Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Gottes wunderbare Schöpfung

Es hat wieder geregnet. Tut das gut. Die Luft ist klarer, der Boden feucht für die Pflanzen, und die Regentonnen sind gut gefüllt. Fast vier Wochen hatten wir keinen Regen. Und während ich diese Worte schreibe, am Freitag der vergangenen Woche nach den angekündigten schweren Unwettern, können wir uns im Mindener Land freuen, dass der Regen bei uns als satter Landregen gekommen ist. Aber auch wir in Ostwestfalen bekommen immer mehr eine `kleine´ Ahnung davon, was der Klimawandel bedeuten kann. Wie schwer wir uns aber tun, Gewohnheiten zu verändern, das haben doch die letzten Monate gezeigt. Zum Teil sehr erbittert wurde diskutiert, wie und in welcher Form wir zukünftig in Deutschland im Winter anders heizen können. In der Tat ist es bitter, wenn ein älteres Ehepaar erzählt, dass sie beide für ein neues Heizsystem in ihrem Häuschen gar keinen Kredit bekämen und sie von ihrer schmalen Rente nie die Kosten aufbringen könnten. Sie sind dankbar, dass die Kinder sie unterstützen wollen. Doch eigentlich wollten sie Kinder und Enkelkinder immer mal wieder mit kleinen Geschenken erfreuen.
Viele, viele Fragen sind da. Wie kann so eine Energiewende und ein Leben im Einklang mit unserer Natur gelingen? Doch Weggucken geht auch nicht, das wird immer deutlicher. In 1. Mose 2 (Vers 15) heißt es: Gott hat uns diese Erde gegeben, damit wir sie „bebauen und bewahren“. Und Pfingsten hören Menschen: Gott schenkt uns seinen Geist und mit ihm auch Phantasie und Mut, neue Wege zu gehen. Manchmal hilft auch ein Blick zurück: Den Ozonkiller FCKW haben wir aus unseren Kühlschränken verbannt. In der Weser können wir wieder baden. In meiner Kindheit war das nicht möglich. Es lohnt also, die Wunden der Schöpfung zu benennen. In den kommenden Sonntagsgottesdiensten feiern wir in unserer Mariengemeinde im Rahmen unserer Sommerkirche „Gottes wunderbare Schöpfung“. Und wollen ein Stück weit gemeinsam diskutieren und gucken, welche Schritte wir uns zu gehen trauen, um zu bewahren, was Gott uns anvertraut. Lassen Sie sich einladen.

Sabine Bade

Sabine Bade

Pfarrerin in der Ev.-Luth. St. Marien-Kirchengemeinde am Martin-Luther-Haus

Durst nach mehr?

Die Natur erinnert uns derzeit daran, wie wichtig Wasser ist. Seit einem halben Jahr bin ich neu in Minden und immer wieder stoße ich auf die Bedeutung des Wassers! Die Weser prägt diese schöne und geschichtsträchtige Stadt, der Sachsenherzog Widukind bekehrte sich an der gleichnamigen Quelle und St. Erkanbert (der erste Bischof von Minden) erbaute seine Kapelle auf einem Brunnen, der noch heute unter dem Hauptaltar des Mindener Domes liegt.
Wasser ist nicht nur nötig, um zu überleben, es ist auch von symbolischer Bedeutung.

Wenn ich die Natur sehe frage ich mich, wie es denn eigentlich um mich steht. Eigentlich ist vieles gut im Leben, doch sobald Phasen der Trockenheit anbrechen und Äußerliches nicht mehr so schön ist, merke ich: Innerlich ist da Dürre, ist da ein Durst.
Kein Durst nach Wasser oder einheimischen Getränken, sondern ein Durst nach mehr: Ein Durst nach Gott.
Auch als Priester, als „Geistlicher“ stillt man diesen Durst nicht immer sofort. In festen Gebetszeiten haben wir das Glück, dass wir beten sollen. Doch außerhalb der Pflicht und der Gewohnheit? Äußeren Durst nach Wasser spüren wir schnell, der „innere“ Durst kann lange verborgen sein. Jesus Christus sagt „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben.“

Und damit sind wir beim Punkt. Wie sieht es aus mit Ihrem inneren Durst? Was nährt Ihre Seele? Gibt es außerhalb der Gewohnheit eine Begegnung mit Gott?
Mit der Schöpfung sollen wir verantwortungsvoll umgehen. Mit unserem Innenleben, unserer Seele mindestens ebenso!
Die in Minden geborene Getrud von Le Fort sagte es so schön: „Wehe euch, die ihr uns mit Bechern tränket: einer Seele soll man die Ewigkeit geben.“

Ich bin sicher: Wir tragen es alle in uns: den Durst nach mehr!

Pastor Jakob Jan Küchler

Pastor Jakob Jan Küchler

Kath. Dompropsteigemeinde St. Gorgonius u. St. Petrus zu Minden

Ferienreif

Noch ein paar Tage, dann ist es geschafft. Die Schultaschen fliegen in die Ecke, die Brotdosen werden vorher hoffentlich noch geleert. Und dann ist „chillen“ angesagt bei allen, die etwas mit Schule zu tun haben.
Der Endspurt vorher ist eine echte Herausforderung. Hier noch eine Arbeit, da ein Schulfest, ein Ausflug, vor den Ferien ist viel los. In den letzten Schultagen ist an Unterricht kaum zu denken.
Und dann steht – endlich – Erholung an erster Stelle. Aber das ist gar nicht immer so leicht. Als Familie sind wir uns einig: der Strandurlaub wird es nicht. Und ist es nicht viel klimafreundlicher, zu Hause zu bleiben? Aber da kommt die Erholung zu kurz. Wären ein paar Einkehrtage nicht schön, aber dann bitte ohne Kinder. Oder ein Wellnessurlaub. Eine Freizeit für die Kids. Oder als Familie.
Es ist gar nicht so einfach, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen. Alle haben ihre eigenen Vorstellungen von Urlaub und Entspannung. Klar ist, der Druck muss raus. Der Akku ist leer.
„An alle, die total unter Druck stehen, weil so viel von ihnen verlangt wird: Kommt zu mir! Ich werde dafür sorgen, dass ihr euch so richtig entspannen könnt.“ – Jesus in Matthäus 11,28.
„Jesus“, würde ich gerne sagen, „Wie soll das gehen? Du kennst unseren Alltag nicht. Die Zeiten heute sind viel anstrengender geworden als vor 2000 Jahren. Immer erreichbar. 1000 Möglichkeiten. Und Aufgaben. Und Pflichten. Das ist mit deinem Leben damals überhaupt nicht zu vergleichen.“
Aber das Angebot Jesus gilt: „Komm zu mir. Ich will dir Ruhe schenken.“
Das ist die Voraussetzung: zu Jesus zu kommen – in Gedanken, Gebet, Musik, in eine Kirche, in die Natur. Zeit, losgelöst vom stressigen Alltag mit all seinen Anforderungen. Nach Gottes Willen fragen. Und feststellen, Gott macht viel weniger Druck als ich gedacht habe.
„Erquicken“ steht in der Lutherbibel, so wie ein frisches Glas Wasser an einem heißen Tag. Ich bin gespannt, was Gott sich einfallen lässt, wenn wir uns auf ihn einlassen, zu ihm gehen.

Nicole Bernardy

Nicole Bernardy

Pastorin, Evangelisch-methodistische Kirche