, dass er berufen ist, das Volk Israel in die Freiheit zu führen. Der Engel stellt sich Bileam und seiner Eselin in den Weg, um ihn daran zu hindern, das Volk Israel zu verfluchen. Ein Engel kündigt Maria an, dass sie die Mutter von Jesus werden wird und die Engel verkünden seine Geburt den Hirten auf dem Felde. Gott braucht Boten.
Im Film „Himmel über Berlin“ von Wim Wenders sind die Engel schwarzgekleidete Menschen, die in der Stadt umhergehen. Nur die Kinder können sie sehen und nehmen sie als selbstverständlich hin. Die Engel können trösten, festhalten, Mut zuflüstern. Sie können nicht in das Geschehen eingreifen, aber sie sind da und manchmal spürbar.
An diesem Wochenende fangen die Herbstferien an. Viele machen sich auf, um sich zu erholen, Familie und Freunde zu besuchen, die Seele baumeln zu lassen. Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen immer wieder Menschen begegnen, die der Himmel schickt, und dass sie behütet bleiben. So wie es in einem bei Taufen häufig gewünschten Bibelspruch heißt: Denn er hat seinen Engel befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen. Psalm 91, 11

Mirjam Philipps
Pfarrerin der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Windheim
„Ihr lebt da, wo andere Urlaub machen!“ Gedanken zum Erntedankfest 2021
Ich bin unterwegs beim Nordic Walking im Naturschutzgebiet entlang der Bastau. Der Mais ist in die Höhe geschossen, bald ist Erntezeit.
Die Vögel kreisen in Scharen über Wiesen und Feldern. Das „Muhen“ der Kühe ist zu hören, zwei Störche kreisen über mir, ab und zu gilt: „Rehe in Sicht!“
„Ihr lebt da, wo andere Urlaub machen!“ Dieser Satz fiel relativ schnell bei einem der ersten Besuche von Dortmunder Freunden, nachdem wir 2009 hierher nach Minden gezogen waren.
Jetzt an Erntedankfest, da wird mir bewusst, wie gut es mir und uns allen geht, in Europa, in Deutschland, in Ostwestfalen, hier in Minden.
Auch wenn die Ernten der letzten Jahre nicht so gut ausgefallen sind – Hunger und Durst mussten wir nicht leiden!
Von Dürre, Feuer und Flutkatastrophen blieben wir in Minden verschont. All das erfüllt mich mit großer Dankbarkeit.
Denn auch die Kontakte in der Gemeinde haben zum Großteil die Pandemie überstanden. Sie haben sich verändert.
All das lässt mich dankbar sein und diese Dankbarkeit gibt mir Kraft für Neuanfänge.
Wir müssen Gemeinde neu bauen, uns den veränderten Situationen anpassen. Wir müssen mehr auf unsere Umwelt achten, das ist in der Pandemie schnell aus dem Blick geraten.
Dass sich der Klimawandel nicht wegdiskutieren lässt, haben wir bei den Unwetterkatastrophen dieses Jahres erlebt. Und bei all dem Leid, oder vielleicht besser trotz allem Leid, das entstanden ist: jetzt gilt es anzupacken und nach vorne zu sehen.
Den Auftrag Gottes, diese Erde zu bebauen und zu bewahren und uns damit auch um unsere Mitmenschen zu kümmern, den wird niemand abstreiten. Für das Wachsen des Umweltbewusstseins bin ich dankbar, haben sich doch die 32 Konfirmanden meines diesjährigen Jahrgangs Blumenschmuck für die Martinikirche gewünscht, der nachher ausgepflanzt werden konnte.
All das schwingt für mich mit an Erntedankfest: Dankbarkeit, Freude, Sorge, Trauer, Chancen zum Neuaufbruch.
Gemeinsam können wir das schaffen, unser Mindener Land so zu erhalten, dass Menschen auch weiterhin sagen:
„Ihr lebt da, wo andere Urlaub machen!“ Und über unser Mindener Land hinaus gilt das für die ganze Erde.
Zugleich brauchen wir gelingende Gemeinschaft unter Menschen, die an einem Strang ziehen, um diese Ziele zu verfolgen.
Und für uns alle gilt dabei, dass Jesus sagt: „Du bist nicht allein! Ich bin dabei!“

Thomas Pfuhl
Pfarrer in der Ev.- Luth. St. - Martini - Kirchengemeinde Minden/Erlöserkirche