Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Drei. Einig.

Den Sonntag dieser Woche, den 30. Mai, begehen die katholischen Christen als ersten Sonntag nach dem Pfingstfest als sogenannten Dreifaltigkeitssonntag.

Der Begriff Dreifaltigkeit als Chiffre eines der schwierigsten theologischen Themen wurde 1945 ausgerechnet als Deckname des US-Militärs für die erste Kernwaffenexplosion benutzt: Trinity = Dreifaltigkeit. Der Physiker Julius Robert Oppenheimer dachte bei dieser Namensgebung an ein Gedicht von John Donne mit der Zeile „Zerschlage mein Herz, dreifaltiger Gott“. Das „Herz“ der Bombe bestand nämlich aus drei Schichten reaktiver Elemente, die wiederum mit drei Schichten Sprengstoff ummantelt gezielt zur Explosion gebracht wurden.

Das christliche Gottesbild, das an diesem Sonntag im Vordergrund steht, bietet gerade im interreligiösen Dialog ebenso einiges an Sprengstoff! Es ist hoch komplex und überfordert oft auch gestandene Kirchenmenschen. Wie soll man erklären, dass das Christentum eine Ein-Gott-Religion ist, also monotheistisch und doch sich dieser Gott in drei Personen dem Menschen zeigt?

Es ist schwer, sich dem Glaubensgeheimnis der Dreifaltigkeit anzunähern, geschweige denn es erfassen zu wollen.

Bereits die sogenannten Kirchenväter, herausragende Theologen der ersten Jahrhunderte der Geschichte der Kirche, benutzten Bildworte zur Veranschaulichung der Trinität, auch wenn sie dabei deutlich machten, dass Bilder nur unvollkommen oder gar irreführend und falsch sein können. Da gibt es das Bild vom Baum mit Wurzeln, Stamm und Zweigen (Tertullian) oder vom Regenbogen mit Sonne, Sonnenlicht und Farben (Basilius von Caesarea) oder von den drei Kerzen, die doch ein einziges Licht verbreiten.

Ein lokal in Westfalen sehr bekanntes Symbol der Dreieinigkeit ist das berühmte Drei-Hasen-Fenster in Kreuzgang des Paderborner Domes, dem Sitz des Erzbistums, zu dem auch Minden gehört. „Es sind der Hasen und der Löffel drei, doch hat jeder Hase zwei!“, so lautet der Merkspruch, den jedes Paderborner Schulkind kennt. Die Hasen, die im Dreieck (in sich auch ein Symbol für den dreifaltigen Gott) angeordnet sind, haben jeder für sich nur in dieser besonderen Form jeweils drei Hasenohren: nehme man gedanklich einen springenden Hasen aus dem Bild heraus, wären er und seine zwei Artgenossen unvollständig.

Ein Blick über unseren Landstrich hinaus bietet mit dem Hl. Patrick und der grünen Insel Irland ein weiteres Bild, mit dessen Hilfe wir uns der Dreifaltigkeit nähern können. Patrick gilt als der Patron Irlands und stand ebenfalls vor dem Problem der Erklärung der Trinität, es gäbe zwar ausschließlich einen Gott, den jedoch in drei Personen. Damit dies Mysterium verstanden werden konnte, griff Patrick zu einem religionspädagogischen Geniestreich, der bis heute unvergessen ist. So findet sich das Kleeblatt nicht nur auf Irlands grünen Wiesen, sondern auch auf Postkarten, Butterverpackungen und dunklem Bier mit dichtem Schaum.

Wie kam es zu der ungebrochenen Beliebtheit des dreiblättrigen Kleeblatts? Der Sage nach benutzte Patrick ein Kleeblatt mit drei Blättern, um dem keltischen Fürsten Laoghaire die Dreifaltigkeit zu erklären. Patrick nahm ein „Trifolium“, dessen drei Blätter den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist symbolisieren. Die drei Blätter bilden zusammen ein Kleeblatt, so bilden die drei Personen von Vater, Sohn und Heiligem Geist einen Gott.

Auch wenn der Vergleich natürlich hinter der unauslotbaren Tiefe des Glaubensgeheimnis zurückbleibt, hatte Patrick mit dem Kleeblatt den Widerstand gegen den christlichen Glauben überwunden. Nach dieser legendären Lehrstunde erlaubte der Keltenfürst dem Heiligen, die Insel zu missionieren und das Christentum dort weiter zu verbreiten. So wurde Irland zu einer der ältesten christlichen Nationen Europas.

Alle Bilder, die eher unnützen, gedanklichen Krückstöcken gleichen, alles menschliche und deshalb begrenzte Nachdenken über die Dreifaltigkeit macht trotz ihrer Unzulänglichkeit deutlich: Gott ist Liebe, die nicht bei sich bleibt, sondern sich selbstlos dieser Welt mitteilt in Jesus Christus durch seinen Heiligen Geist, der von beiden ausgeht!

David F. Sonntag

David F. Sonntag

Pastor am Dom

Pfingsten – oder: das Akku-Ladegerät

 

Was feiern wir eigentlich Pfingsten? Zu dieser Frage fällt mir ein Ladegerät für Akkus ein. Wenn ein Akku leer ist, stecken wir ihn ins Ladegerät, damit Energie aufgeladen werden kann.

Die Bibel erzählt, wie vorm ersten Pfingstfest der innere Akku der Freunde Jesu leer war. Sie waren aller Energie, die Jesus in ihnen geweckt hatte, beraubt. Die Osterbotschaft hatte ihr Herz nicht wirklich berührt. Aber dann erfüllte sie der Geist Gottes. Sie bekamen neue Hoffnung, so erzählt die Bibel.

Der heilige Geist ist ein Mutmacher, ein Energiegeber – damals wie heute.Er bedient sich dabei der Energiequellen, die Gott in unser Leben gegeben hat, z.B. der Gemeinschaft: Die Freunde Jesu waren trotz aller Mutlosigkeit zusammengeblieben, um sich zu stützen. Es lohnt sich, auch heute darauf zu achten, wo für uns solche Energiequellen zu finden sind, durch die der Heilige Geist ermutigen will.In der Bibel wird die aufbauende Energie des Geistes Gottes, der neue Lebensmut, mit dem Namen Jesu verknüpft. „Ich bin bei euch alle Tage in der Kraft meines Geistes“, so hatte der auferstandene Jesus verheißen. Solches Vertrauen auf Gottes Liebe und seine Lebensenergie zu wecken, ist der Sinn von Pfingsten.

Allerdings ist nicht jede Energiequelle gleichwertig. Wie aufbauend ist es z.B. zu wissen,  dass andere an einen denken und für einen beten. Wo Menschen gerade auch jetzt in der Pandemie mit anderen lachen, aber auch mit ihnen weinen und nicht aufhören, sie in ihrer Not zu begleiten, leben sie im Geiste Jesu.Welch Un-Geist kommt dagegen zum Zuge, wenn z.B. Kraft aufgewendet wird, um den eigenen Frust an Mitarbeitenden in den Impfzentren auszulassen.Und übelste Assoziationen werden geweckt, wo auf die entschieden abzulehnende gewaltsame Auseinandersetzung zwischen Palästinensern und Israelis mit menschenverachtenden Symbolen wie dem Anzünden von israelischen Fahnen vor Synagogen reagiert wird.

So ist beides zusammenzuhalten: Das ermutigende Auftanken des inneren Akkus aus der Verheißung des Geistes Gottes und das geistvolle Entgegentreten gegen allen Ungeist der Hartherzigkeit und Unmenschlichkeit.

In diesem Sinne wünsche ich uns ein „Geist-reiches“ Pfingstfest!

Horst Fißmer

Horst Fißmer

Pfarrer an der Christuskirche Todtenhause/Kutenhausen

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Am Donnerstag haben wir Himmelfahrt gefeiert. Wie Sie den Tag begangen haben in diesen besonderen Zeiten, weiß ich nicht.

Doch eine Frage stellen sich manche an Himmelfahrt. Sind Christen Träumer? Sind Christen ein „Hans-Guck-in-die-Luft“ Menschen, die sich nur mit dem Himmel beschäftigen und solche abstrusen Feste feiern, wie eben Himmelfahrt?

Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? (Apostelgeschichte 1, Vers 11)

Auf einmal ist Jesus weg. Eben redet er noch mit seinen Jüngern und plötzlich ist er weg. Er verschwindet in einer Wolke. Er fährt in den Himmel. Er geht zurück zu Gott.

Abschied ist normalerweise etwas Trauriges. Nicht so bei der Himmelfahrt, weil wir die Gewissheit haben, dass Jesus durch seine Himmelfahrt nicht fern entrückt ist, sondern uns nähergekommen ist. Himmelfahrt heißt nicht: Jesus ist jetzt ganz weit weg, sondern es heißt: Jesus ist jetzt immer bei uns. Er ist jetzt anders gegenwärtig, aber er ist immer da. Er war es nicht nur damals, sondern er ist heute da, auch bei uns. Da kommt Pfingsten mit ins Spiel: Durch seinen Heiligen Geist ist er bei uns. Himmelfahrt ist nicht das Antiweihnachten, sondern die Erfüllung von Weihnachten. Wenn Weihnachten heißt: Jesus ist gekommen, dann heißt es hier: Jesus kommt immer noch. Zu mir und zu dir.

Christen sind keine Hans Guck-in-die-Luft, keine Himmelsglotzer, die vor lauter Himmel gar nicht mehr merken, was auf der Erde passiert. Nein, wir als Christen leben in dieser Welt. Wir haben hier ein Leben zu meistern. Wir haben die Aufgabe, Jesus zu bezeugen.

Und das ist unsere Aufgabe, auch und gerade in dieser besonderen Zeit. Fröhlich unseren Glauben leben und weitergeben, auch ohne Gottesdienste mit Gemeindebeteiligung, so schwer es uns fällt. Fröhlich sein, ob an Himmelfahrt oder in den möglichen Begegnungen im Alltag, weil Jesus da ist, bei uns ist und Kraft gibt.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie diese Kraft täglich erfahren.

Peter Fischer
Kirchengemeinde Hille
Dorfstr. 31
32479 Hille

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Peter Fischer

Peter Fischer

Pfarrer, Ev. Kirchengemeinde Hille