Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Irische Segenswünsche

Lesen und hören Sie auch so gerne diese altirischen Segenssprüche? Ein ganz bekanntes Schutzgebet aus dem 7. Jahrhundert beginnt so: „Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen. Der Herr sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen. Der Herr sei hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen. Der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen …“ (Evangelisches Gesangbuch 958) Die konnten das wirklich gut, die Iren: segnen oder besser gesagt den Segen Gottes zusprechen. Sie sagten nicht einfach: „Gott segne dich“ oder „Alles Gute“, sondern in bildhaften Worten sprachen sie ihre guten Wünsche aus: „Möge dein Weg dir freundlich entgegenkommen, Wind dir den Rücken stärken. Möge Sonnenschein deinem Gesicht viel Glanz und Wärme geben. Der Regen möge deine Felder tränken. Und bis wir beide, du und ich uns wiedersehen, halte Gott dich schützend in seiner Hand.“ Wer hat wohl wem diese Worte zuerst zugesprochen? Es sieht so aus, als ob jemand auf die Reise geht und ein anderer seinen Segen dazugibt. Und wenn wir einander den Segen Gottes wünschen? Wenn wir ein wenig mehr sagen als „Gute Fahrt“ oder „Schönen Urlaub“? Ein paar Worte mehr finden, um dem anderen Menschen zu zeigen, was wir ihm wünschen? Vielleicht könnte sich das so anhören: Möge die Fahrt dir kurz vorkommen und kein Unglück dich treffen. Gute Laune möge dich begleiten, sogar im Stau auf der Autobahn. Starke Nerven und ein wenig Humor seien in dir, wenn es heiß wird und die anderen nicht so gut Auto fahren wie du. Möge die Erholung in deinem Urlaub früh beginnen. Sonne möge dich empfangen und dir an vielen Tagen scheinen, auch in deinem Herzen, dass dein Körper sich wohl fühlt und deine Seele sich erholt. Es möge immer ein Lächeln übrig sein für dich und deinen Nächsten und für den Fremden, der dir begegnet. Gott schenke dir an Regentagen fröhliche Gedanken, ein gutes Buch, Menschen zum Reden und Zuhören und offene Augen für die Schönheit der Natur. Und wenn es heimwärts geht, dann mit schönen Erinnerungen und mit Freude auf das Wiedersehen des Vertrauten und der Menschen, die auf dich warten und sich auf dich freuen. Gott behüte uns alle, zu Hause und auf Reisen, beim Losfahren, am Urlaubsort und wenn wir zurückkehren!

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Ekkehard Karottki

Ekkehard Karottki

Pfarrer, Kirchengemeinde Kleinenbremen

Zeit läuft….

Wenn ein Ausdauersportler diese Worte hört, dann weiß er: Jetzt zählt es. Jetzt muss ich meine Leistung abrufen. Jetzt kommt es drauf an.

Zeit ist Geld. So sagt man. Immerhin reden wir über Zeit wie über Geld: Wir wollen sie sparen, wir verlieren sie. Sie wird uns gestohlen. Sie rinnt uns durch die Finger. Keiner hat genug davon.

In der nahen Zukunft hat man es geschafft, den Alterungsprozess zu stoppen. Um eine Überbevölkerung zu vermeiden, wurde Zeit kurzerhand zum Verkaufsobjekt erklärt. Unsterblich können nur diejenigen sein, die das nötige Kleingeld besitzen, sich Zeit zu erkaufen. Alle anderen müssen permanent um ihr Leben bangen, so beschreibt es der Film „In time – deine Zeit läuft ab“.

Die Szene, die mich in diesem Film am stärksten berührt hat, ist eine kurze Sequenz, in der ein kleines Mädchen die Passanten anbettelt, ob sie ihr vielleicht 5 oder 10 Minuten Zeit spenden könnten. Da jeder den aktuellen Kontostand seiner verbleibenden Zeit auf dem Unterarm sehen kann, hat jeder auch sein eigenes Ende immer direkt vor Augen. Durch die Berührung der Unterarme kann die Zeit übertragen werden.

Zeit ist mir geschenkt. Wir haben sie – und zwar alle gleichmäßig jeden Tag – und wir bekommen sie geschenkt. Das wusste schon der Beter des 31.ten Psalms: „Ich aber, HERR, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen.“ Gott schenkt mir meine Zeit und vertraut sie meiner Verantwortung an. Ich kann meine Zeit mit Menschen teilen, meine Zeit bei einem Besuch verschenken, meine Zeit einsetzen, um zu helfen und zu trösten. Auf jeden Fall darf ich meine Zeit füllen und gestalten.

Mit diesem Wissen spreche ich diesen Psalm: „Du bist mein Gott – du schenkst mir meine Zeit.“

Viel Freude an diesem Geschenk und viele Einsatzmöglichkeiten wünscht ihnen

Olaf Mohring

Beate Rethemeier

Beate Rethemeier

Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Dankersen

Entlastung

Da verspricht ein Jugendlicher seinem Freund, das ihm anvertraute Geheimnis nicht weiterzuerzählen. Aber er tut es doch. Sein Freund erfährt es und ist sauer. Der Jugendliche hat Gewissensbisse und leidet darunter. Er fühlt eine Last, die ihn bedrückt. Aber er traut sich nicht, mit seinem Freund offen darüber zu sprechen.

Oder ein Mädchen, dessen Eltern sich getrennt haben. Die Trennung belastet sie, bedrückt sie, auch wenn sie im tiefsten Innern weiß, dass das der beste Weg ist. Die heile Welt von früher ist aus den Fugen geraten. Ihr Leben ist nicht mehr unbeschwert. Sie fühlt die Last, die sie bedrückt.

Es gibt viel, das uns im Leben belastet, das uns niederdrückt und beschwert. Das kann eine Krankheit sein, eine Enttäuschung, Angst, der Tod eines nahestehenden Menschen, der Tod eines Haustieres. Das können auch Hass-Mails aus den sozialen Medien sein, oder dass uns ein anderer Mensch einfach auf Dauer ignoriert und keinen Kontakt mehr mit uns haben will. Das kann auch eine durchgefallene Prüfung sein oder keine Reaktion auf Bewerbungen.

Es gibt in jedem Leben solche Belastungen, die uns Unruhe bringen, die uns das Herz schwer sein lassen, die uns runterziehen, es in uns und um uns herum dunkel erscheinen lassen. Wir mühen uns ab, in vielen Bereichen, aber das Ziel „frei sein“, „Ruhe geschenkt bekommen“, erreichen wir nicht. Und wir wünschen uns nichts sehnlicher als einen, der dafür sorgt, dass wir wieder aufatmen können, einen, der uns Entlastung bringt.  

Ich kenne so einen. Es ist Jesus, der gesagt hat: „Kommt her zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid! Ich will euch Ruhe schenken.“ (Matthäus 11, 28 nach der Basis Bibel) Das ist der Wochenspruch für die mit Sonntag beginnende Woche. 

Ich bin froh über Jesu Einladung. Meine Erfahrung ist, dass es gut tut, sie anzunehmen, dass es gut tut, ihm meine Last zu übergeben, sie ihm anzuvertrauen. Dann spüre ich Erleichterung, dann komme ich zur Ruhe. Dann bekomme ich von ihm Kraft. Dann kann ich aufatmen. Nehmen wir Jesu Angebot an!

Ich wünsche Ihnen eine Sommerzeit voller Hoffnung und Mut! Bleiben Sie behütet!

Dorothea Hüffmann

Dorothea Hüffmann

Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische KirchengemeindeBarkhausen