Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Vor Gott sind alle Menschen gleich und mit Würde versehen.

Vor Gott sind alle Menschen gleich und mit Würde versehen. In der Bibel lesen wir auf den ersten Seiten, dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbild schuf: „Da schuf Gott Adam, die Menschen, als göttliches Bild, als Bild Gottes wurden sie geschaffen, männlich und weiblich hat Gott sie geschaffen.“ (1. Mose 1,27).

In der extremen Rechten haben die Grundüberzeugungen jüdisch-christlicher Tradition keinen Wert. Diese werden ebenso überschritten wie Menschenrechte und Gesetze unseres Landes. Drei Politikerinnen aus der Partei „Die Linke“ stehen im Visier einer Gruppe, die sich „NSU 2.0“ nennt. Die Fraktionschefin der Linken im Hessischen Landtag, Janine Wissler, die neue Fraktionschefin der Linken im Berliner Abgeordnetenhaus, Anne Helm, und die Bundestagsabgeordnete Martina Renner bekamen Emails, in denen sie mit dem Tod bedroht werden.

Die Gefährlichkeit der extremen Rechten ist bekannt. Ich denke an die Ermordung 10 muslimischer Menschen durch den NSU und an die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke vor einem Jahr. Zwei der Drohmails an die Politikerinnen weisen auf einen Computer der Polizei in Wiesbaden hin. Der hessische Innenminister räumte die Möglichkeit eines rechtsextremistischen Netzwerkes innerhalb der Landespolizei ein.

Hetze, Rassismus und Frauenfeindlichkeit sind keine Meinungsäußerungen. Sie zeugen von einer menschenverachtenden Haltung, die nicht tolerierbar ist in einem demokratischen Staat und in den Kirchen. Seien wir wachsam und mutig, wenn wir im Alltag damit in Berührung kommen. Halten wir dagegen, wenn Zeitgenossen Linien der Toleranz überschreiten. Mut dazu macht der Apostel Paulus: „Da ist nicht jüdisch noch griechisch, da ist nicht versklavt noch frei, da ist nicht männlich noch weiblich: denn ihr seid alle eins in Christus Jesus“ (Gal. 3, 28). Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Nationalität und Hautfarbe haben im Angesicht Gottes und in der Nachfolge Jesu keine Bedeutung. Gott schenkt Würde – jeder und jedem Einzelnen.

 

Imke Reinhardt-Winteler

Imke Reinhardt-Winteler

Pfarrerin im Referat für gesellschaftliche Verantwortung des Evangelischen Kirchenkreises Minden

Und der Mensch blüht auf

In diesem Jahr habe ich meinen Garten besonders geschätzt und mit mir viele Menschen, mit denen ich in der Coronakrise gesprochen habe.

‚Ich bin so dankbar für unseren Garten‘ habe ich oft gehört ‚ da können wir jederzeit rausgehen. Und es tut so gut darin zu arbeiten, das erdet mich und bringt mich auf andere Gedanken.‘ Dazu haben viele ihren Garten auch auf ‚Selbstversorgung‘ hin angeschaut – die Gartencenter haben es gemerkt an den vielen Gemüsesetzlingen und Saatgut, die sie verkaufen konnten.

 

Meinen Garten kann ich gestalten, ich kann jäten, schneiden, säen und pflanzen. Mein Garten dankt mir meine Bemühungen mit Wachstum, Blüte und Frucht.  Dazu besuchen mich viele Tiere in meinem Garten und werden meine Untermieter.

Und mein Garten gibt mir immer wieder etwas zum Nachdenken.

In diesem Frühjahr und Sommer z.B., als es um die Frage ging: Was gibt uns Halt und Vertrauen in dieser Krise? – da fielen mir die Pflanzen auf, die nur gut wachsen können, wenn sie eine Rankhilfe haben, etwas an dem sie sich festhalten können. Das sind z.B. Erbsen und Stangenbohnen, aber auch Wein am Spalier und die wunderbar duftenden Wicken.

Diese Pflanzen suchen um sich herum und wenn sie einen Stab, eine Schnur oder eine andere Pflanze ertasten, dann halten sie sich an ihnen fest und wachsen in die Höhe.

Auch wir Menschen haben es immer mal wieder nötig uns irgendwo festzuhalten, bei der Familie, den Freunden, den Arbeitskollegen oder in der Kirchengemeinde.

Es tut uns gut, wenn wir Menschen haben, denen wir vertrauen können. Bei denen blühen wir auf.

Es gibt Situationen in denen haben wir den Eindruck, dass alle Sicherheiten wegbrechen und wir nichts haben, woran wir uns halten können.

Dann, aber nicht erst dann, ist es gut zu wissen, dass Gott uns seine Unterstützung versprochen hat. In der Bibel finde ich viele vertrauensstärkende Worte als  ‚Rankhilfe‘ für mein Leben. Wie die Worte, die der Beter oder die Beterin des 23.Psalms gefunden hat: Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

 

Bleiben Sie behütet!

Katja Reichling

Katja Reichling

Pfarrerin, Mariengemeinde Bezirk 3/Christuskirche Todtenhausen/Kutenhausen

Gottesdienst zwischen Himmel und Erde

Vieles, was ich in den letzten Wochen zu tun hatte, fand möglichst im Freien statt. Gottesdienste draußen an den Kirchen, Gottesdienst auf den Spielplätzen und dem Außengelände der Kindergärten, Konfirmandenunterricht rund ums Gemeindehaus, Schulgottesdienst auf der Wiese, sogar der Gottesdienst zu einer Goldenen Hochzeit konnte im Innenhof der Kirche gefeiert werden, rund um einen schattenspendenden Baum.  Manchmal gab es auch einen kleinen Schauer, Regenschirme und Jacken waren vorsichtshalber mitgebracht worden. Mein Auto ist jetzt ein Technikmobil zum Transport von Verstärkeranlage und E-Klavier. Corona macht es möglich und nötig. Manchmal fühlt sich diese Zeit eben wie ein fortdauernder Campingurlaub an, in dem vieles spontan geplant werden muss und man nie so genau weiß, was am nächsten Tag ansteht. 

Das Schöne an den Veranstaltungen im Freien ist, dass man dem Himmel so nah ist, die Luft und die Sonne im Gesicht spürt, auf die Weser schauen kann oder in die Blätter der Bäume. Viele sagen, es ist alles „irgendwie lockerer“ als drinnen.  Die Open Air Gottesdienste veranschaulichen die Verbindung von Himmel und Erde. All das, was uns in dieser schwierigen Zeit auf dem Herzen liegt, stellen wir in den Zusammenhang Gottes, der Himmel und Erde gemacht hat und bitten ihn um seine Hilfe. Der Segen, den wir zusprechen, kommt aus der Weite der Liebe und Barmherzigkeit Gottes: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“, so sagt es Psalm 31.   Wenn ich auf der Wiese sitze, den Himmel über mir, dann kann ich mir das besser vorstellen.

Ich wünsche Ihnen Gottes Segen und einen erholsamen Sommer!

MIrjam Philipps

MIrjam Philipps

Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Windheim